Spotify und Samsung kooperieren – zahlen Nutzer bald drauf?

Spotify soll in Zukunft auf allen neuen Samsung-Geräten sein.
Spotify soll in Zukunft auf allen neuen Samsung-Geräten sein.

Samsung und Spotify verbünden sich: Auf neuen Geräten von Samsung wird bald der Musikstreaming-Dienst Spotify vorinstalliert sein. Kurzfristig bedeutet das für Samsung-Nutzer eine nervige, vorinstallierte App mehr; langfristig könnte das dem Wettbewerb auf dem Streamingdienst-Markt schaden.

Spotify hat ein für Digitalkonzerne gewöhnliches Geschäftsmodell: Das schwedische Unternehmen investiert immer weiter in sein Wachstum – bis es ein bestimmtes Ziel erreicht hat. Das kann eine Umsatzhöhe oder Nutzerzahl sein. Bis dieses Ziel erreicht ist, nimmt das Unternehmen Verluste in Kauf. Nach eigenen Angaben hat Spotify momentan rund 180 Millionen aktive Nutzer, von denen rund 83 Millionen auch für Spotify Premium zahlen. Damit ist das Ziel aber noch nicht erreicht, denn die Schweden machen trotz der hohen Nutzerzahl noch keine Gewinne. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal des Jahres 2018 immer noch 394 Millionen Euro verbrannt.

Wie funktioniert Spotifys Geschäftsmodell?
Spotify muss zuerst die Lizenz für einen Song erwerben, um ihn abzuspielen. Das funktioniert über Verträge mit den Musiklabeln. Hat Spotify die Lizenz für einen Song, kann der Spotify-Nutzer den Song hören. Pro gehörtem Song eines Spotify-Nutzers zahlt das schwedische Unternehmen eine kleine Summe an den Künstler. Die Abo-Gebühren (bei Premium-Nutzern) und die Werbeeinnahmen (bei nicht Premium-Nutzern) stehen diesen Zahlungen an die Musiker gegenüber. Zu den Ausgaben gehören natürlich noch weitere gängige Ausgaben eines Unternehmens wie Mitarbeitergehälter, Raummieten und die Kosten der Werbung für Spotify.

Außerdem kooperiert Spotify zum Beispiel mit Radiosendern, um deren Angebot auf der eigenen Plattform zur Verfügung zu stellen, oder mit Autoherstellern und Smartphone-Bauern, um die App zu etablieren – zumindest unter Nutzern von Produkten dieser Firmen.

Und Spotify tut ja auch etwas dagegen: CEO Daniel Ek sagt in einem Interview auf der Spotify-Internetseite, die Kooperation mit Samsung sollte mehr Menschen ermöglichen, Spotify zu entdecken – und damit natürlich die Nutzerzahlen von Spotify erhöhen. Zumindest die Börse konnte Ek begeistern: Nachdem Spotify die Kooperation bekannt gab, schoss der eigene Aktienkurs nach oben.

Bei Nutzern sollte das eher für weniger Freudensprünge sorgen. Denn der Markt für Musik-Streaming ist schon jetzt stark konzentriert. Die drei größten Anbieter Spotify, Amazon Music und Apple kontrollieren schon jetzt knapp drei Viertel des Marktes.

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Die drei großen Player haben zusätzlich einen großen Vorteil gegenüber potenziellen Newcomern auf dem Streaming-Markt: Alle drei sind schon auf dem Markt etabliert und werden dem Nutzer vor die Füße geworfen. Dafür müssen sie erstmal gar nichts leisten: Apple Music ist auf Geräten mit dem Betriebssystem IOS vorinstalliert, Amazon Music ist im Prime-Abo enthalten und Spotify wird in Zukunft auf allen neuen Samsung-Geräten vorinstalliert sein. Und jetzt kommt noch Spotifys steigende Marktmacht hinzu: In den letzten drei Jahren konnte Spotify seine Nutzerzahlen um mehr als einhundert Millionen steigern. Die Kooperation mit Samsung könnte das noch einmal beschleunigen.

Spotify hängt die anderen ab

Dass jetzt noch ein neuer Streamingdienst in den Markt eintritt und Spotify und Co. die Nutzer abwirbt, ist kaum vorstellbar. Denn dieser müsste unzählige Verträge über Lizenzen mit Musiklabeln abschließen. Zudem hat Spotify sich mittlerweile einige hochkarätige Kooperationspartner wie Samsung gesichert. Die müsste ein potenzieller Newcomer auf dem Markt erst einmal abwerben. Und dann käme der nächste Schritt: Der neue Anbieter müsste beweisen, dass sein Preisleistungsverhältnis so viel besser ist als das von Spotify. Nur dann würden sich die Nutzer tatsächlich von der Bequemlichkeit lösen, bei Spotify zu bleiben. Hierfür müsste der neue Anbieter auch enorme Werbekosten stemmen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Spotify muss raus aus den roten Zahlen

Auf Dauer könnte es also nur noch einige große Anbieter geben. Diese hätten dann alle eine größere Marktmacht. Spotify könnte das nutzen, sollten steigende Nutzerzahlen allein nicht reichen, um das Unternehmen in die schwarzen Zahlen zu heben: Eine Tendenz, dass Spotifys Verluste sinken, war in den vergangenen Jahren nicht erkennbar. Obwohl die Nutzerzahlen stetig gestiegen sind.

In der Folge könnte Spotify die Kosten für sein Abo erhöhen. Sollte die Preiserhöhung nur gering sein, dürften viele Nutzer zu bequem sein, um zu wechseln. Damit diese Strategie aufgeht, brauchen die Schweden schon zu diesem Zeitpunkt möglichst viele Nutzer.

Die auf dem Samsung-Gerät vorinstallierte Spotify-App, eine Woche kostenlos und danach für Studenten für nur fünf Euro monatlich uneingeschränkt nutzbar, könnte der Köder sein, mit dem Spotify die Musikstreamer in sein Netz locken will.

Teaser- und Beitragsbild: Sven Lüüs

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