Das steckt hinter dem Kampf gegen Fake News

Von Julia Güth und Sarah Schröer Lopez

“Morgan Freeman ist tot”. “Papst Franziskus unterstützt Trump”. “Trump bietet jedem kostenlose One-Way-Tickets nach Afrika an”. Allein die letzte Meldung brachte rund 800.000 Reaktionen. Online verbreiten sich Falschmeldungen rasant. Doch wie kann man dagegen vorgehen?

Seit August hat Twitter Deutschland eine neue Chefin: Jolanta Twarowska. Die 32-Jährige hat gerade eineinhalb Jahre für Snapchat gearbeitet und blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Twarowska hat die europäische Zentrale von Twitter in Dublin maßgeblich mit aufgebaut. Und wer sich als Europäer mit den, nicht leiser werdenden, Fake News-Debatten beschäftigt, der muss gerade nach Dublin schauen. Denn hier befinden sich nicht nur die Europa-Zentrale von Twitter, sondern auch die von Facebook und Google – also von den Unternehmen, die immer wieder mit Fake News in Verbindung gebracht werden. Dieser Teil von Dublin wird auch Silicon Docks genannt.

Wichtiger Standort Dublin

Aber warum ist eigentlich gerade Dublin das Silicon Valley Europas? Ein zentraler Grund ist die niedrige Körperschaftssteuer in Irland. 12,5 Prozent müssen die Gesellschaften als Steuern abführen – und teilweise sogar noch weniger. Wenn Unternehmen investieren oder Geld in Forschung und Entwicklung stecken, kann der sogar noch um einige Prozentpunkte sinken. Zum Vergleich: Das Durchschnittsniveau der Körperschaftsteuer in Europa liegt bei 18,35 Prozent. Aber es gibt noch mehr Gründe, die für Irland sprechen: die EU-Mitgliedschaft, Englisch als Landessprache und ein mit den USA kompatibles Rechtssystem.  In Dublin entstehen deshalb immer mehr Immobilien für ausländische Firmen, die ebenfalls von den Vorteilen profitieren wollen.

Viele Dubliner verbringen ihre Mittagspausen in Silicon Docks. Menschen sitzen auf den Wiesen mit Blick auf das Wasser, die Bürogebäude und die Kräne. Für viele hier gehören Fake News zu Silicon Docks und Irland dazu.

 

Die AfD und Fake News

Das Fake-News-Problem ist also präsent – und nicht nur in Irland. In Deutschland wird vor allem die AfD immer wieder im Zusammenhang mit Fake News genannt. In einer Studie hat sich die Stiftung “Neue Verantwortung” sechs Monate lang, vor der Bundestagswahl 2017, Fake News in Deutschland angeschaut. Sieben von zehn Fällen seien von der AfD instrumentalisiert worden, so das Ergebnis. Aber was genau sind eigentlich Fake News und wo kommen sie her?

 

 

Twitter räumt auf

Im Juli hat US-Präsident Donald Trump laut Deutscher Presse-Agentur auf Twitter mehr als 300.000 Follower verloren. Der Grund: Eine Art Aufräum-Aktion des Kurznachrichtendienstes. Twitter hat Konten gesperrt, um die Verbreitung von Falschinformationen zu verhindern.

Fake News bedeuten aber nicht nur mehr Arbeit für soziale Medien, sondern auch für die Menschen, die hinter den News stehen: Journalisten. Michael McDermott ist der Chefredakteur des irischen Kulturmagazins Totally Dublin, das sich vor kurzem zum Beispiel für die Abtreibung in Irland eingesetzt hat. “Unsere Arbeit hat sich durch Fake News in den letzten Jahren auf jeden Fall verändert”, sagt er.

Was hilft gegen Fake News?

Im Journalismus gibt es einen immer größeren Drang, nicht nur richtig, sondern auch schnell zu berichten. Ein Trend, den Michael McDermott sehr gefährlich findet, wenn es um die Vorbeugung von Fake News geht. Was muss also passieren, um Fake News zu verhindern – wenn schon die Zeit ein Problem ist.

Eine Möglichkeit ist das sogenannte Fact-Checking.

Und genau das haben laut dem Digital News Project 2018 Facebook und Google in diesem Jahr integriert. Der Digital News Project ist ein Projekt des Reuters Institute for Study of Journalism an der Universität Oxford. Es wurde 2012 ins Leben gerufen und zielt darauf ab, den digitalen Nachrichtenkonsum länderübergreifend zu verfolgen und zeitnahe Daten und Analysen für Industrie, Aufsichtsbehörden und Hochschulen bereitzustellen. Das Digital News Project ist, dank der Unterstützung von Google, eine Erweiterung des Reuters Institute Digital News Report, in Form einer umfassenden Reihe von Forschungspublikationen, über die Digital News Initiative.

 

Geldstrafen für Fake News

Das Digital News Project ist jedoch nicht der einzige Versuch, den Fake News Herr zu werden. Auch die Bundesregierung hat das Problem inzwischen erkannt. Seit 2017 gibt es mit dem NetzDG in Deutschland ein Gesetz, das für Online-Plattformen Geldstrafen von bis zu 50 Millionen Euro verhängt, wenn diese es versäumen, Hate Speech oder andere offensichtlich illegale Inhalte innerhalb von 24 Stunden zu entfernen. Auch öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten arbeiten daran Falschmeldungen entgegenzuwirken. Zum Beispiel seit April 2017 die ARD mit ihrem Faktenfinder.

 

Aufklärung im Netz

Schon deutlich länger gibt es Initiativen aus der Zivilgesellschaft. Zum Beispiel Mimikama.  Der Verein klärt seit 2011 über Lügen im Netz auf. “Falschmeldungen entlarven, verdrehte Inhalte klarstellen, auf Nutzerprobleme reagieren – so beschreibt der Verein auf seiner Website seine Aufgaben. Auch das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv gehört zu einem der ersten Fakten-Checkern und veröffentlicht seine Rechercheergebnisse unter dem Label „echtjetzt“. Das Team besteht aus vier Journalisten, die unter anderem auch für Facebook Meldungen analysieren.

Seit 2016 überprüften die Autoren der Website Hoaxmap Behauptungen, die über Flüchtlinge und Asylsuchende im Netz kursieren. Die Hoaxmap sei aus dem Wunsch entstanden, eine Ordnung in die Vielzahl gestreuter Gerüchte zu bringen und die Dekonstruktion selbiger zu erleichtern, erklären die Betreiber auf ihrer Homepage.

 

Jede Minute zählt

Wichtig beim Fakten-Check ist Schnelligkeit. Posts die mehrere Tage im Netz sind, sind oft nicht mehr zu stoppen. Damit diese Posts nicht zu viele Menschen erreichen, muss man muss man schnell handeln, damit eben nur die richtigen Meldungen geteilt und verbreitet werden. Manchmal hilft aber auch nur noch Löschen.

 

Fehler sind keine Fake News

Die deutsche Journalistin Dunya Hayali will vor allem für Transparenz im Journalismus sorgen. Sie hat sich 2017 auf einem Journalismus-Festival zu Fake News geäußert: “Natürlich sind immer Fehler gemacht worden, ich meine: Wir Journalisten sind Menschen, wir machen Fehler. Und wichtig ist es aber, die dann zu korrigieren und sich auch hinzustellen und zu sagen. Das war wirklich falsch. Aber Fake News das ist was anderes.”

Das Onlinemagazin Übermedien beschäftigt sich mit genau diesen Fehlern. Redakteure kritisieren konkret einzelne Artikel, hinter denen journalistisch keine saubere Arbeit steckt. Übermedien berichtet unabhängig, hinter der Seite steckt weder ein Sender, noch ein Verlag oder eine Partei. “Es gibt viele Belege dafür, dass die Beziehung zwischen Publikum und Journalisten gestört ist. Auf der einen Seite wuchern Pauschalurteile über die vermeintliche, Lügenpresse’, die andere Seite reagiert darauf oft mit Trotz”, schreibt Übermedien auf seiner Seite über seine Motivation. Letztendlich gilt es also diese Beziehung zu verbessern, um gemeinsam gegen Fake News anzugehen.

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Ausgabe 1 – Oktober 2017
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