Warum deutsche Filme im Ausland floppen

“Honig im Kopf” von Til Schweiger. Foto: Warner Bros.

Til Schweiger bringt einen Film ins Kino – und keiner will ihn sehen. Was hierzulande undenkbar erscheint, passierte vor gerade mal zwei Monaten in den USA. Hatte der Film „Honig im Kopf“ in Deutschland noch über sieben Millionen Zuschauer und spielte 50 Millionen Euro ein, so brachte er es dort nur auf ein Ergebnis von umgerechnet 10.000 Euro. „Head full of Honey“ wurde von den Kritikern zerrissen und nach nur sechs Tagen wieder abgesetzt. Die Gründe sind dem Produzenten schleierhaft.

Wie steht es um den internationalen Erfolg deutscher Filme? Diese Frage beschäftigt auch die zukünftige Geschäftsführerin der Berlinale, Mariette Rissenbeek. Zwei Tage vor Eröffnung der 69. Internationalen Filmfestspiele am Donnerstag klagte sie in einer Diskussion zur kulturellen Filmförderung in der Akademie der Künste über die schwierige Lage deutscher Filme im Ausland. Zwar kämen diese bei internationalen Festivals vor allem dann gut an, wenn sie ein spezifisches Thema behandelten. Bei Kinos im Ausland sei es aber schwieriger, vor allem für Debütfilme.

Eine Frage des Genres

Ein spezifisches Thema, mit dem ein deutscher Film im Ausland Erfolg haben kann, ist nach Ansicht von Martin Hagemann vor allem die deutsche Geschichte. Hagemann ist Professor für Film- und Fernsehproduktion an der Filmuniversität Babelsberg. „Faschismus, Stasi oder die Berliner Mauer sind Geschichten, die von Deutschland erwartet werden.“ Damit hätten Regisseure international gute Chancen. Erfolg sei demnach auch eine Frage des Genres.

Das könnte den Misserfolg von Til Schweigers Remake erklären. „Komödie ist vor allem ein lokales Produkt“, meint Hagemann dazu. Allein Hollywood habe es geschafft, so etwas wie internationalen Humor zu produzieren. Grund dafür sei das durch Zuwanderung historisch gewachsene diverse Publikum in den USA. Es gebe jedoch Fälle, bei denen auch deutschen Komödien im Ausland Erfolg hatten, wie z.B. das Remake von „Fack Ju Göhte“. Dies spielte in den USA 9 Millionen Dollar ein und wurde anschließend für Lateinamerika auch auf Spanisch produziert.

Filmförderung mit falschen Prioritäten

Solche Erfolge sind jedoch die Ausnahme. Rissenbeek forderte deshalb mehr Werbung für deutsche Filme. Kinos müssten gezielt inspiriert werden, bestimmte Filme zu zeigen und Profile zu entwickeln. Für Hagemann liegt das Problem vor allem in der Struktur der deutschen Filmförderung. Prinzipiell sei zwar genug Geld vorhanden. „Was die Filmförderung betrifft ist Deutschland nach Frankreich das am besten ausgestattete Land Europas.“ Doch ein Großteil der Fördersumme werde über die Länder verteilt. „Das ist vor allem eine Prioritätenfrage“, sagt Hagemann.

Die Länder seien daran interessiert, dass spätere Dreharbeiten der Wirtschaft vor Ort zu Gute kommen. Somit förderten sie vor allem Filme, die lokal produziert werden. Inhalte seien dabei weniger wichtig, was das Ergebnis im Ausland weniger attraktiv mache. „Die häufig produzierte Middle of the Road-Ware findet keine Aufmerksamkeit“, klagt Hagemann.

Auf die Mischung kommt es an

Wichtig sei eine gute Mischung aus Unterhaltung und Ästhetik. Das funktioniere bei anderen Förderinstitutionen des Bundes der Filmförderungsanstalt bereits sehr gut. Hier könnten entsprechenden Fördersummen frei ausgegeben werden. „Künstlerische Filmemacher brauchen mehr Förderung und Aufmerksamkeit“. Eine gute Basis zu Hause sei die Grundlage für den internationalen Erfolg. Regisseure wie Wim Wenders („Der Himmel über Berlin“) oder Christian Petzold („Transit“) seien ein gutes Beispiel dafür und hätten gezeigt, dass radikale Filmkunst funktioniere.

Den letzten deutschen Regisseur, der auf der Berlinale den Goldenen Bären mit nach Hause nehmen durfte, gab es im Jahr 2004. Es war Fatih Akin mit seinem Film „Gegen die Wand“. Dieses Jahr ist er mit „Der goldene Handschuh“ erneut vertreten. Es wird sich zeigen, ob es ihm dieses Jahr erneut gelingen wird, sich gegen die internationale Konkurrenz zu behaupten.

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