Europawahl: Die junge Generation wählt grün

Die EU-Mitgliedsstaaten haben ein neues Europäisches Parlament gewählt. Dabei fallen die erheblichen Wahlverluste von Union und SPD sowie der große Wahlgewinn der Grünen auf. Doch vor allem wird durch diese Wahl klar, wie sehr sich die Vorstellungen einer europäischen Zukunft in der jungen und älteren Generation unterscheiden.

Als große Gewinner der EU-Wahl gehen dieses Jahr die Grünen hervor. Mit 20,5 Prozent der Stimmen (vorläufiges amtliches Endergebnis) werden sie ins EU-Parlament einziehen. Somit haben sie ihr Wahlergebnis im Vergleich zu 2014 mehr als verdoppelt (Quelle bzw genaue Prozentzahl aus 2014). Unterstützung erhielten sie dabei insbesondere von der jungen Generation.

Dass die Jugend eher grün wählt als die ältere Wählerschaft, ist prinzipiell nichts Neues. Doch in dieser Wahl ist ein enormer Anstieg der Prozentzahlen zu vermerken: Von den 18 bis 24-Jährigen wählten ganze 34 Prozent die Grünen, ein Plus von 16 Prozentpunkten. Bei den Erstwählern gaben sogar 36 Prozent ihr Kreuz der Ökopartei.

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Politische Mobilisierung unter jungen Deutschen

Das junge Deutschland hat sich politisiert: Klimawandel, Urheberrecht, Artikel 13, andere digitale Themen sowie Anti-CDU/SPD-Statements von populären Youtubern wie Rezo haben in den vergangenen Wochen zunehmend für Aufregung gesorgt. Seit Wochen setzen sich deutschlandweit zehntausende junge Menschen durch die “Fridays for future”-Bewegung für Klima- und Umweltschutz ein, im März fanden zahlreiche Demonstrationen gegen Artikel 13 und Uploadfilter in den deutschen Großstädten statt. Wirklich ernst nahmen die Politiker der Volksparteien den Gegenwind jedoch nicht. Statements wie dieser Tweet von CDU-Politiker Sven Schulze schlugen hohe Wellen.

https://twitter.com/schulzeeuropa/status/1096445520770404352?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1096445520770404352&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.mobilegeeks.de%2Fnews%2Fartikel-13-politiker-halten-proteste-fuer-fake-kampagne-von-google%2F

Das Gefühl nicht respektiert zu werden, machte sich unter den jungen Deutschen breit. Obwohl der Schulze-Tweet bereits Monate her ist, melden sich in den sozialen Netzwerken noch immer empörte Jungwähler zu Wort – und setzten bei Grün ihr Kreuz.

Es scheint, als wolle die junge Generation den Volksparteien einen Denkzettel verpassen. Politologe Andreas Maurer sagte im Interview mit der Tagesschau: “Die Grünen mussten in dem Wahlkampf eigentlich wenig tun. Die “Fridays-for-Future”-Bewegung [und] die Urheberrechtsreform […] waren Themen, die den Grünen in die Hände spielten.” Auch Prof. Dr. Hans J. Lietzschmann vom Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal ordnet den Erfolg der Grünen als leichtes Spiel ein: “Klimaschutz ist durch die Debatten der letzten Wochen ein wichtiges Thema geworden. Die Grünen haben schon in ihrem ganzen Wahlkampf als einzige Partei profiliert zu diesem Thema Stellung genommen.”

Union, SPD und FDP zu konventionell

Zudem kritisiert er Union, SPD und auch FDP scharf: “Diese etablierten Parteien sind sehr verkrustet in ihren konventionellen Strukturen stecken geblieben. Diese Konventionalität stellt für die junge Generation kaum mehr irgendeine Motivation wählen zu gehen her.” Politologe Andreas Maurer ist ähnlicher Meinung: “Das ist neu, dass auf YouTube jemand dazu aufruft, eine ganz bestimmte Partei nicht zu wählen und dies auch noch ausführlich begründet. Dieses Phänomen sprach die Jugendlichen offensichtlich an. Die großen Blöcke haben bis zuletzt nicht verstanden, was da eigentlich vor sich geht.” Im direkten Vergleich der jungen und älteren Wählergeneration ist deutlich zu erkennen, dass die deutsche Jugend mobilisiert wurde.

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Union und insbesondere SPD konnten die junge Wählerschaft nicht auf ihre Seite ziehen. Die SPD erhielt in der jungen Generation sogar nur noch sieben Prozent. Zahlreiche SPD- und CDU-Politiker ziehen nun ihre Schlüsse aus der Rekordniederlage, sehen Defizite im Klimaschutz. Für die Europawahl kommt diese Einsicht jedoch zu spät  – die Grünen haben die “Klimawahl” für sich entschieden.

 

Beitragsbild: Unsplash/Bonnie Kittle

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