Wenn man in der Uni einigermaßen erfolgreich durch die Klausurenphase kommen will, führt kaum ein Weg am Mitschreiben vorbei. Die Einen packen deshalb den Collegeblock aus, während die Anderen den Laptop hochfahren – so wie Melissa, die gerne schnell mittippt, während Carla lieber unabhängig von der Technik sein möchte.
Wenn ich eine Sache morgens beim Tasche packen nicht vergessen darf, dann ist das… mein Notizbuch – nicht mein Laptop. Ich gehöre zu den Leuten, die in der Vorlesung sitzen und auf einem richtigen Stück Papier schreiben, mit einem echten Kuli in der Hand und mit mehreren bunten Finelinern und Textmarkern. Warum? Erstmal finde ich es viel einfacher, unterschiedliche Notizen miteinander in Verbindung zu stellen, Sachen zu umkreisen oder farbig zu markieren oder auch mit Pfeilen zu verbinden. Bis ich da auf dem Laptop mal die richtige Funktion in meinem Schreibprogramm gefunden oder alle möglichen Short-Cuts auswendig gelernt habe, bin ich auf dem handschriftlichen Weg schon wesentlich schneller weitergekommen. Spätestens bei Rechnungen mit Bruchzahlen oder generell bei Tafelbildern übertrifft der Stift die Tastatur.
Optimal an den Lernstoff erinnern
Was aber das wichtigste Argument ist: Wenn ihr mit dem Stift mitschreibt, habt ihr eine starke Verbindung zum Geschriebenem und ihr konzentriert euch tatsächlich mehr darauf, was dazu führt, dass es euch von Anfang an besser im Gedächtnis bleibt. Die Studie der Princeton University und der University of California bestätigt das. Wenn man nicht auf den Laptop fixiert ist, hört man aktiver zu, filtert dabei dann die wichtigsten Information heraus und hält diese dann in eigenen Worten auf dem Papier fest.
Diese Formulierung in eigenen Worten ist wichtig, denn was bringt es euch, wenn ihr einen Sachverhalt zwar mitschreibt, aber so, dass ihr ihn gar nicht versteht? Nach der Studie verstehe und behalte ich den Inhalt eines Vortrags besser, wenn ich es handschriftlich notiere. Auch kann ich mich dann länger daran erinnern.
Hände auf der Laptop-Tastatur laufen oft automatisch und schreiben dann jedes Wort wortwörtlich mit. Ihr kennt das vielleicht, wenn eure Hände besonders sicher auf der Tastatur sind, sind eure Augen vorne beim Dozenten und auf das Tippen müsst ihr euch gar nicht mehr konzentrieren.
Schnelle Ablenkung
Wenn eure Augen dann aber nicht vorne beim Dozenten sind, sondern tatsächlich auf dem Bildschirm, dann gibt es noch ein weiteres Verhängnis vom Laptop: Er lenkt sehr schnell ab. “Oh, da ist eine neue Mail reingekommen, die muss ich mal kurz checken. Nur mal kurz im Online-Shop gucken, ob ich noch ein Kleid für die nächste Party finde. Ach und WhatsappWeb ist ja auch sowieso viel einfacher, als immer wieder aufs Handy zu gucken.” Die vielen Funktionen, die parallel auf einem Laptop-Bildschirm laufen können, sind Fluch und Segen zugleich. In dem Kontext führen sie aber dazu, dass ihr abgelenkt werdet und dem Stoff der Vorlesung für eine kurze, oder auch etwas längere, Zeit nicht mehr folgt.
Verhängnis der Technik
Technik hat außerdem ein weiteres Leiden, wovon das Papier weit entfernt ist. Laptops haben nämlich Akkus, die ausgehen können, oder im schlimmsten Falle können Laptops eben auch einfach mal abstürzen und das war’s dann mit euren sorgfältigen Aufzeichnungen der Vorlesung. Es spricht also Einiges dafür, tatsächlich per Hand mitzuschreiben und nicht auf dem Laptop mitzutippen.
Für mich ist es wichtig, dass ich möglichst unkompliziert festhalten kann, was ich in den Vorlesungen höre. Deshalb habe ich meistens meinen Laptop dabei. Schließlich geht das Tippen viel schneller, als wenn ich erstmal meinen Stift aus der Tasche rausholen, in die Hand nehmen und dann jeden Buchstaben einzeln aufschreiben muss. Auf dem Laptop drücke ich einmal auf eine Taste und der Buchstabe steht auf dem Dokument. Einfach, schnell, praktisch – und ich kann mich besser darauf konzentrieren, was die Dozentin oder der Dozent erzählt.
Die Studie der Princeton University und der University of California besagt zwar, dass man sich Inhalte besser merken kann, wenn man mit der Hand schreibt, allerdings bezieht sich das eher darauf, dass man mit dem Laptop anders mitschreibt als mit der Hand. Demnach neigt man am Laptop eher dazu, alles wortwörtlich mitzuschreiben und bekommt so insgesamt weniger mit. Im Umkehrschluss heißt das aber nur: Überlegt euch vorher, was wichtig ist und schreibt nur das mit. Das geht auch am Laptop.
Schnell, einfach, praktisch
Außerdem könnt ihr eure digitalen Notizen viel schneller bearbeiten als die handschriftlichen. Ein Klick – schon ist etwas farblich hervorgehoben oder fett markiert. Das geht viel einfacher als mit Textmarkern oder Unterstreichungen, bei denen man ganz schnell seinen Text durch- statt unterstrichen hat, wenn man nicht gerade ein Lineal zur Hand hat. Und auf einen halben Schreibwarenladen in meiner Tasche habe ich nun wirklich keine Lust. Schließlich habe ich mit dem Laptop alles zur Hand, was ich für die Vorlesung brauche – und nebenbei besteht auch keine Gefahr, dass ich irgendwelche Zettel mit Notizen vergesse oder sogar verliere.
Ähnlich verhält es sich mit weiterführenden Inhalten wie Links oder Videos, die ich einfach in meine Notizen einbinden kann.
Nachträgliches Bearbeiten ohne Umstände
Auch nachträgliches Bearbeiten ist kein Problem, wenn der/die Dozent/in nach zwei Wochen noch schnell was Wichtiges zum Thema dazwischenschiebt. Absatz machen, neue Notizen reinschreiben, fertig. Auf einem Blatt Papier habe ich den Platz meistens nicht und dann heißt es entweder kreativ quetschen oder ein neues Blatt nehmen.
Handschriftliches Mitschreiben ist Papierverschwendung
Womit wir auch gleich bei einem weiteren großen Problem des handschriftlichen Mitschreibens wären: Der Papierverschwendung. Deutschland verbraucht nach Angaben des WWF so viel Papier wie Afrika und Südamerika zusammen und der Verbrauch steigt weiter an. Und wie Viele von euch bestimmt schon in der Grundschule gelernt haben: Dafür werden Bäume abgeholzt und unser Klima leidet. Wenn ihr dann auch noch alles auf Karteikarten übertragt, habt ihr zusätzlich Ressourcen verbraucht. Solange ich meine Notizen nicht ausdrucke, trage ich also auch dazu bei, die Umwelt zu schonen. Und schon alleine deshalb sollte man sich dringend überlegen, den Notizblock zuhause zu lassen und auf den Laptop umzusteigen.
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