Duell: Feiern im Club oder bei der WG-Party?

Freitagabend und es steht mal wieder eine Entscheidung im Leben des Studierenden an: Bleibe ich zuhause oder gehe ich feiern? Mit der Entscheidung hat sich das Dilemma aber noch nicht gelöst: Wenn feiern, wohin solls dann gehen? Carla Maria Bangert zieht es dann eher in den Club, während Paul Littich die Hausparty vorzieht.

Im Club hat man bessere Möglichkeiten, einfach mal abzuschalten, kann sich auf vernünftige Musik und Getränke freuen und hat auch keine unnötigen Aufräumarbeiten, findet Carla Maria Bangert.

Freitagabend und ich habe total Lust auf Tanzen. Einfach mal die Welt um mich herum vergessen und den Kopf frei kriegen. Wenn es so weit ist, dann gehe ich in den Club und nicht auf eine Hausparty. Warum? Erstens liebe ich es, neue Leute unverbindlich kennenzulernen. Einfach mal aus seiner immer gleichbleibenden Bubble rauszukommen. Auf einer Hausparty sehe ich mehr oder weniger immer die gleichen Leute oder zumindest bleibt das Umfeld häufig ähnlich. Im Club kann ich aber Leute kennenlernen, die ich sonst nie getroffen hätte, einfach weil es gar keinen gemeinsamen Anhaltspunkt gibt. Was daraus folgt, sind einfach erfrischend neue Lebensweisen, Vorstellungen, Träume, Wünsche und Ansichten auf das Leben.

Musikalischen Horizont erweitern

Man kann aber nicht nur seinen zwischenmenschlichen Horizont erweitern, sondern auch seinen musikalischen. Immer mehr Partys in Clubs sind heutzutage fast wie kleine Konzerte, wenn ich beispielsweise in einen Club gehe, weil mein absoluter Lieblings-DJ auflegt. Genauso wie auf Rock- oder Pop-Konzerten gibt es dabei auch eine „Vorband“ und sogar eine „Nachband“, so dass ich mich musikalisch von neuen Interpreten inspirieren lassen kann, die ich vorher vielleicht noch gar nicht kannte. Und Musik live zu erleben, ist nochmal was ganz anderes, als es auf einer Playlist auf einer Hausparty zu hören.

Tanzen ist gesund

Bei guter Musik kann ich dann auch nicht anders, als loszutanzen. Dafür bietet sich die Location eines Clubs mehr an, als eine Hausparty, die vom Platz her selten darauf ausgelegt ist, dass es eine Tanzfläche gibt. Und Tanzen unter optimalen Voraussetzungen – also zum Beispiel zu guter Musik in einem abgedunkeltem Raum – ist tatsächlich gesund, denn es versetzt dich in eine Art Flow-Zustand. Der Psychologe Gunter Kreutz vom Royal Nothern College of Music in Manchester erklärt das folgendermaßen: „Wenn die Tänzer in Musik und Rhythmus erst mal richtig drin sind, dann erleben sie häufig einen Flow, einen Fluss der Bewegungsabläufe und Gefühle. Das ist ein Zustand, in dem man sich weder langweilt, noch gestresst fühlt.” Tanzen kann also eine regulierende und euphorisierende Wirkung haben.

Außerdem hält Tanzen das Gehirn fit. Mit zunehmendem Alter schrumpft nämlich eine Hirnhälfte von uns, tanzen allerdings verhindert dieses Schrumpfen.

Keine Aufräumarbeiten

Feiern im Club hat aber auch ganz pragmatische Vorteile. Man kann sich zum Beispiel sicher sein, dass man an der Bar vernünftig gemixte Getränke bekommt und nicht irgendwelche Mischungen frei nach dem Motto „Ups, das war jetzt ein bisschen viel… Egal!“ Außerdem steht eine wesentlich größere Auswahl an Getränken zur Verfügung: Es gibt nicht nur eine Art von Bier, nicht nur drei verschiedene Cocktails und auch nicht nur zwei Schnaps-Sorten.

Was mich an Hauspartys mit am meisten nervt, sind die Aufräumarbeiten. Selbst wenn es nicht die eigene Party war, hilft man ja trotzdem am nächsten Morgen verkatert mit, wenn die beste Freundin am Abend vorher ihre Geburtstagsparty geschmissen hat. Im Club geht man einfach dann, wenn man keine Lust mehr hat oder müde ist, und das war es dann auch.

Ich muss mir auch keine Sorgen machen, dass irgendwann die Polizei vorbeikommt, weil es schon wieder viel zu laut ist und das Nachbarskind aufgewacht ist. Und die Polizei kommt eigentlich fast immer, zumindest wenn es eine gute Party ist. Und solche Beschwerden sind einfach immer kleine Stimmungskiller, vor allem, wenn im schlimmsten Fall die Polizei schon mehrfach da war und die Party schlussendlich dann sogar auflöst.

Hauspartys sind großartig. Völlig frei von Stress und die optimale Art seinen Samstagabend zu verbringen. Laute und volle Clubs findet Paul Littich hingegen nicht so toll.

Freitagabend und ich will unbedingt noch etwas unternehmen. Aber der Gedanke an einen Club schreckt mich ab und lässt mich da eher an mein warmes Bett, als an die kalte Nacht denken. Zu laut, zu dunkel, zu voll, zu warm, zu teuer, zu spät. Mit vielen kleinen Adjektiven kann man relativ schnell ausdrücken, warum ich Clubs einfach nicht ausstehen kann.
Auf einer Hausparty hingegen habe ich bisher noch keinen einzigen schlechten Abend erlebt. Das fängt schon bei den Menschen an. Freunde und deren Freunde, Bekannte von Bekannten. Die Gruppe ist klein, der Spaß dafür umso größer. Mit jeder Person komme ich schnell ins Gespräch, Peinlichkeiten und Leerläufe lassen sich so vermeiden. Natürlich kann man auch im Club neue Bekanntschaften schließen. Aber sich durch schwitzende Menschenmassen zu drücken, nur um dann einer fremden Person an der Bar einen Halbsatz ins Ohr zu brüllen und dann festzustellen, dass sie gar keinen Bock auf ein Gespräch hat, ist nicht unbedingt mein Ding.

Spotify kills the DJ

Mit der Musik läufts ähnlich. Auf Hauspartys weiß ich um die guten alten 90er Partyhits, die liebevoll in einer Spotifyplaylist zusammengestellt wurden. Natürlich: Die Qualität ist vielleicht nicht so gut und Übergange gibt’s zwischen den Songs auch nicht, aber zum Mitgrölen und sich gegenseitig im Arm liegen reichts allemal. Und wer tanzen will, der darf tanzen und das ist gut so. In Clubs fühle ich mich direkt ausgeschlossen, wenn ich nicht wie alle anderen mit geschlossenen Augen meine Gliedmaßen im Takt des wummernden Beats verliere. Im Club ist beim Tanzen jeder ein Einzelkämpfer, man tanzt nicht miteinander, maximal nebeneinander, wenn man sich mal kurz einen vielsagenden Blick zuwirft. Da ist das Gemeinschaftsgefühl bei Hauspartys deutlich größer.
Den Flow-Zustand und dessen heilende Wirkung will ich ja gar nicht abstreiten. Aber wenn ich mich auf einer Hausparty von Raum zu Raum, von Freund zu Freund, von Getränk zu Getränk flowen kann, gefällt mir das eben besser. Und nichts ist schlimmer, als von sich selbst überzeugte DJs, die dreistündige Sets spielen, bei denen sich jeder Track nur minimal vom nächsten abgrenzt und bei denen der DJ, die einzige Person im Raum ist, die wirklich abgeht. Sollte auf einer Hausparty mal ein schlechter Track auftauchen: Kein Problem, skippen und voller Vorfreude auf den nächsten Titel warten.

Beim Feiern sparen

Die meisten Studenten haben nicht viel Geld zur Verfügung, das ist kein Geheimnis. Deshalb wundert es mich auch, dass da trotzdem so viele in den Clubs der Welt herumspringen. Alleine für den Eintritt zahlt man in den meisten Fällen mindestens 3 Euro und wenn man sich nicht den ganzen Abend mit günstigen Pfeffishots volllaufen lassen möchte, dann kostet ein Cocktail – so lecker und gut gemixt er auch sein mag – bestimmt 6 Euro. Wenn dann noch ein paar Bier dazukommen, dann ist an einem Abend schnell die halbe Monatsmiete für ein bisschen Spaß draufgegangen. Bei Hauspartys ist man entweder schlau (und dreist) und schnorrt sich durch oder man bringt sein eigenes Lieblingsgetränk mit. Natürlich räumt niemand gerne auf. Aber gemeinsames Aufräumen verbindet wenigstens in irgendeiner Form und hilft beim Ausnüchtern. Ich persönlich fühle mich bedeutend besser, wenn ich eine saubere Hausparty verlassen habe und meinen Freunden noch etwas Gutes tun konnte, als wenn ich im Club über Haufen von Erbrochenem und verkippte Cocktailreste laufen muss.

Und wer eine Hausparty nur dann gut findet, wenn auch mindestens einmal die Polizei vor der Haustür stand, der war vermutlich noch auf keiner richtig guten Hausparty. Und selbst wenn: Auf Hauspartys bin ich weitestgehend von Menschen verschont, wegen denen sich ein Polizeieinsatz im Club lohnen würde.

 

Beitragsbild: Paul Littich

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