KURTsTrip: In zwei Stunden durch Unnas leuchtende Unterwelt

Lichtinstallationen weltweit bekannter Künstlerinnen und Künstler in den Katakomben einer ehemaligen Brauerei: klingt nach Berliner oder New Yorker Kunstszene, gibt es aber mitten in Unna. Kurt hat sich durch die Welt der Lichter führen lassen.

Durch eine schwere Tür geht es auf Metallstufen in kaltblauem Licht in die Tiefe. Es wird kühler und ich spüre beinahe Angst. Nie habe ich über eine Kellertreppe ein Museum betreten. Dann wird mir die erste Tür aufgeschlossen. Ich bin umgeben von Stille und weiß leuchtenden Buchstaben, die mir im sonst dunklen Raum vom Boden entgegenstrahlen, während ich auf einer Metallrampe über sie hinweglaufe. Fast wie ein umgedrehter Sternenhimmel.

Im Zentrum für internationale Lichtkunst im Keller der ehemaligen Brauerei in Unna sind Installationen 13 internationaler Künstlerinnen und Künstler ausgestellt. Das Museum ist nach eigenen Angaben das weltweit einzige, das ausschließlich Lichtkunst zeigt. Jede Ausstellerin und jeder Aussteller hat ihren oder seinen eigenen Raum, auf den das Werk zugeschnitten ist: mal in einem alten Gärbecken der Brauerei, mal in einem riesigen Lagerraum mit Gewölbedecke. Besuche  sind nur mit Führungen möglich.

Lichtwelten wie der Sternenhimmel oder Techno-Discos

Mit jedem Raum betrete ich eine neue Lichtwelt. So blicke ich von einer Eisenbalustrade auf zuckende Lichter von Diskokugeln. Ich fühle mich wie in einem Sternenregen oder einer Techno-Disco. Dass der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball damit auf die Überforderung durch Informationsflüsse in der Medienwelt aufmerksam machen möchte, erfahre ich von Petra Weber-Schwenk, die mich durch die Ausstellung führt. Durch die wirbelnden Lichter habe ich das Gefühl, mich selbst ungewollt zu drehen, ich muss mich am Geländer festhalten.

Wenig später sitze ich in einem stockdunklen Raum auf einer Bank und sehe gar nichts. Plötzlich taucht ein kleiner Lichtpunkt auf, der nach und nach heller leuchtet und eine beeindruckende Konstruktion aus zehn Kilometern Angelschnur zeigt, die der japanische Künstler Yasuhira Chida zu einem dreidimensionalen Netz verknüpft hat. Ein unendliches Spinnennetz als Kugel, an dessen Fäden tausende Lichtpunkte reflektieren. Die Installation gehört zu den drei Finalisten des International Light Awards, den das Internationale Zentrum für Lichtkunst alle zwei Jahre mit einem Preisgeld von 10.000 Euro ausschreibt.

Siegerinstallation des Light Awards von Jaqueline Hen. 

Stroboskoplicht & Platzregen: Mein Highlight

Kurz vor Ende des Rundgangs führt ein schmaler Weg durch einen Raum, Stroboskoplicht zuckt aus allen Richtungen, während seitlich von mir Platzregen in ein Becken und auf meine ausgestreckten Hände prasselt. Es ist laut, stechend hell und riecht nach frischem Sommerregen. Mein Highlight der Ausstellung.

Mit nassen Füßen stehe ich plötzlich wieder im Tageslicht und muss meine Augen zusammenkneifen. Nach der Dunkelheit des Kellers bin ich geblendet. So unspektakulär Unna sein mag, für das Lichtzentrum lohnt es sich herzukommen. Ob Kunstfan oder nicht, die Installationen sind für jede und jeden beeindruckend. Zwei Stunden abtauchen in die Welt der Lichter und Illusionen.

Wo? Lindenplatz 1, 59423 Unna

Wie? vom Dortmunder Hauptbahnhof mit dem ERB 59 zur Haltestelle Unna, von dort zu Fuß etwa einen Kilometer laufen.

Wann? Führungen: dienstags bis freitags von 13 und 15 Uhr am Wochenende stündlich von 11 bis 17 Uhr; offene Begehungen: jeden ersten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr. Die Sonderausstellung zum Light Award läuft bis zum 10. November 2019.

Wie viel? 10 Euro, für Studierende 8 Euro

Beitragsbilder: Lichtkunstmuseum Unna

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