Immer mehr Kinder leiden weltweit unter Hunger

Am 16. Oktober ist Welthungertag. Weltweit ist laut eines Berichts von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinigten Nationen, jedes dritte Kind unterernährt. Doch nicht nur Kinder in armen Ländern sind betroffen. Auch in Deutschland gibt es über eine halbe Million unterernährte Kinder. Wir erklären euch, wie das überhaupt möglich ist.

Was bedeutet Unterernährung?

Wer unterernährt ist, nimmt zu wenig Nahrung und somit zu wenig Energie auf, um sein Körpergewicht zu halten. Körperliche Arbeiten können zur Last werden, auch die geistige Leistungsfähigkeit wird laut eines Berichtes des Bündnisses “Aktion Deutschland hilft” eingeschränkt. Kinder sind besonders empfindlich, Unterernährung gefährdet die geistige und körperliche Entwicklung und kann in Extremfällen zum Tod führen. Folgen einer Mangelernährung können sein, dass das Sprachzentrum nicht richtig ausgeprägt ist. Es kann zu aufgrund der fehlenden Nährstoffe zu Kleinwüchsigkeit kommen. Auch Übergewichte können mangelernährt sein – als Folge einer einseitigen Ernährung. Hier spricht von einer qualitativen Mangelernährung. Manche Ernährungs-Defizite können Kinder in ihrer Entwicklung nicht aufholen. Eine chronische Unterernährung liegt vor, wenn die Kinder zu klein sind, so Mathilde Kerstings, bald Professorin an der TU Dortmund .

Wie kommt es in Ländern wie Deutschland überhaupt zu einer Unterernährung?

Die mangelnde Ernährung hat nicht nur etwas mit dem mangelnden Geld für Lebensmittel zu tun. Oft liegt der Fehler bei den Eltern, weil sie das Geld für überflüssige Lebensmittel ausgeben. Ein weiteres Problem sei, dass viele nicht mit ihrem für Lebensmittel zur Verfügung stehenden Budget haushalten können. Der Hartz-IV Satz für ein sechs Jahre altes Kind liegt bei 2,77 Euro pro Tag, Sechs- bis 14-Jährige bekommen laut Berechnungen der Univesität Hohenberg 3,93 Euro. “Das liegt deutlich unter dem, was man für eine gesunde Ernährung rechnen muss“, erklärt Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Jan Frank.

Aber auch Familien mit einem höheren Einkommen sind betroffen. Es fehlt das Verständnis für eine ausgewogene Mahlzeit und kommt zu einer einseitigen Ernährung – das führt zur Mangelernährung. Diese wird laut “Aktion Deutschland hilft” als versteckter Hunger bezeichnet, da die Folgen oft erst später festgestellt werden. Das gefährde oft ganze Familien und verschiedene Generationen, da es unterernährten Kindern später schwer fällt, ein Verständnis für eine ausgewogene Ernährung zu entwickeln. Ein weiterer Grund sei laut Professorin Kerstings, dass Kinder verwahrlosen. Eigentlich sei in Deutschland eigentlich alles da, um sich gesund zu ernähren.

Mehr als 200 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt

Millionen Kinder ernähren sich ungesund oder mangelnd, weil sie einfach keine andere Wahl haben, heißt es in dem Unicef-Bericht. Dabei sind Frauen und Mädchen häufiger betroffen. Laut Unicef sind 40 Millionen Kinder fettleibig, 340 Millionen Kinder haben Defizite wegen fehlender Vitamine und Nährstoffe. Die unzureichende Ernährung lasse sich auch auf Umweltverschmutzung und Klimakatastrophen zurückführen. Es gehe vor allem darum, dass Kinder das Richtige zu Essen haben, sagt Unicef-Sprecherin Henrietta Fore. Unicef fordert, dass Familien besser über die Ernährung aufgeklärt werden müssen. Auch gesunde Produkte müssten bezahlbar werden. Es soll einen Anreiz für die Hersteller geben, gesunde Produkte bezahlbar zu machen.

Unicef möchte erreichen, dass das Marketing für ungesunde Lebensmittel mehr kontrolliert wird und man diese leichter erkennt. Zudem sollen mehr Daten zu Essgewohnheiten und Ernährung erfasst und analysiert werden. Davon erhofft sich die Organisation, den Hunger von Kindern besser in den Griff zu bekommen. Doch das Ziel der Vereinten Nationen. den Hunger bis 2030 unter Kontrolle zu kriegen, scheine aktuell nicht erreichbar zu sein. Der Index von Unicef zeigt, dass Hunger wieder auf dem Vormarsch ist. “Um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, muss Landwirtschaft in Staaten der Entwicklungsarbeit intensiviert werden”, sagt der Sprecher der FDP-Bundesfraktion Christoph Hoffmann.

Welche Länder sind am stärksten betroffen?

Weltweit sind vor allem ärmere Gebiete wie Südasien betroffen. Auch in Indien, Kongo und Afrika sind viele Kinder unterernährt. Zudem fehlen dort oft die Nährstoffe bei der Ernährung. Aus den Dürreregionen Afrikas seien deshalb bereits über 20 Millionen Menschen geflohen, heißt es vom Entwicklungsminister Gerd Müller in einer Stellungnahme. In Bangladesh seien viele Kinder aufgrund hoher Umweltverschmutzung unterernährt.

Was hat der Klimawandel mit dem Welthunger zu tun?

Dürren, Überschwemmungen und Stürme zerstören die Ernte und somit fehlt Nahrung. Laut der Welthungerhilfe müsse man sich besser auf Katastrophen vorbereiten. So soll eine Dezimierung der Nahrung verhindert werden. Der Klimawandel müsse abgeschwächt werden ohne die Ernährungssicherheit zu gefährden. “Die globale Ernährungssicherheit und der Klimawandel sind beide Überlebensfragen der Menschheit” , so Entwicklungsminister Müller. Auch die Grünen forderten, den Kampf gegen anhaltende Hungersnöte in vielen afrikanischen Ländern zu verstärken. Wenn der Klimawandel immer weiter voranschreite, werde auch künftig die Nahrung immer knapper.

 

Beitragsbild: congerdesign/Pixabay

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