Heuschnupfen? – Was ihr dagegen tun könnt.

Blütenpollen

Viele kennen das Problem: Es ist ein wundervoller Frühlingstag, ihr geht spazieren oder entspannt euch im Garten, ihr denkt euch nichts Böses und plötzlich… Die Nase läuft, die Augen jucken, eine Niesattacke folgt auf die andere. Die Heuschnupfenzeit hat begonnen. Jedes Jahr das gleiche Dilemma und die gleichen Fragen: Was mach ich am besten gegen die Symptome? Warum gibt es Heuschnupfen eigentlich? Und warum heißt es überhaupt Heuschnupfen?

Diesen und anderen Fragen wollen wir hier auf den Grund gehen. Bei der Beantwortung der Fragen hilft uns Jan Stiene. Er ist 22 Jahre alt, ausgebildeter pharmazeutisch-technischer Assistent und arbeitet in einer Apotheke in Dortmund. Für uns ist Jan in die Materie des Heuschnupfens eingetaucht und erklärt uns alles, was wir darüber wissen müssen.

Was ist Heuschnupfen überhaupt?

„Eigentlich ist Heuschnupfen nur der umgangssprachliche Begriff. Damit wird eine allergische Reaktion der oberen Atemwege auf Blütenpollen, die sich in der Luft befinden, beschrieben. Diese allergische Reaktion tritt hauptsächlich saisonal bedingt zu den Blütenpollenflugzeiten auf und die ist meistens im Frühling oder Sommer“, sagt Jan.
Heuschnupfen ist eine Unterkategorie der allergischen Rhinitis, also des allergischen Schnupfens. Andere Formen sind zum Beispiel die Allergie gegen Hausstaub oder Tierhaare. Bei allen Formen der allergischen Rhinitis – also auch beim Heuschnupfen – wird durch Allergene, die sich in der Luft befinden, im Körper eine allergische Reaktion ausgelöst. Die löst dann die typischen Symptome wie Augentränen oder -jucken und auch vermehrtes Naselaufen oder Niesattacken sowie Nasenjuckreiz aus.

Aber warum heißt es jetzt Heuschnupfen?
Irgendwann haben die Leute gemerkt, dass sie manchen Schnupfen nur zu bestimmten Zeiten bekommen. Oder eben, wenn sie mit Heu oder Gräsern in Kontakt gekommen sind. Daraufhin haben sie dieses Phänomen einfach „Heuschnupfen“ getauft und das hat sich bis heute gehalten. Die medizinische Bezeichnung ist eigentlich Pollenallergie oder eben allergische Rhinitis. Laut einer Umfrage im Jahr 2017 leiden in Deutschland etwas mehr als 20% der Bevölkerung an Heuschnupfen, wobei Frauen häufiger davon betroffen sind als Männer.

Was passiert bei Heuschnupfen in meinem Körper?

Auf allen Schleimhäuten des Körpers befinden sich Mastozyten, die sogenannten Mastzellen, die auch für die körpereigene Immun-Abwehr zuständig sind. In diesen Zellen wird eine Reaktion ausgelöst, wenn ein Allergen in den Körper gelangt. Als Allergen wird ein Stoff dann bezeichnet, wenn der Körper diesen Stoff als gefährlich empfindet und ihn möglichst schnell loswerden möchte.

Jan erklärt uns kurz den ungefähren Ablauf dabei: „Die Allergie wird durch ein Allergen, also durch die Blütenpolle, ausgelöst. Beim ersten Kontakt mit dieser Blütenpolle bilden sich im Körper Immunglobuline. Diese Immunglobuline sind der Abwehrmechanismus vom Körper. Sobald der Körper nochmal mit den Blütenpollen in Kontakt kommt, wird die Zellmembrandurchlässigkeit vermindert und umgangssprachlich „platzt“ die Mastzelle. In Wirklichkeit sendet sie Entzündungsmediatoren aus und dadurch kommen dann die typischen Symptome.“

Die Allergene setzen sich dabei an die sogenannten H1-Rezeptoren der Zelle, quasi wie kleine Puzzleteile, die ineinander passen. Durch sogenannte H1-Antihistaminika werden diese Rezeptoren schon besetzt, sodass das Allergen keinen Platz mehr findet und keine Allergie auslösen kann.

Was kann ich gegen die Symptome tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Symptome von Heuschnupfen zu lindern oder sogar zu verhindern. Eine Allergie ganz loszuwerden, ist allerdings nur durch spezielle Therapien oder Sensibilisierungen möglich, über die am besten ein Facharzt oder eine Fachärtzin beraten kann.

Medikamente gegen akute Probleme

Wenn ihr eine schlimme Niesattacke habt oder eure Nase einfach nicht aufhören will zu laufen, könnt ihr erstmal einfach ein ganz normales abschwellendes Nasenspray nehmen. Das haben viele auch schon zu Hause. Wobei Jan ein Spray mit Dexpanthenol empfiehlt. „Die Wirkung ist die gleiche, aber das pflegt dann nochmal zusätzlich. Es verengt die Blutgefäße und das Naselaufen hört dann erstmal auf und ihr bekommt besser Luft. Das ist aber nicht für die Daueranwendung, sondern auf Dauer solltet ihr dann ein Nasenspray nehmen, das auf tägliche Einnahme ausgerichtet ist. Solche sind dann aber meistens kortisonhaltig.“
Auch gegen juckende und tränende Augen gibt es in der Apotheke spezielle Augentropfen, die in Notsituationen helfen.

Nasenspray und Taschentücher

Foto: pixabay.com – Autor: Capri23auto

Was viele vielleicht kennen und einnehmen sind Cetirizin-Tabletten. Der Nachteil dabei: die Tabletten machen mehr oder weniger müde. Aber warum ist das so?
„Cetirizin macht im Endeffekt müde, weil es ein H1-Antihistaminikum ist und die H1-Rezeptoren zuverlässig im Körper blockiert. Aber diese H1-Antihistaminika werden auch in der Schlaftherapie beziehungsweise auch gegen Übelkeit und Erbrechen eingesetzt. Sie helfen beim Einschlafen, aber hemmen gleichzeitig auch Übelkeit und Erbrechen und auch die Symptome vom Heuschnupfen. Deswegen macht Cetirizin auch leicht müde. Nicht so stark wie typische Schlafmittel, aber eben ein bisschen.“

Vorbeugende Medikamente

Um die Symptome schon im Voraus zu vermindern, können auch vorbeugende Nasensprays und Augentropfen eingenommen werden. Darin befinden sich dann sogenannte Mastzellenstabilisatoren. Dabei müsst ihr mit der Einnahme schon ein bis zwei Wochen vor der erwarteten Pollenflugzeit anfangen und sie bis zum Ende jeden Tag einnehmen. „Die Mastzellen sehen dann das Allergen nicht als Allergen, sondern als ganz normalen Stoff. Aber ihr müsst es die ganze Zeit über nehmen. Wenn ihr einmal damit aufhört, dann eskaliert es“, warnt Jan.

Symptome ohne Medikamente verhindern

Aber auch ohne Medikamente einzunehmen könnt ihr den Symptomen aus dem Weg gehen. Das geht hauptsächlich dadurch, dass ihr den Kontakt mit Blütenpollen generell vermeidet.

Die aktuelle Mundschutzpflicht kommt allen mit Heuschnupfen sogar entgegen. Die empfiehlt Jan vor allem, wenn ihr an Tagen mit starkem Pollenflug nach draußen gehen wollt: „Am effektivsten sind die mit der FFP3-Leistung. Da kommen dann eigentlich kaum Pollen durch. Bei den weniger effektiven Filterleistungen kommen dann halt ein paar Pollen durch, aber ihr seid definitiv besser geschützt als wenn ihr keinen habt.“
Damit Pollen, die ihr von draußen mit ins Haus oder in die Wohnung gebracht habt, euch nicht den Atem rauben, solltet ihr, bevor ihr ins Schlafzimmer oder in die Nähe eures Bettes geht, einmal die Kleidung wechseln. „Bevor ihr ins Bett geht solltet ihr auch einmal die Haare kämmen oder sie am besten direkt auswaschen. Da sind dann keine Pollen mehr da. Und generell regelmäßig Kleidung und Bettwäsche wechseln.“

Wenn ihr mal gucken möchtet, wann welche Pollen fliegen: Hier findet ihr einen Pollenflugkalender für euch. Und das Gute daran: egal, wie schlimm der Heuschnupfen auch ist – irgendwann ist auf jeden Fall ein Ende in Sicht!

 

Beitragsbild: pixabay.com, Bildautor: Free-Photos

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