Noahs Analyse: Formel 1-Saison 2020 – Dieses Jahr gibt’s Spannung pur!

Eigentlich wäre die diesjährige Formel 1-Saison schon in vollem Gange. Am 15. März waren bereits alle Teams im australischen Melbourne zum Saisonauftakt angereist. Die Corona-Pandemie verhinderte dann den Start und alle weiteren Rennen auf´s Erste. Am Sonntag (5. Juli/ 15:10 Uhr MEZ) geht es nun endlich wieder los. Mit dem Großen Preis von Österreich auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg und schon da wird es richtig spannend.

Ja, Lewis Hamilton ist in den letzten drei Jahren immer Weltmeister geworden. Ja, Mercedes fährt seit 2014 Alles und Jeden in Grund und Boden. Aber: Dieses Jahr wird die Saison ganz anders.

Das liegt natürlich an der Corona-Pandemie, die sämtliche Sportarten auf der ganzen Welt ausgesetzt hat. Nach und nach haben jetzt die ersten Wettbewerbe wieder losgelegt und auch im Motorsport geht es wieder zur Sache. In der Königsklasse Formel 1 wird es aber 2020 ganz anders ablaufen.

Verschobener Saisonstart – neuer Rennkalender

Eigentlich wäre dieses Jahr die bisher längste Saison in der Geschichte der Formel 1 gewesen. 22 Rennen sollten zwischen März und November ausgetragen werden. Darunter zählten auch neue oder wieder in den Rennkalender aufgenommene Strecken wie Zandvoort (Niederlande) und Hanoi (Vietnam). Beide Rennen wurden wegen Corona abgesagt, erst im nächsten Jahr feiern sie Premiere.

Bisher wurden nur acht Rennen in Europa offiziell bestätigt. Dazu zählen der Große Preis von Österreich, Ungarn, Großbritannien, Spanien, Belgien und Italien. Besonders ist, dass auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg (Österreich) und in Silverstone (Großbritannien) jeweils zwei Rennen in zwei Wochen stattfinden.

Insgesamt besteht die Saison bisher aus zwei sogenannten „Triple-Headern“(drei Rennen in drei Wochen) und einem „Double-Header“ (zwei Rennen in zwei Wochen). Für die Teams ist das Stress pur. Es wird auf jeden Fall spannend, wie die Fahrer und vor allem ihre Autos mit der intensiven Belastung zurechtkommen.

 

Momentan steht auch noch nicht sicher fest, wann die Saison zu Ende ist. Ziel ist es erstmal die Rennen in Europa zu absolvieren. Eventuell kommen noch ehemalige Traditionsstrecken wie Mugello (Italien), Portimao (Portugal) und/oder der Hockenheimring (Deutschland) dazu.

Ziel ist es, die Saison mit 15 bis 18 Rennen zwischen Juli und Dezember über die Bühne zu bringen.

 

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

The season has a start date 🗓 . #F1 is targeting a 15-18 race season, beginning in Austria on July 3-5

Ein Beitrag geteilt von FORMULA 1® (@f1) am

Auswirkungen auf die Weltmeisterschaft

Bei so einer ungewissen Saison und der Gefahr, dass schon nach acht Rennen wieder Schluss ist, dürfen sich die Fahrer und Teams keine Fehler erlauben. Auch dass die Rennen in einer anderen Reihenfolge stattfinden als sonst, könnte das Tableau mal mächtig durchmischen.

In Spielberg hat Mercedes in den letzten Jahren keine gute Leistung gezeigt. Trotzdem gehören Mercedes, Hamilton und Bottas zu den klaren Favoriten auf den WM-Titel. Beide befinden sich in ihrem letzten Vertragsjahr und Bottas wird versuchen, Hamilton so stark wie möglich unter Druck zu setzen, um seinen ersten WM-Titel zu holen. ABER: 2018 schieden Lewis Hamilton und Valtteri Bottas aufgrund von technischen Defekten in Österreich aus. 2019 wurde Bottas Dritter, Lewis Hamilton sogar nur Fünfter. Es sieht so aus als könnte Mercedes zumindest in den ersten Rennen Probleme bekommen.

Für Red Bull und Ferrari ist das natürlich ein großer Vorteil. Gerade der Niederländer Max Verstappen (22), der im letzten Jahr Gesamt-Dritter wurde und das Rennen in Österreich gewinnen konnte, ist ein heißer WM-Kandidat. In dieser Saison hat er das letzte Mal die Möglichkeit jüngster Weltmeister aller Zeiten zu werden. Mit dem Thailänder Alexander Albon (24) haben die roten Bullen einen weiteren guten Fahrer, der dieses Jahr seine erste volle Saison im Team fahren darf. Gegenüber Motorsport-total.com sagte sein Teamchef Christian Horner, dass Red Bull wahrscheinlich seit 2013 nicht mehr so gut vorbereitet gewesen sei. Damals konnte das Team des Brause-Herstellers gemeinsam mit Sebastian Vettel (33) von 2010 bis 2013 die Weltmeisterschaft gewinnen.

Formel 1-Start nach Corona: Apropos Vettel

Sebastian Vettels Vertrag mit Ferrari läuft Ende dieses Jahres aus. Beide Parteien wurden sich über eine Verlängerung nicht einig, hieß es. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag sagte der Heppenheimer jedoch, dass Ferrari und Teamchef Mattia Binotto, ihm nie ein Angebot unterbreitet haben. „Ich war überrascht, dass Mattia mich angerufen hat und mir gesagt hat, dass das Team nicht mit mir weitermachen möchte.“

Das italienische Traditionsteam hat sein Pferd aber ohnehin schon im Laufe der letzten Saison auf den jungen Monegassen Charles Leclerc (22) gesetzt. Gleich in seiner ersten Saison in einem Top-Team, hat er Vettel gleich mal in die Schranken gewiesen (Gesamt, VET: 240 Pkt. zu LEC: 264 Pkt.).

Damit macht Ferrari aber genau das richtige. Vettel hat es in seinen bisherigen fünf Jahren nicht geschafft Weltmeister zu werden. Das liegt sicherlich auch daran, dass er nicht das richtige Material dazu hatte. Ein viel größeres Problem waren aber vor allem 2018 und 2019 seine individuellen Fahrfehler. Dreher waren bei Vettel keine Seltenheit. Für einen viermaligen Weltmeister schon schwach. Leclerc will Vettel auch in seiner zweiten Saison als Ferrari-Fahrer schlagen. Dem Deutschen könnte aber eigentlich alles egal sein und er wird sich wahrscheinlich nicht an Team-Ordern halten. Es ist ja sein letztes Vertragsjahr und bei allen anderen Top-Teams (Mercedes/Red Bull) wird er vermutlich keinen Platz bekommen, obwohl er im Interview mit RTL durchblicken ließ, Interesse an einem Cockpit bei Mercedes zu haben.

Seine F1-Karriere neigt sich also sehr wahrscheinlich dem Ende entgegen. Zu einem Mittelfeld-Team wird er nicht gehen, da stehen die Chancen auf Siege oder Podestplätze sehr schlecht. Bei Ferrari wird es im Teamduell also dieses Jahr richtig viel Feuer geben.

Die Verfolgerteams sind hungrig

Spannend wird es auch im Mittelfeld werden. Vor allem, weil durch Ausfälle in den Top-Teams Überraschungen auf dem Podium möglich wären. Letztes Jahr gab es das z.B. beim großen Preis von Deutschland und Brasilien als jeweils ein (damals noch) Toro Rosso-Fahrer (Kvyat/Gasly) auf dem Podium landete. Jetzt heißt das Team Alpha Tauri, aber die Fahrer sind immernoch Daniil Kvyat (RUS/26) und Pierre Gasly (FRA/24). Ob ihnen dieses Jahr auch eine Überraschung gelingen wird, bleibt abzuwarten. Mit einem Auto sollten sie aber doch definitiv ab und an in den Top-Ten landen und Punkte einfahren.

Dauergast in den Punkten war, nach schlimmen Jahren mit den Honda-Motoren, auch das McLaren-Team (Sainz/Norris). Andreas Seidl hat das Team wieder auf den richtigen Weg gebracht. Dieses Jahr fahren sie noch mit Renault-Motoren, im nächsten Jahr geht es dann mit Aggregaten von Mercedes weiter, um endlich wieder häufiger auf das Podium fahren zu können. In dieser Saison wird McLaren aber sicherlich zur Spitze aufschließen können. Der einzige Makel ist, dass Carlos Sainz (ESP/25) nach der Saison zu Ferrari wechselt und Sebastian Vettel ersetzt.

Spannend wird es bei BWT Racing Point, da das Auto sehr stark an den Mercedes angelehnt ist, auch die Motoren kommen vom Weltmeister-Team. Der Rennwagen sieht dem letztjährigen Silberpfeil vor allem im Hinblick auf die Aerodynamik (besonders der Frontflügel) sehr ähnlich.

Mit Sergio Perez (MEX/30) hat Racing Point auf jeden Fall einen sehr guten Fahrer, der in den vergangenen Jahren auch immer wieder mit vereinzelten Podestplätzen auf sich Aufmerksam machen konnte. Lance Stroll (CAN/21) hat Glück, dass er überhaupt in der Formel 1 fahren darf. Bisher konnte er nur wenig glänzen wie, z.B. mit Platz Drei in Aserbaidschan 2017. Naja, dafür gehört BWT Racing Point auch seinem Vater Lawrence Stroll.

Auch der Renault-Bolide erinnert dieses Jahr aufgrund seiner schmaleren Nase an eine Art Mercedes. Das französische Werksteam will in diesem Jahr endlich die Lücke zu den Podiumsplätzen schließen. Ob das klappt? Wohl eher nicht. Bereits letztes Jahr machte Renault schon Rückschritte. Für die Top-Ten sollte es zwar reichen, aber trotzdem. Kein Wunder, dass Daniel Ricciardo (AUS/31) schon nach einem Jahr bei den Franzosen genug hat und nächstes Jahr schon wieder Richtung McLaren abwandert, um Carlos Sainz zu ersetzen. Esteban Ocon (FRA/23) wird´s freuen. Er ist nach einem Jahr Zwangspause zurück in der Formel 1 und möchte sich nun auch langfristig etablieren. Bereits von 2016 bis 2018 fuhr er für Manor und Racing Point (damals noch Force India) und legte sich des Öfteren mit Teamkollege Sergio Perez an.

Der Oldie im Feld, Kimi Räikkönen (FIN/40) wird womöglich seine letzte Formel 1-Saison bestreiten und könnte den Rekord für die meisten Formel 1-Rennen dieses Jahr erzielen. Der Weltmeister von 2007 fährt gemeinsam mit Antonio Giovinazzi (ITA/26) bei Alfa Romeo. Das Team mit Sitz im schweizerischen Hinwil ist durchaus ein Kandidat für Punkte. Während Räikkönen ein Mann mit sehr viel Erfahrung ist, fährt Giovinazzi erst seine zweite Saison. Überraschungen sind bei Alfa Romeo nur bedingt zu erwarten, ein klassisches Mittelfeldteam, mit Chancen auf Glanzlichter.

Wundertüten Haas und Williams

Haas und Williams sind die Problemkinder des Formel 1-Feldes. Vor allem Haas wurde in den vergangenen Jahren immer wieder nach den Tests im Frühjahr in den Himmel gelobt. Vor der Saison hui, in der Saison pfui! Kevin Magnussen (DEN/27) und Romain Grosjean (FRA/34) konnten das Potential des Autos einfach nicht nutzen. Das mag auch an der schlechten Weiterentwicklung des Wagens gelegen haben. Dennoch sind Magnussen und Grosjean immer wieder auf der Rennstrecke aneinandergeraten. Gerade beim Franzosen, der immer wieder mit zum Teil wirklich peinlichen Unfällen aufgefallen ist. 2018 crashte er beim Reifen warmfahren hinter dem Safety-Car und in Silverstone 2019 zerlegte er seinen Frontflügel durch einen Dreher in der Boxenausfahrt. Da fragt man sich, warum er nicht durch Nico Hülkenberg ersetzt wurde. Hinter der zu erwartenden Leistung von Haas steht definitiv ein großes Fragezeichen.

Kommen wir zum letzten Team, das 2019 auch letzter in der Gesamtwertung wurde mit einem vernichtenden Punkt. War die Vorbereitung letztes Jahr ein Fiasko (von zwei Testwochen konnte man nur eine Woche testen, weil das Auto nicht fertig war) lief es dieses Jahr nicht so schlecht. Der Wagen war rechtzeitig fertig und George Russell (GBR/22) und Nicholas Latifi (CAN/25) konnten schon viel Erfahrung im neuen Boliden sammeln.

Kurz vor Beginn der Saison hat aber jetzt überraschend Hauptsponsor Rokit, die Zusammenarbeit mit Williams beendet. Die komplette Lackierung musste neu umgestaltet werden, auf den Fahrer-Overalls prangt jetzt ein Schriftzug von der italienischen Cafe-Marke LavAzza. Dann steht auch noch das Team in Teilen zum Verkauf. Es mag sein, dass das Traditionsteam wieder an das Mittelfeld aufschließen kann. Regelmäßig in die Punkte zu fahren, sollten sich Russell und der Rookie Latifi (bestreitet seine erste F1-Saison) aber nicht ausrechnen.

Die Teams und Fahrer haben trotzdem kaum Ahnung wie es an den Rennwochenenden laufen wird

Ob sich die Analyse und Bewertung am Sonntag auch im Rennen so bewahrheiten wird, kann man kaum einschätzen. Auch die Teams wissen noch nicht genau wie ihre Autos auf der Rennstrecke funktionieren. Viele kommen schon zum ersten Rennen mit Updates. Z.B. Renault will drei große Update-Pakete an das Auto bringen, um den anderen eine Wagenlänge voraus zu sein. Bei Ferrari ist es aber so, dass man erkannt habe, dass die Entwicklungsrichtung gerade im Bereich der Aerodynamik falsch sei. Also keine Updates in Spielberg und möglicherweise ein langsames Auto.

Nach den Tests im Februar auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona, konnten die Teams nur in ihren Windkanälen oder jetzt ganz vereinzelt an Filmtagen ihre Autos testen. Bei diesen Filmtagen dürfen unter anderem aber nur maximal 100 km gefahren werden. Richtiges Testen sieht dann doch anders aus.

Formel 1 setzt Zeichen

Wichtig sind selbstverständlich auch die Corona-Maßnahmen, die getroffen wurden.

Von jeder Person, die das Fahrerlager betritt, wird die Körpertemperatur gemessen und nach Symptomen geschaut. Alle Teams sind voneinander getrennt und leben in ihrer eigenen „Blase“. Es wird fortlaufend getestet, nur solange ein negativer Test vorliegt, ist der Zugang zur Strecke erlaubt. Bei positiven Tests werden die Teammitglieder wohl im jeweiligen Hotel isoliert. Dass ein Rennen wegen einer Infektion abgesagt wird, soll nicht passieren, so Formel 1-Boss Chase Carey gegenüber Sky Sport.

https://www.instagram.com/p/CCI3na1oA-X/

Nicht nur um Corona hat sich die Formel 1 gekümmert. Vielmehr werden in diesem Jahr starke politische Zeichen gesetzt. „we race as one“ ist der Slogan der Formel 1. Damit wird sich unter anderem für mehr Diversität eingesetzt. Auf den Autos sind Regenbogenfarben, die den Slogan repräsentieren.

Mercedes ist sogar ganz weit gegangen und hat den Silberpfeil mal eben zum schwarzen Geschoss umlackiert. Damit möchte das Team auch gegen Rassismus protestieren und auf dem „Halo“-Kopfschutzbügel  wird „End Racism“ stehen. Eine ganz starke Aktion von Mercedes und der Formel 1, die auf der ganzen Welt bekannt sind und so einen Protest und eine Bewegung auf der ganzen Welt unterstützen.

https://www.instagram.com/p/CCA82tolcBY/

Was, wann, wo und wie?

Das Rennwochenende startet am Freitag (03. Juli) um elf Uhr mit dem ersten freien Training. Vier Stunden später folgt das zweite freie Training. Am Samstag (04. Juli) ist ab zwölf Uhr dann die dritte Trainings-Session. Um 15 Uhr geht es dann zum ersten Mal richtig im Qualifying zur Sache und am Sonntag (05. Juli) startet dann um 15:10 Uhr das erste Formel 1-Rennen im Jahr 2020. Qualifying und Rennen gibt es dann frei empfangbar auf RTL.

Der Kölner Privatsender wird sich jedoch am Ende der Saison von der Übertragung der Rennwochenenden verabschieden. Für viele Fans eine traurige Nachricht. Es kann sein, dass das wahrscheinliche Karriereende von Sebastian Vettel ausschlaggebend für diese Entscheidung war. Nächstes Jahr sollen nur vier Rennen von Sky kostenlos gezeigt werden. Ansonsten muss man entweder bei Sky bezahlen oder sich einen F1-TV-Zugang kaufen. Möglicherweise werden die Rennen aber doch noch kostenlos bei ServusTV ausgestrahlt. Bisher ist da aber nichts bestätigt.

Für alle Netflix-Fans gibt es noch die Empfehlung, das Netflix-Original „Drive to Survive“ anzuschauen. Dort wurden die Formel 1-Teams in den Jahren 2018 und 2019 hautnah begleitet, eine dritte Staffel soll folgen.

Jetzt noch einmal zum Ende: Die Formel 1-Saison 2020 wird in jeder Hinsicht besonders und besonders spannend.

ALSO. SCHAUT. FORMEL. EINS.

Beitragsbild: Noah Simon, pixabay.com/randomwinner

Ein Beitrag von
Mehr von Noah Simon
Noch zwei Tage bis Halloween – Zeit für ein paar Fakten
Am Donnerstag den 31. Oktober ist Halloween. In der Nacht zum 1....
Mehr
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert