Zukunft schon jetzt ändern
Doch warum wollen Menschen überhaupt so viele Dinge ändern – Gene manipulieren, sich immerzu verbessern?„Viele wollen damit Geld verdienen, andere Menschen sind neugierig. Macht ist auch ein Faktor – sich über die Natur erheben“, meint Trinitis. Auch deshalb müsse durch Ethikunterricht und Erziehung schon klar gemacht werden, dass nicht alle Möglichkeiten genutzt werden sollten, auch wenn sie gegebenenfalls da sind. „Man sollte der Natur nicht ständig ins Handwerk pfuschen. In Millionen Jahren hat sich diese etwas dabei gedacht.“
Genau diesen Aspekt bezieht der Informatiker auch auf den Klimawandel. Seiner Ansicht nach sollte die heutige Generation den Grundstein legen, um die Zukunft zu verbessern: „Wir sollten erstmal schauen, was wir unserem Planeten angetan haben und das versuchen wieder gutzumachen. Wir können nicht endliche Ressourcen verbrauchen.“ Seiner Ansicht nach haben wir gegenüber künftigen Generationen eine Bringschuld. „Ich glaube die Werteskala in unserer heutigen Gesellschaft ist etwas verschoben. Wir müssen jetzt anfangen, unser Verhalten zu hinterfragen.“ Das müsse aber auch in der Politik ansetzen und über Gesetze geregelt werden. „Es braucht heute schon Zusammenhalt und Solidarität, um nicht nur den Planeten, sondern auch uns zu verbessern.“ Die Strategien, mit denen man den Klimawandel bekämpft, sind seiner Ansicht nach ethisch zu hinterfragen: „Gerade bei Climate Engineering dürfen wir auch nicht vergessen Nebenwirkungen zu bedenken.“ Dabei müssten jedoch die einzelnen Regionen auf der Welt autonom betrachten, was in Bezug auf das Klima falsch gelaufen ist und wie man das in Zukunft verbessern könnte – denn Infrastruktur und Klima seien nicht auf der gesamten Welt gleich.
Dass wir uns in Zukunft grundlegend ändern werden bezweifelt Trinitis: „Es spielen viele Faktoren rein, warum wir so sind, wie wir sind und warum die Gesellschaften so sind, wie sie sind.“ Das sieht er auch in Hinblick auf Religionen so. „Es wäre Illusorisch Menschen gleich aufzuziehen. Jedoch Religionen zurückzudrängen – zeigt die Geschichte – funktioniert nicht. Nur vielleicht verblassen die Institutionen in Zukunft.“ Doch Menschen bräuchten etwas, woran sie sich halten können – auch wenn es nicht unbedingt Religionen sein werden. „Ethische Leitlinien zum Festhalten braucht man.“ Das war laut Trinitis schon mit den zehn Geboten so.
Doch bevor man in die Zukunft blickt, müsste man bereits jetzt anfangen, Dinge zu ändern. „Unterricht, Vorlesungen, die Verknüpfung von Ethik mit unseren Lebensbereichen ist wichtig. Denn diese werden sich zunehmend ändern.“ Das zeige auch die gegenwärtige Coronakrise – doch diese sieht Trinitis auch als Chance „Ich hoffe es hinterlässt etwas. Etwas positives. Ein Umdenken in mancherlei Hinsicht und mehr Zusammenhalt.“ Allerdings sieht Trinitis das für den Moment. „Was aber, wenn es vorbei ist?“ Jetzt müsse schon mit Vorsicht auf die Einschränkung der Grundrechte geschaut werden – die Zukunft bringt noch mehr Herausforderungen. Diese könne man laut Carsten Trinitis nur gemeinsam bewältigen. „Man muss mehr aufeinander zugehen, sonst redet man aneinander vorbei. Wer weiß, wen unsere heutigen Fehler treffen könnten.“
Wie unsere Zukunft letztendlich aussehen wird, kann niemand mit Bestimmtheit vorhersagen. Doch Weltraumforschung, Künstliche Intelligenz, Big Data und die Fragen nach moralisch richtigem Handeln spielen schon heute eine große Rolle in unserem Leben – und sie werden uns wohl nicht so schnell loslassen.
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