„Das ist doch was für Mädchen.“ Ein Satz, der auch heute leider noch viel zu oft gesagt wird. Wirklich Sinn ergibt er ja nicht. Warum sollte eine Sportart etwas mit dem jeweiligen Geschlecht zu tun haben? Genau dieser Frage soll hier auf den Grund gegangen werden.
„Es hat viel mit Kraft und Koordination zu tun.“
Viele Menschen denken bei Cheerleading eher an Unterhaltung als an eine Sportart. Dass dafür aber sowohl Körperkraft als auch Koordination benötigt werden, wird dabei oft vergessen. René ist 26 Jahre alt und inzwischen seit zwei Jahren Cheerleader bei Unity Cheer, dem Cheerleader-Team an der TU Dortmund.
Eva, die Leitung des Teams, erklärt, warum Cheerleading nicht nur etwas für Frauen ist: „Es ist auf jeden Fall eine Sportart, wo man Männer braucht, weil es ja eine Art von Kraftsport ist. Anstatt Gewichte zu heben, hebt man halt Menschen.“ Bei Unity Cheer heben aber auch die weiblichen Mitglieder die sogenannten Flyer an. Flyer sind die Personen, die bei Hebefiguren getragen oder sogar geworfen werden.
Zum Cheerleading kam René durch seine Freundin. Durch das Vertrauen, das ihm von Anfang an entgegengebracht wurde, fühlte er sich schnell im Team aufgenommen. Gerade der Zusammenhalt ist bei dieser Sportart sehr wichtig. Die Flyer müssen den anderen Personen komplett vertrauen können. „Es macht einfach Spaß, mit den Leuten die Hebefiguren zu machen,“ meint René.
Als er seinen männlichen Freunden und Arbeitskollegen erzählt hat, dass er jetzt Cheerleader ist, waren manche von ihnen ein bisschen verwirrt. Auch sie dachten, beim Cheerleading geht es hauptsächlich um Tanzen und Pogewackel. „Den Mythos habe ich aber schnell aufgeräumt,“ so René. „Ich habe dann ein paar Videos vom Training gezeigt. Da war die Meinung der meisten Personen auch sehr positiv. Und die könnten sich tatsächlich vorstellen, dass auch mal auszuprobieren.“
Die Aufnahmen und Aussagen wurden alle vor der Corona-Ausbreitung aufgenommen. Da es sich beim Cheerleading um einen Kontaktsport handelt, wurde seit den Beschränkungen nicht mehr im Team trainiert.
Cheerleading ist also definitiv kein „Frauensport“. Wegen ihrer Körperkraft werden Männer sogar gebraucht. Und mit Menschen anstatt Gewichten zu trainieren, macht auch um einiges mehr Spaß. Das sagt auf jeden Fall René.
Reiten als Hobby: „Die Liebe zum Tier. Und da ist egal, ob man ein Mann oder eine Frau ist.“
„Als Kind habe ich – wie eigentlich jeder Junge – Fußball gespielt,“ erzählt Marc-Stephan. Er ist 23 Jahre alt, kommt aus Unna und studiert zurzeit an der Bergischen Universität in Wuppertal Lehramt. „Dann hat irgendwann der Trainer gewechselt. Der neue Trainer war eher auf Leistung aus. Weil mein bester Freund und ich nicht die besten Fußballspieler waren, hat es dann einfach keinen Spaß mehr gemacht.“ Also hat Marc-Stephan dem Fußball den Rücken zugekehrt. Seine Eltern wollten aber, dass er sich ein neues Hobby sucht. Und da die beiden eh ein eigenes Pferd besaßen, war die Entscheidung für Marc-Stephan klar: er wollte reiten lernen.
Mit neun Jahren hat seine Mutter ihn dann bei einem Reitverein angemeldet, wo er für ein Jahr Longier-Unterricht hatte. Dann ging es weiter in einer Gruppenstunde ohne Führung. Nach einiger Zeit, als er 14 Jahre alt war, hat Marc-Stephan dann sein erstes eigenes Pferd bekommen. Inzwischen besucht er mit seinen vier Pferden regelmäßig Turniere im Springsport. „Ich reite hauptsächlich die Draußen-Saison. Das sind im Sommer dann drei bis vier Turniere in der Woche.“ Unter der Woche trainiert er mit den Pferden, aber pflegt sie natürlich auch. Je nachdem, was an den jeweiligen Tagen zu tun ist, investiert er rund drei Stunden pro Tag in sein Hobby. Aber für ihn ist Reiten viel mehr als nur ein Hobby.
Anders als bei anderem Sportarten, müssen fürs Reiten immer zwei fit sein. Ein krankes oder schlappes Pferd kann nicht geritten werden. Durch die richtige Pflege macht man sich mit dem Pferd vertraut und lernt auch für das eigene Leben viel, meint Marc-Stephan. „Ich finde, Reiten trägt immens zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Weil man einfach dieses Verantwortungsbewusstsein lernt. Gerade auch bei Kindern, die Probleme haben, die vielleicht schüchtern oder verhaltensauffällig sind, habe ich durch das Reiten immer eine positive Entwicklung erlebt.“
Und diese Werte sind für Marc-Stephan auf keinen Fall genderspezifisch. „Ich finde es einfach wichtig, dass man diese grundlegenden Werte hat. Dass man dem Pferd gegenüber gerecht ist, sich kümmert, zuverlässig ist. Diese Werte sollte man fürs Reiten haben und da ist es egal, ob man ein Mann oder eine Frau ist.“
Das scheinen auch viele andere Menschen heutzutage so zu sehen: „Je älter man geworden ist und je reifer auch alle anderen Personen, desto mehr ist das auch akzeptiert. Wenn ich heutzutage neue Menschen kennenlernen, ist das für die vollkommen normal. Die sehen das wie jedes andere Hobby auch. Diese Vorurteile herrschen halt hauptsächlich im Kindesalter. Das sind meine persönlichen Erfahrungen damit.“
„Und wenn ihr mal in den Leistungssport guckt, Olympia zum Beispiel… da dominieren ganz klar die Männer,“ erzählt Marc-Stephan. Für ihn gibt es keinen Grund, nicht zu Reiten. „Einfach mal gucken. Und dann können alle für sich selbst entscheiden, ob es passt oder eben nicht.“
„Das hat kein Geschlecht. Wie Autofahren.“
„Und dann kannst du vom Vortex zum Beispiel in die Isolation gehen und mit einer Chest Roll den Reifen auf die andere Seite bringen.“ Joel erklärt ein paar Techniken vom Hoop Dance. Beim Hoop Dance wird das normale Hula Hoop mit verschiedenen Tricks und Tanzbewegungen verbunden. Schon 2016 hat Joel die ersten Schritte gelernt und vor Kurzem nach einer etwas längere Pause wieder damit angefangen. „Ich wollte einfach wieder ein bisschen mehr Sport machen. Und für Hoop Dance brauchst du sowohl Motorik als auch Ausdauer.“ Was bei ihm und in vielen YouTube-Videos super einfach aussieht, ist in Wahrheit aber auch super anstrengend: „Dabei wird jeder Körpermuskel trainiert. Wenn ich den Reifen zum Beispiel von den Knien bis hoch zur Brust bringen will, muss ich ja alle Muskeln benutzen. Und sogar noch koordinieren, wann welcher zum Einsatz kommt.“
Schon als Kind war der heute 22-Jährige von allen Zirkussachen begeistert. „Ich habe mir auch selbst das Jonglieren beigebracht.“ Als er dann im Internet Videos entdeckt hat, was man noch alles mit Hula Hoop Reifen machen kann, war er direkt interessiert. „Manchmal trainiere ich neue Tricks, die ich auf YouTube finde. Aber oft flowe ich einfach zur Musik.“ Wenn das Wetter es zulässt, trainiert Joel jeden Tag eine halbe bis ganze Stunde in seinem Garten.
„Meine Freunde und Freundinnen finden das alle richtig cool. Als ich denen ein paar meiner Videos gezeigt habe, habe ich nur positive Antworten und Nachrichten bekommen.“ Hoop Dance verbindet die Ästhetik des Tanzes mit Koordinations- und Muskeltraining. „Ich finde es einfach wunderschön, was du mit einem Reifen und deinem Körper alles machen kannst,“ erklärt Joel seine Begeisterung für diesen Sport.
Obwohl es auf YouTube hauptsächlich Videos und Tutorials von Frauen gibt, sind auch ein paar Kanäle von Männern dabei, die Hoop Dance machen. „An sich assoziieren viele Hula Hoop ja mit Mädchen oder Frauen. Aber ich finde, es sollte jeder, der Lust hat, einfach mal ausprobieren.“ Um anzufangen, wird nur ein Hula Hoop Reifen und gute Musik benötigt. Je größer und schwerer der Reifen, desto einfacher ist es. “Bei manchen Tricks muss ich mit dem ganzen Körper durch den Reifen springen. Das ist bei kleinen Reifen natürlich schwieriger,” erklärt Joel. So sieht es dann aus, wenn er trainiert:
Insgesamt sind und bleiben Vorurteile also das, was sie schon immer waren: voreilige Urteile. Also probiert einfach etwas Neues aus, wenn ihr Lust darauf habt. Egal, was andere davon halten.
Beitragsbild: Rebecca Herrmann