Sein rasanter Weg bis ganz nach oben steht schon bald vor der Vollendung. Mick Schumacher, Sohn von Rennlegende Michael Schumacher, ist seit Sonntag frisch gebackener Formel-2-Champion und fährt im kommenden Jahr in der Formel 1. Sein Rennen bis zur Königsklasse zeigt, warum er eben nicht nur einen großen Namen in seinem Pass stehen hat. Wir haben mit F1-Experte Marc Surer gesprochen.
Vorbereitungen im Kart – unter Pseudonym
Im Alter von 9 Jahren begann Mick Schumacher seine Rennfahrerkarriere im Kartsport. Laut dem ehemaligen Formel-1-Fahrer und heutigen Schweizer Fernsehexperten sogar ein relativ hohes Alter: “Heute setzen Väter ihre Kinder schon mit vier bis fünf Jahren in einen Kart.” 2008 sollte das junge Talent nicht sofort so viel Druck und Aufmerksamkeit spüren, er trat daher zunächst unter dem Namen Mick Betsch an. Betsch ist der Mädchenname seiner Mutter Corinna. Unter diesem Pseudonym wurde der junge Schumacher unter anderem Deutscher Vize-Meister und Vize-Weltmeister.
Insgesamt sechs Jahre drehte Mick mit falschem Namen im Kart seine Runden, später ging er auch als Mick Junior an den Start. Auch ohne den großen Nachnamen machte er mit seinen Erfolgen auf sich aufmerksam, auch bei der internationalen Presse hinterließ er Eindruck, wie hier bei NBC Sports.
Freies Training: Anfänge im Formelsport
Mit dem Wechsel in die deutsche Formel 4 kam auch gleichzeitig der erhöhte Druck, der junge Rennfahrer startete 2015 erstmals unter seinem richtigen Namen Mick Schumacher. Und dem schien er auch direkt gerecht zu werden, beim ersten Rennen kam er in Oschersleben als Neunter ins Ziel. Er fuhr damit nicht nur direkt in die Punkte, sondern bekam auch noch den Preis als “bester Rookie”.
Mit dem Wechsel zum neuen Rennstall “Prema Powerteam” ging er 2016 in der deutschen und italienischen Formel 4 an den Start und erfuhr in der Gesamtwertung gleich zwei Mal Platz 2. Es folgten zwei Saisons in der nächsthöheren Klasse, der europäischen Formel 3. Nach Platz 12 im ersten Jahr dann der große Coup 2018, Mick Schumacher wird F3-Champion.
Qualifying: Mit dem Titel in der Formel 2 steigt der Druck
Ein junger Schumacher, der erfolgreich Rennen fährt und mit dem Wechsel in die Ferrari Academy auch noch rote Overalls und Basecaps trägt. Die Parallelen zur Legende Schumi sind nicht zu übersehen, doch Mick zeigt in der Formel 2 endgültig sein Talent im Cockpit. Wie schon in der Formel 3 braucht er ein Jahr (2019: Platz 12), um ganz vorne anzugreifen, das macht er dann 2020.
Der 21-Jährige erkämpft sich den Weltmeister-Titel in der Formel 2, dabei verlief das letzte Rennen überhaupt nicht nach seinen Vorstellungen. Durch einen fatalen Verbremser fuhr Mick nur auf Platz 18. Allerdings fing sich sein direkter Konkurrent Callum Ilott einen ähnlichen Fehler ein, er fuhr ebenfalls nicht in die Punkte. Damit kam es am 6. Dezember 2020 zu einem großen Moment für alle Rennsport-Nostalgiker, ein Schumacher ist Weltmeister – wenn auch nur zweitklassig.
Das Rennen: Die Königsklasse ist hungrig nach Mick
Spätestens mit diesem F2-Erfolg sollte allen klar sein, Mick ist nicht nur “Sohn von…”, sondern ein eigenständiger Rennprofi. Beim Gesamtpaket Mick Schumacher kommen einfach viele Aspekte zusammen. Zum einen das Talent, das ist bei dem Sohn vom Rekordweltmeister nicht von der Hand zu weisen und wurde ihm definitiv in die Wiege gelegt. Surer nennt den Deutschen neben seines Talents vor allem lernfähig.
“Ich habe nichts dagegen, da verglichen zu werden. Im Endeffekt ist er der Beste, er wird immer der Beste bleiben für mich. Deshalb bin ich froh, mich mit ihm vergleichen zu dürfen”, sagt Mick Schumacher bei RTL über seinen Vater.
Im Endeffekt ist er der Beste, er wird immer der Beste bleiben für mich.
Dazu kommen aber Punkte, die ihn von seinem Vater unterscheiden und seine Ausgangsposition vielleicht sogar ein Stück weit besser machen als die von Schumi vor knapp 20 Jahren. Die F1-Saison 2021 wird einen Tag vor Micks 22. Geburtstag beginnen, damit wird er voraussichtlich bei seinem Debüt jünger sein als sein Vater (Michaels Debüt 1991, mit 22,5 Jahren). Außerdem ist er Teil der Ferrari-Academy und hat damit jetzt schon ohne einen Grand Prix bestritten zu haben, bei der Scuderia seinen Gasfuß in der Tür. Und etwas, dass immer wichtiger wird: Mick Schumacher ist neben der Rennstrecke sehr erfolgreich in den sozialen Medien. Zugegebenermaßen Facebook, Instagram und Co. gab es Anfang der 90er noch nicht, doch mit 1,3 Millionen Followern auf Instagram verkehrt Schumis Sohn jetzt schon in sehr exklusiven Kreisen.
Die Siegerehrung: War Haas die richtige Entscheidung?
Der 21-Jährige hat also gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere, doch mit Blick auf die erste Premierensaison sind Experten noch skeptisch. Denn sein neues Rennteam werde “nächstes Jahr auch ein schlechtes Auto haben wie dieses Jahr. Vielleicht das schlechteste im Feld”, sagt Marc Surer zudem in einem Interview mit der motorsport-total. Haas liegt in der Formel-1-Saison 2020 auf dem vorletzten Platz in der Konstrukteurswertung und Surer sieht auch im kommenden Jahr keine großen Sprünge. “Was aber für die Jungs gar nicht schlecht ist. Sie können lernen, ohne Druck, denn wenn sie sowieso hinten sind, ist es eigentlich egal, wer von den beiden jetzt Letzter ist oder Vorletzter. Ich gehe mal davon aus, dass sie ein Lehrjahr machen können ohne Druck”, so Surer weiter.
Laut Surer sollte alleine der Name Schumacher auch einiges für Haas F1 und vor allem die Kasse des Rennstalls tun, denn der Name werde einige Sponsoren anlocken. Bei Micks Auto gibt es also Defizite, doch der Name Schumacher hatte schon immer und wird auch weiterhin eine unglaubliche Strahlkraft im Formel-1-Zirkus haben. “Wenn er sich gut entwickelt, dann wird er in Zukunft im Ferrari sitzen”, sagt Surer. Und diesen Sitz bei der Scuderia kann Mick Schumacher mit allem, was er mitbringt, definitiv ausfüllen.
Beitragsbild: Moritz Graf via Unsplash