Die Europäische Arzneimittel-Agentur entscheidet am 21. Dezember über die Zulassung des Corona-Impfstoffes von BioNTech und Pfizer. Ein möglicher Impfstart in Deutschland ist für den 27. Dezember angesetzt. Das macht Hoffnung in Zeiten von Todeszahlen in Rekordhöhe. Doch bis zum Impfstart sind es keine zwei Wochen mehr. Sind die Impfzentren bis dahin bereit?
Das monatelange Warten soll sich endlich gelohnt haben. Die ersten Impfungen noch in diesem Dezember gleichen einem wohlverdienten Weihnachtsgeschenk. Besonders nach so einem Jahr. Sowohl auf Bundesebene als auch auf der europäischen Ebene fordern Politiker so schnell wie möglich mit dem Impfen zu starten.
To end the pandemic, we need up to 70% of the population vaccinated.
This is a huge task. So let's start rapidly with the vaccination together, as 27, on the same day.
As we have been united through the pandemic, we will get out of it together & united. pic.twitter.com/bpFpkjUuGR
— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) December 16, 2020
Aber im Moment ist die Menge an Impfstoffdosen noch begrenzt. Der Hausarzt kann also nicht einfach drauflosimpfen. Damit die vorhandenen Impfdosen die erreichen, die sie am dringendsten brauchen, gibt es eine klare Strategie.
Wer wird geimpft?
Als Erstes sollen Personen mit einem hohen Risiko für schwere oder tödliche Krankheitsverläufe geimpft werden. Aber auch solche, die mit gefährdeten Personen arbeiten oder ein höheres Risiko haben, sich anzustecken. Diese klassifiziert das RKI auf seiner Webseite als folgende Personengruppen:
- Bewohner*innen von Senioren- und Altenpflegeheimen
- Personen über 80 Jahren
- Personal mit besonders hohem Ansteckungsrisiko in medizinischen Einrichtungen (z.B. in Notaufnahmen oder auf Infektionsstationen)
- Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu gefährdeten Gruppen (z.B. in der Hämatoonkologie oder Transplantationsmedizin)
- Pflegepersonal in der ambulanten und stationären Altenpflege
- Andere Tätige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den Bewohner*innen
Aber auch hier gibt es nochmal eine differenzierte Impfreihenfolge. Gesundheitsminister Jens Spahn hat vor, am Freitag (18.12.) eine Impfverordung zu unterschreiben. Diese soll die Rechtsgrundlage für eine Priorisierung sein. Besonders die 80-Jährigen und diejenigen, die in Alten- und Pflegeheimen leben oder arbeiten, sollen möglichst schnell geimpft werden.
Gehört man nicht zu einer dieser Gruppen, wird es bis zu einer Impfung also noch dauern.
Wann werden Normalbürger geimpft?
Bereits im November hat das Bundesministerium für Gesundheit eine Nationale Impfstrategie veröffentlicht. Die Durchführung der Impfung ist dort in drei Phasen geteilt:
Voraussichtlich startet die Phase I A des Impfens am 27. Dezember. Charakterisiert wird sie dadurch, dass es nur wenige Impfstoff-Dosen gibt. Es können nur bestimmte Gruppen geimpft werden. Über die Reihenfolge entscheiden unter anderem der Deutsche Ethikrat und die Ständige Impfkommission.
In der nächsten Phase, Phase I B, wird mehr Impfstoff verfügbar sein. Außerdem helfen die Erfahrungen aus der ersten Phase. Trotzdem kann es noch keine Massenimpfungen geben.
Erst in Phase II kann es zu einer breiten Verimpfung kommen. Dann gibt es genügend Dosen. Die Handhabung des Impfstoffes wird leichter. Somit können auch Arztpraxen oder Krankenhäuser gegen Corona impfen. Gesundheitsminister Spahn rechnet bis zum Sommer 2021 mit einer möglichen Massenimpfung. Dem Nachtrichtenportal T-Online sagte er:
Stand heute bin ich sehr optimistisch, dass es spätestens im Sommer Massenimpfungen geben wird.
Bis Ende März hält er alleine von Biontech die Lieferung von 11 Millionen Impfdosen für realistisch. Sollten sich genug Personen impfen lassen, hätten wir im Herbst das Schlimmste hinter uns.
Wo wird geimpft?
Für die zentralisierten Impfphasen gibt es in NRW insgesamt 53 Impfzentren. Dort ist es möglich, in kurzer Zeit viele Personen zu impfen. Außerdem kann der Impfstoff korrekt gelagert und, nachdem er aufgetaut wurde, schnell verbraucht werden. So können die wenigen verfügbaren Impfdosen möglichst effizient genutzt werden.
Bei der Auswahl der Standorte kam es auf verschieden Aspekte an. Zum Beispiel die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel oder die Größe waren entscheidende Faktoren. Aber auch die Akustik, Parkmöglichkeiten oder ob es möglich ist, im Einbahnstraßen-Prinzip zu arbeiten, wurde bei der Auswahl berücksichtigt.
Die Impfzentren sind oft nach einem ähnlichen Prinzip konzipiert. Am Eingang misst zunächst jemand die Temperatur. Bei Fieber oder anderen Symptomen einer Krankheit wird keine Impfung durchgeführt. Gesunde Personen dürfen weiter zu der Anmeldung gehen. Dort wird überprüft, ob sie auch wirklich einen Termin haben.
Weiter im Wartebereich gibt es die Möglichkeit, die notwenigen Formulare auszufüllen. Dazu zählt zum Beispiel ein Aufklärungs- und Einwilligungsbogen. Anschließend wird man einer Impfstraße zugewiesen. Dort überprüft jemand die Dokumente. Ein Arzt kann auch noch weitere Fragen beantworten. Darauf folgt die Impfung.
Die letzte Station ist ein weiterer Wartebereich für die Nachbeobachtung. Sollte es doch zu einer unerwünschten Reaktion auf den Impfstoff kommen, ist Hilfe direkt vor Ort. Die Wartedauer unterscheidet sich zwischen den Zentren und liegt etwa bei 30 Minuten. Einige Wirkstoffe brauchen zwei Impfungen, um zu wirken. Deswegen bekommt man im Anschluss noch einen Termin für den zweiten Durchgang.
Neben den Impfungen in den Zentren wird es auch mobile Impfteams geben. Besonders für Pflegeheime ist das zwingend notwenig, aber auch für andere Personen, für die es nicht möglich ist, zu einem Impfzentrum zu kommen.
Ein Problem gibt es allerdings noch bei der Planung: Wieviele Dosen die einzelnen Städte erhalten, steht noch nicht fest. Terminvereinbarungen sind deswegen noch nicht möglich.
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