Vom 11. Juni bis 11. Juli schaut die ganze Fußballwelt nach Europa. Dann spielen Superstars wie Cristiano Ronaldo, Robert Lewandowski oder Kevin de Bruyne bei der Fußball-Europameisterschaft um den Titel. Ursprünglich sollte das Turnier bereits im vergangenen Jahr stattfinden. Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie wird die “UEFA EURO 2020” in diesem Sommer durchgeführt. Damit die EM reibungslos über die Bühne geht, hat die UEFA Vorkehrungen getroffen.
Wenn die 24 Nationen um den begehrten Europameister-Titel kämpfen, steigt hierzulande das Fußballfieber. Dennoch steht auch die diesjährige EM ganz im Zeichen der Pandemie. Am heutigen Mittwoch gab Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader für die EM bekannt. Anders als üblich wurden drei EM-Tickets mehr vergeben, um mögliche Auswirkungen der Corona-Pandemie ausgleichen zu können. Allerdings gilt diese Regelung nur für das Gesamtturnier. Für die einzelnen Spiele dürfen wie bisher nur 23 Spieler nominiert werden, während die restlichen drei Profis auf der Tribüne Platz nehmen.
Unser Kader für die @EURO2020 🇩🇪#DieMannschaft #EURO2020 pic.twitter.com/U8bAzc82Lh
— Die Mannschaft (@DFB_Team) May 19, 2021
Sollte sich ein Spieler mit dem Corona-Virus infizieren, dürfen die Trainer bis zum Tag des ersten Spiels neue Akteure nachnominieren.”Grundsätzlich muss man sagen, dass es eine vernünftige Entscheidung ist. Wir haben immer wieder erlebt, dass Spieler aufgrund von einer Covid-Erkrankung kurzfristig ausgefallen sind. Deshalb macht diese Regel Sinn”, sagt Bundestrainer Joachim Löw.
Teststrategie und Abschottung
Sollte es trotz dieser Regelung zu einem Corona-Ausbruch innerhalb der Mannschaft kommen, gelten die Statuten der UEFA. Wenn ein Team weniger als 13 Spieler inklusive Torwart zur Verfügung hat, wird das Spiel abgesagt und innerhalb von 48 Stunden nachgeholt. Sollte auch das Nachholspiel nicht möglich sein, wird das Spiel mit 0:3 gegen die betroffene Mannschaft gewertet.
Um das zu verhindern, gibt es bei der diesjährigen EM strenge Vorgaben. Die Spieler werden regelmäßig getestet, um größere Corona-Ausbrüche zu vermeiden. Maskenpflicht und Abstandsregelung sollen außerhalb des Spielfelds ständig eingehalten werden. Darüber hinaus werden die Teams in einer Art “Blase” abgeschirmt: Innerhalb des Mannschaftshotels bezieht jeder Spieler ein Einzelzimmer. Der Kontakt zu Fans oder Hotelangestellten soll verhindert werden und die Anreise zu den Spielen wird in zwei Mannschaftsbussen erfolgen. Trotz der zahlreichen Auflagen, sei die Durchführung der EM für den DFB-Tross ein Privileg. “Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir unseren Beruf ausüben können”, sagt Löw.
Spielorte in ganz Europa
Anders als die Europameisterschaften in der Historie wird die UEFA EURO 2020 nicht von einem Gastgeberland veranstaltet, sondern an mehreren Spielstätten in ganz Europa ausgetragen. Statt der ursprünglich geplanten zwölf Standorte gibt es jetzt nur noch elf. Für die UEFA sind Zuschauerzulassungen die Bedingung. “Die Option, dass irgendein Spiel der EM ohne Fans ausgetragen wird, ist definitiv vom Tisch“, sagte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin vor einigen Wochen gegenüber Sky Sports.
Weil Dublin die Forderung der UEFA nach Zuschauer*innen nicht erfüllen konnte, wurde dieser Standort kurzerhand gestrichen. “Für mich war es nicht zulässig von der UEFA, diese Bedingungen für die Länder zu stellen”, sagte Irlands Premierminister Micheal Martin dem öffentlich-rechtlichen Sender RTE. Auch der Standort Bilbao wurde abgesetzt, weil kein Zuschauerversprechen gegeben werden konnte. Stattdessen wurde die Spielstätte in Sevilla mit hinzugenommen.
Aufgrund der Zuschauerzulassungen und zahlreicher Gastgeberstädte stößt die EM auf Kritik. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte zuletzt die Durchführung des Turniers gegenüber der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Er halte “nichts” von einem Turnier, in dem die Teams während der Pandemie quer durch Europa reisen. “Das ist verantwortungslos”, sagt er. Er mache sich insbesondere über mögliche gesundheitliche Risiken der Fußballer sorgen. Laut einer Initiative des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sei der Sport Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.
Fußball vor tausenden Fans?
Auch am Standort München wird in diesem Sommer EM-Fußball gespielt. In der Allianz-Arena finden vier Spiele statt – voraussichtlich vor tausenden Zuschauer*innen. “Wir werden in den kommenden Tagen gemeinsam mit der UEFA und unseren Partnern in München, im Freistaat Bayern und bei der Bundesregierung erörtern, wie die Umsetzung unserer Pläne unter den gegebenen Voraussetzungen und trotz der unverändert herausfordernden pandemischen Entwicklung gelingen kann”, sagt der DFB.
Die geplante Auslastung an Fans variiert je nach Standort. Als einzige Gastgeberstadt soll in Budapest sogar in einem vollem Stadion vor 68.000 Zuschauer*innen gespielt werden. “Je mehr Zuschauer ins Stadion kommen, desto besser ist es für die Atmosphäre und für uns. Wir würden uns freuen, wenn wir den Support im Stadion haben. Wir hoffen, dass dafür die Voraussetzungen geschaffen werden”, sagt Nationaltorhüter Manuel Neuer.
Fans, die eines der begehrten EM-Tickets ergattern konnten, müssen sich auf mehrere Neuerungen im Vergleich zu Spielen vor der Pandemie einstellen. Die Maskenpflicht und Abstandsregeln gelten auch im Stadion. An manchen Standorten sind negative PCR-Tests die Einlassvoraussetzungen für den Stadionbesuch.
Kein Public-Viewing in Dortmund
Wer keine Eintrittskarte ergattern konnte, wird die Spiele vor dem heimischen Fernseher verfolgen müssen. Trotz sinkender Inzidenz und bevorstehender Öffnungsschritte sind öffentliche Fußballpartys wie Public Viewing in diesem Jahr kein Thema. “Im Prinzip ist Rudelgucken immer eine schöne Geschichte. Aber in diesem Jahr wird es mit Blick auf die Pandemie nicht stattfinden”, sagt die Stadt Dortmund. Auch unabhängig von der Pandemie seien solche Veranstaltungen immer mit großer Vorplanung verbunden. Für die Stadt sei Public Viewing zur Europameisterschaft “überhaupt nicht in Planung”.
Europameisterschaften sind die Zeiten, in denen sich die Fans ihre Trikots überstreifen, Fahnen an ihr Auto klemmen und gemeinsam auf der Fanmeile feiern. Doch in diesem Jahr ist vieles anders – für Fans und die Nationalmannschaften. Die sinkende Inzidenz und der fortschreitende Impffortschritt macht jedoch Hoffnung, dass Fußballfeste in Zukunft wieder wie gewohnt gefeiert werden können.
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