Testen statt tanzen – Wenn Unternehmen zur Teststelle werden

Der normale Alltag kehrt langsam ein und wir können wieder ins Restaurant oder ins Fitnessstudio. Aber eine Frage begleitet uns meistens: “Muss ich vorher einen Test machen?”. Genau deswegen eröffnen immer mehr Testzentren, in denen die sogenannten “Kostenlosen Bürgertests” durchgeführt werden.

Diese sind aber nicht nur auf den medizinischen Bereich beschränkt. Mit genug Platz und dem richtigen Onlinekurs kann fest jeder Unternehmer diese Tests durchführen. Deshalb nutzen immer mehr Geschäfte diese Chance, um ihr Geschäft in Corona-Zeiten über Wasser zu halten.

Testen kann fast jeder

Darunter ist auch das InDance Tanzstudio in der Dortmunder Innenstadt. Hier darf schon seit November nicht mehr getanzt werden. So, wie dem InDance, geht es vielen Betrieben in der Krise. Mittlerweile können die Tests nicht mehr nur beim Arzt, sondern auch im Kino, Café oder der Kirchen durchgeführt werden. Laut Gesundheitsminister Spahn gibt es in Deutschland schon über 15.000 dieser Stellen, an denen sich die Bürger mindestens einmal in der Woche testen lassen können. Einige Bars in der Innenstadt sind so aufs Testen gekommen und haben die Betreiber des Studios damit auch auf die Idee gebracht, eine Teststelle einzurichten. Die Voraussetzungen für die Eröffnung sind passende Räumlichkeiten, ein ausreichendes Hygienekonzept und bestimmte Kurse zur Durchführung eines Abstrichs, die online belegt werden können.

Schneller Prozess

So ähnlich hat das auch im Tanzstudio funktioniert, erzählt Vladislav Dotsenko. Er arbeitet eigentlich in der Eventbranche, hat aber gemeinsam mit seiner Schwester, der das InDance gehört, die Teststelle eingerichtet.

“Durch Bars hier in der Innenstadt und ein Tanzstudio in einer anderen Stadt sind wir darauf gekommen.”

Nach der Idee ging es ganz schnell. Eine kurze Anfrage per Mail beim Gesundheitsamt und schnell kam eine Liste mit Voraussetzungen zurück. Besonders wichtig waren dabei vor allem passende Räumlichkeiten und geschulte Mitarbeiter. Hierfür greift das Studio auf die eigenen Tanzlehrer zurück. Die haben einen Online Kurs belegt und haben dadurch die Erlaubnis bekommen, die Abstriche durchzuführen. Auch Vladislav und seine Schwester haben den Kurs gemacht, um im Testbetrieb mitzuarbeiten.

Kinder freuen sich

Im Tanzstudio werden die Termine telefonisch gemacht, weil der Kundenstamm vor allem aus den Tanzschülern besteht. Deswegen bieten die Geschwister auch Spucktests an, die bei den Kindern sehr beliebt sind. Dadurch können die Tanzkinder trotz Corona ab und an ins Studio kommen. “Die Kinder freuen sich, wenn sie meine Schwester sehen können.” Auch deshalb richten sie die beiden nach den Terminanfragen, denn eigentlich gibt es mittwochs einen Ruhetag. Für einzelne Termine kommen die beiden aber auch am freien Tag in das Tanzstudio, um so viele Tests wie möglich zu machen.

Vorkasse

Die Testeinnahmen sind besonders wichtig, um die Miete zahlen zu können. Das war im Lockdown nicht immer möglich. “Anders als Fitnessstudios buchen wir seit dem Lockdown keine Beiträge mehr ab”, erzählt Vladislav Dotsenko. Geld hat das Tanzstudio aber bis jetzt noch nicht bekommen. Die privaten Teststellen müssen nämlich in Vorkasse treten und können die Abrechnung erst im Folgemonat machen. Laut einem Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Emscher-Lippe (KVEL) stieß das anfangs bei den Unternehmern auf Unmut. Denn die meisten Unternehmen eröffnen die Stellen, um ihr Überleben zu sichern. So auch das InDance.

NRW macht es attraktiv

Dass es jeden Tag neue Teststellen gibt, liegt aber nicht an reiner Herzensgüte. “Das Land NRW macht die Eröffnung einer Teststelle für die Menschen attraktiv”, sag ein Sprecher der KVEL. Denn zusätzlich zu dem eigentlichen Honorar bekommt jeder Betreiber monatlich 100 Euro extra ausgezahlt. Auch wenn die digital geschulten Mitarbeiter mit 12 Euro pro Testung 3 Euro weniger als ärztliches Personal bekommen, lohnt es sich trotzdem. Die Vergütung für die Schnelltests und die Testung an sich schwankt immer wieder. Das liegt unter anderem daran, dass die Schnelltests immer günstiger werden.

“Das alles beruht auf einer großen Vertrauensbasis.”

Alle Unterlagen müssen zwar für eine mögliche Prüfung aufbewahrt werden, bei der Kassenärztlichen Vereinigung werden aber nur die Zahlen gemeldet.Unter anderem in NRW werden immer mehr potenzielle Betrugsfälle bekannt. Betreiber von Testzentren haben bei der KV mehr Testungen angemeldet, als sie tatsächlich durchgeführt haben. Aus der Politik gibt es bereits viel Kritik über mangelnde Kontrollen. Deswegen kündigt Gesundheitsminister Jens Spahn jetzt Kontrollen an.

InDance testet weiter

Auch wenn der Betrieb im Tanzstudio wieder starten kann, müssen die Bürgertests weiter durchgeführt werden. Jede Teststelle verpflichtet sich mit der Eröffnung dazu, zu testen, bis die Teststrukturverordnung vom Bund aufgehoben wird und das mindestens 20 Stunden in der Woche. Konkrete Zahlen gibt es nicht, aber das Studio versucht so viele Tests wie möglich durchzuführen. Die Konkurrenz wird immer größer. Im direkten Umfeld des InDance gibt es mittlerweile schon zwei große Testzentren. Die Geschwister bauen aber weiterhin auf die Tanzschüler und deren Familien. Im Moment hoffen die beiden bald wieder draußen trainieren zu können, damit die Tanzschüler und -lehrer ihre Leidenschaft wieder ausüben können.

Teaser- und Beitragsbild: pixabay.com/Shutter_Speed

 

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