Kommentar: Schiedsrichter*innen im Amateurfußball bekommen zu wenig Respekt und Anerkennung

Bier, Bratwurst, Brüllerei. Auf den deutschen Fußballplätzen ist an den Wochenenden einiges los. Mittendrin die Schiedsrichter*innen, die sich für kleines Geld und mit großer Leidenschaft ihre Wochenenden freihalten, damit Amateursportler*innen ihrem Hobby nachgehen können.

Schiedsrichter*in im Fußball zu sein, ist keine leichte Aufgabe. Woche für Woche stellen sich die Männer und Frauen auf die Plätze und pfeifen Spiele von der Bundes- bis in die Kreisliga. Dabei sind sie des Öfteren Beschimpfungen und Bedrohungen von Spieler*innen und Zuschauer*innen ausgesetzt. Erst Anfang Juli wurde ein Verein aus dem Münsterland für eine komplette Saison gesperrt, der seit Oktober 2021 auf Bewährung war. Zu dieser Zeit wurde der Schiedsrichter in einem Spiel so stark bedroht, dass er anschließend seine Tätigkeit beendete.

Zu viele Anfeindungen

Anfeindungen gegenüber Schiedsrichter*innen sind keine Seltenheit. Allein beim Kreissportgericht Münster sind in der Spielzeit 2021/22 60 solcher Fälle verhandelt worden. Und auch in Dortmund werden es jährlich mehr. Eine genaue Zahl konnte der vorsitzende Sportrichter des Kreissportgerichts auf Anfrage nicht nennen. Dies seien interne Informationen und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Dennoch muss mit solchen Fällen Schluss sein! Schiedsrichter*innen bekommen viel zu wenig Respekt und Anerkennung für das, was sie tun.

Daniel Ulrich (r.) ist Kreisliga-Schiedsrichter in Dortmund. Foto: privat

Denn ohne diese Menschen ist der Sport gar nicht möglich. Es braucht eben neutrale Personen, die die Spiele pfeifen. Und da sollten wir doch dankbar sein, dass es Menschen gibt, die sich dafür bereit erklären. In der Kreisliga wird auf dem untersten Leistungsniveau Fußball gespielt. Da darf es nicht verwunderlich sein, wenn auch auf dem untersten Leistungsniveau gepfiffen wird. Natürlich ist nicht jede Entscheidung richtig oder muss den Spieler*innen gefallen. Auch eine kurze Nachfrage ist absolut legitim. Aber alles darüber hinaus ist nicht mit den Werten dieses Sports vereinbar. Das sieht auch Daniel Ulrich so. Er ist Kreisligaschiedsrichter in Dortmund. Von Kolleg*innen hat er schon so einige Geschichten mitbekommen.

Übergriff nach dem Spiel

„Einem Schiedsrichter wurden nach dem Spiel die Sitze von seinem Motorroller komplett aufgeschnitten. Da waren sie einfach mit seiner Leistung unzufrieden.“ Und das kann, muss und vor allem darf nicht sein! Diese Menschen stehen jedes Wochenende meist allein auf dem Feld, opfern ihre freien Tage für eine minimale Aufwandsentschädigung und sollen sich so etwas gefallen lassen? Nein! Daniel Ulrich bekommt für ein Herrenspiel, bei dem er einen Zeitaufwand von etwa zweieinhalb bis drei Stunden hat, gerade einmal 24 Euro. Eine Summe, die allein den Zeitaufwand nicht ausreichend entschädigt. Und Beleidigungen und Angriffe erst recht nicht.

Also, liebe Sportsfreund*innen: Spielt Fußball, konzertiert euch darauf und lasst die Schiedsrichter*innen ihren Job so gut wie möglich ausführen. Eine kleine Beschwerde oder Meckerei in respektvollem Ton ist manchmal
absolut in Ordnung. Nach dem Spiel müssen sich aber die Hände gegeben werden. Denn es ist nur ein Spiel.

 

Foto: Pixabay/Planet_fox

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