Auch Universitäten setzen immer mehr auf Nachhaltigkeit – und das mit verschiedenen Methoden. An der Universität Kassel wird untersucht, ob insektenbasierte Lebensmittel die Ernährungsform der Zukunft sein könnten. Die TU Dortmund setzt vor allem den Schwerpunkt auf ihren eigenen Campus.
Es gibt viele Möglichkeiten, um nachhaltiger zu leben: Secondhandkleidung kaufen, auf Plastik verzichten oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Viele denken aber bereits in einem größerem Rahmen. So auch die Universität Kassel und die TU Dortmund.
“NewFoodSystems” an der Universität Kassel
Die Universität Kassel leistet als Teil des Innovationsraums „NewFoodSystems“ einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Ein Innovationsraum oder auch Ideenraum ist ein ideenförderndes Umfeld. Der Raum ist explizit so eingerichtet, um Kreativität zu fördern. Die Uni Kassel versteht den Begriff als eine Plattform, um neuartige und nachhaltige Lebensmitteln zu erforschen und zu entwickeln. Sie beschäftigt sich mit der Idee, Insekten als alternative Proteinquellen auf dem Markt zu etablieren. Dr. Benedikt Jahnke ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing und einer der drei Projektverantwortlichen. Er erzählt, welche Bedeutung ihr Verbundprojekt “Pr:Ins – Ganzheitliche Bewertung” für “NewFoodSystems” hat: “Wir entwickeln eine Methodik auf konzeptioneller Ebene zur umfangreichen Bewertung neuer Lebensmittel und Produktionsverfahren am Beispiel insektenbasierter Lebensmittel. Das bedeutet, dass wir anhand der Bewertungskriterien ökologische Nachhaltigkeit, Verbraucherakzeptanz, Qualität, Sicherheit und Recht versuchen, die Erfolgschancen für insektenbasierte Lebensmittel zu ermitteln.”
Noch steht das Team rund um Dr. Benedikt Jahnke mit seiner Forschung ganz am Anfang: “Das Projekt läuft seit Juli 2022. Gerade sind wir dabei, Literaturrecherche zu betreiben und zu schauen, wo die Forschung zur Verbraucherakzeptanz und zu Marketingmaßnahmen von insektenbasierten Lebensmitteln steht.” Im nächsten Schritt sollen dann Verbraucherdiskussionsrunden folgen, um mehr über das Kaufverhalten von Konsument*innen zu erfahren. Für 2024 plant das Team reale Verbrauchertests in ausgewählten Supermärkten. Noch bis Juni 2025 soll ihre Forschung laufen.
Nachhaltigkeit als Leitfaden
Nachhaltigkeit ist für die Universität Kassel nicht nur ein Trend: Mit ihrer Fakultät für Ökologische Agrarwissenschaften in Witzenhausen nimmt die Forschungseinrichtung sogar eine Sonderstellung in der deutschen Uni-Landschaft ein – diese gibt es so nämlich nur bei ihnen. Eine Tatsache, auf die der Wissenschaftler stolz ist: “Es gibt keine Universität in Deutschland, die sich das Thema so auf die Fahne schreibt wie wir.” Außerdem gibt es an der Universität das “Institute for Sustainability”, das jedes der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in Zukunft mit jeweils einer Professur besetzten möchte. Bislang gibt es vier.
An der TU Dortmund beschäftigt sich seit Juni 2022 ein eigens dafür gegründetes Büro mit dem Thema Nachhaltigkeit. Ähnlich wie das “Institute for Sustainability” der Universität Kassel versucht es, den Campus ökologischer zu gestalten. Dr. Henning Moldenhauer ist Teil des Nachhaltigkeitsbüos und erklärt, was dessen Aufgaben sind: “Von Strom und Heizen bis zu Forschung und Lehre – wir sind Ansprechpartner für alles im weiten Themenfeld Nachhaltigkeit.” Außerdem beraten Moldenhauer und sein Team die Hochschulleitung und -politik. Dabei gehen sie vor allem auf die Bedürfnisse der Studierenden ein.
Ein langer Weg bis zum Kulturwandel
Bisher wurde schon einiges auf dem Campus verändert: “Seit Januar 2021 ist unser zugekaufter Strom ausschließlich Ökostrom und wir konnten durch eine Mensaumfrage mit dem Studierendenwerk dafür sorgen, dass dauerhaft ein veganes Gyrosangebot etabliert wurde”, erzählt der Nachhaltigkeitsmanager. Das sei aber noch nicht alles: “Unser Ziel ist ein klimaneutraler Campus bis 2035.” Dazu gehöre der Bau einer PV- und Windkraftanlage und der Umstieg auf ein verstärkt vegetarisches und veganes Angebot auf dem Campus. Doch der Weg dahin ist noch lang: “Der Kulturwandel kostet Zeit und benötigt viel Engagement auf allen Ebenen.” Henning Moldenhauer sagt weiterhin: “Unser Ziel muss es sein, dieses Engagement in allen Bereichen und Fakultäten unserer Universität zu etablieren.”
Beitragsbild: Innovationsraum NewFoodSystems/Janosch Gruschczyk