Lebensgefährliche Ungleichheit

Google ist bei Krankheiten meist nicht die beste Anlaufstelle – da geht man doch besser zum Arzt. Aber was ist, wenn selbst der nicht weiß, welche Krankheit das sein soll? Dann muss es wohl eine sehr seltene schwere Krankheit sein – oder vielleicht doch nur etwas Harmloses auf einem dunklen Hautton. Genau das ist tatsächlich oft der Fall und betrifft viele Menschen, vor allem People of Colour.

People of Colour
People of Colour oder im Singular Person of Colour ist ein Begriff für Menschen, die von der Mehrheit der Gesellschaft als nicht-weiß angesehen werden und sich wegen ethnischer und/oder rassistischer Zuschreibungen diskriminiert fühlen

Rassismus und Diskriminierung sind gesamtgesellschaftliche Problem und betreffen ebenso die Medizin und das Gesundheitssystem. Rassistische Strukturen finden sich in Forschung, Lehre und auch in der Gesundheitsversorgung. Neben direktem Rassismus, wie dem unbegründeten Fragen nach der Herkunft oder dem nicht ernst nehmen von Schmerzen, gibt es oft auch unbewusste Diskriminierung. Diese Art der Diskriminierung kommt daher, dass die Medizin in Deutschland immer noch auf weiße, männliche Personen ausgerichtet ist. Diagnoseinstrumente, Medikamente und Therapieverfahren werden größtenteils an weißen mittelalten Männern erforscht. Trotzdem werden damit auch alle nicht zu dieser Gruppe gehörigen Menschen behandelt. Für People of Colour und auch für Frauen stellt das ein großes Problem dar, das sogar lebensgefährlich werden kann.

Hautkrankheiten bei People of Colour

Vor allem Hautkrankheiten werden bei People of Colour später oder gar nicht erkannt, da die Symptome auf dunkler Haut sich von denen auf heller Haut unterscheiden und von vielen Ärzt*innen nur schwer erkannt werden. Eine spätere Diagnose und damit auch eine spätere Behandlung kann für die Patient*innen weitreichende Folgen haben. Diese Aspekte werden von vielen Ärzt*innen, Expert*innen und Betroffenen bestätigt – im Ärzteblatt erscheinen zum Beispiel häufig Artikel zu diesem Thema. Eine erste repräsentative quantitative Erhebung zu den gesundheitlichen Folgen von Rassismus in Deutschland ist derzeit in Planung beim Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) zu diesem Schwerpunkt soll im März 2023 erscheinen. Eine Onlinebefragung aus 2020, bei der 6.000 People of Colour teilgenommen haben, bestätigt allerdings bereits, dass diese Problematik keine Seltenheit ist.

Die Kawasaki Krankheit auf dunkler und heller Haut. Foto: Malone Mukwende

Das Problem mit den Lehrbüchern

Auch wenn das Bewusstsein für diese Art von Diskriminierung steigt, sind in den meisten Lehrbüchern von aktuellen Medizinstudierenden fast ausschließlich weiße Patient*innenbeispiele beschrieben. Das zeigen vor allem Studien aus den USA. Eine Untersuchung von vier US-amerikanischen Medizinlehrbüchern, die zur Standardliteratur gehören, ergab bereits im Jahr 2018, dass nur jedes zwanzigste Foto Menschen mit dunkler Hautfarbe zeigt. Dass das auch in Deutschland der Fall ist, bestätigen aktuelle Medizinstudierende.

Blick in die Zukunft

Mittlerweile gibt es einige Organisationen und Netzwerke, die aktiv auf dieses Thema aufmerksam machen, Betroffenen Hilfe anbieten und Vorträge von Expert*innen organisieren. Außerdem haben Ärzt*innen aus der ganzen Welt die Möglichkeit ihre Erfahrungen auf den Websites miteinander zu teilen und gegenseitig davon zu profitieren – und damit auch ihre Patient*innen.

Beitragsbild: Unsplash

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