Umdenken lohnt sich! Wie wir unseren Proteinbedarf nachhaltiger decken können

Proteine sind wichtige Bausteine für den menschlichen Körper – egal ob für Muskeln, Organe, Knochen oder Haare. Auf nachhaltige Eiweißquellen zu setzen, kann dabei nicht nur gut für die Umwelt sein, sondern auch für die Vielfalt in der eigenen Küche.

High Protein! Der Konsum von Lebensmitteln mit einem besonders hohen Proteingehalt ist in Deutschland über die letzten Jahre stark angestiegen. Laut dem Marktforschungsinstitut GFK erzielten Proteinprodukte allein zwischen 2012 und 2017 pro Jahr ein durchschnittliches Mengenwachstum von über 67 Prozent. Eiweißreiche Joghurts, Müslis oder Fleischersatzprodukte sind keine Nischenware für Extremsportler*innen mehr, sondern mittlerweile auch Gegenstand der Wissenschaft.

Dies zeigt zum Beispiel das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte NewFoodSystems-Projekt. Ziel ist es, durch die Entwicklung und Erforschung von nachhaltigen und alternativen Proteinquellen, einen Beitrag zu einer zukünftigen Eiweißversorgung zu leisten. Fakt ist: Der Mensch braucht Proteine. Sie sind für ihn, wie auch Fette und Kohlenhydrate, überlebenswichtig.

Bei Proteinen handelt es sich um eine Perlenkette aus einzelnen Aminosäuren, den Grundbausteinen der Eiweiße, sagt Dr. Maren Podszun von der Universität Hohenheim. Sie lehrt und forscht im Bereich der Ernährungswissenschaft und erklärt: Einige der Aminosäuren kann der Körper selbst herstellen, die essenziellen Aminosäuren können allerdings nur über die Nahrung aufgenommen werden. Wenn diese wichtigen Elemente in einer proteinarmen Ernährung fehlen, kann das über einen längeren Zeitraum zu körperlichem oder geistigem Zerfall durch Krankheiten wie Marasmus oder Kwashiorkor führen. Gerade in Ländern mit Ernährungsarmut lassen sich solche Probleme beobachten – besonders bei unterernährten Kindern. In Deutschland sei die Proteinversorgung in der Regel allerdings kein Problem, so Dr. Podszun.

Es geht nachhaltiger – ohne Nachteile für unseren Körper

Wie genau sich die Proteinprodukte, die zum Beispiel aus Soja- oder Erbsenisolaten entwickelt werden, langfristig auf unseren Körper auswirken, kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Dazu gebe es noch keine ausreichende Studienlage. Hinweise auf negative Auswirkungen dieser Proteintexturen gibt es laut Dr. Podszun allerdings bisher keine.

Bei der Frage, wann eine Proteinquelle als nachhaltig gilt, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Eine gute Definition gebe es laut Dr. Maren Podszun noch nicht. Man könne aber zwischen “alternativen” und “nachhaltigen Proteinquellen” unterscheiden. “Alternativ” sei ein Protein dann, wenn es kein herkömmliches Fleischprodukt ist. Bei der Nachhaltigkeit gehe es hingegen primär um drei Aspekte: die Emissionsbilanz, die Landnutzung und die Ressourcennutzung bei der Herstellung des Lebensmittels. Rindfleisch nach diesen Aspekten ein Klimakiller, während Erbsen oder andere Hülsenfrüchte deutlich besser abschneiden. Pflanzliche Eiweiße seien jedoch nicht automatisch nachhaltiger als tierische Produkte. Insekten schneiden zum Beispiel relativ gut ab, während Mandelmilch bei der Herstellung zum Beispiel große Wassermengen benötigt, erklärt Dr. Podszun.

Umdenken ohne Nachteile

Die Frage, wie sich neu erstellte, nachhaltige Proteintexturen auf unsere Ernährung auswirken, wird erst die Zukunft beantworten können. Fest steht, dass der Mensch seinen Bedarf an essenziellen Aminosäuren grundsätzlich auch mit nachhaltigeren Proteinprodukten decken kann. Das geht auch, ohne gleich die gesamte Ernährung umzustellen. „Menschen verändern ihr Verhalten nur sehr ungern”, sagt Dr. Podszun. Man könne stattdessen klein beginnen – zum Beispiel durch pflanzlichen Milchersatz im Kaffee oder einzelne vegane Gerichte. Das würde die Nachhaltigkeit der eigenen Ernährung verbessern und das Kochen ohne tierische Produkte normalisieren.

 

Beitragsbild: pixabay.com/ulleo

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