An Heiligabend muss man sich entscheiden: Mit Oma auf dem Sofa sitzen oder mit Freunden in der Kneipe anstoßen? Pia Billecke findet, dass der Heiligabend Zeit für Familie ist, Steffen Ludwig ist auf der Seite der Party-Fraktion. Unser Duell zum Weihnachtsfest.
Weihnachten ist ein Familienfest
findet Pia Billecke
Die Kindheitserinnerungen an die Weihnachtsfeste sind gleichermaßen niedlich, kitschig und peinlich: Mit sieben Jahren musste ich auf der Blockflöte in gewohnt schiefen Tönen “O du fröhliche” anstimmen, mit zwölf Jahren dachte meine Oma immer noch, ich würde mich über Puppen freuen. Aber genau solche Erinnerungen sind es doch, die Weihnachten ausmachen.
Einmal entspannen, bitte
Schon in den vier Wochen vor Weihnachten laufen wir gestresst von Geschäft zu Geschäft und hetzen von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt. Einen Abend ohne Hektik und Kommerz können wir also sicher vertragen. An Heiligabend haben wir die Möglichkeit, tief durchzuatmen. Zumindest dieses eine Mal im Jahr kommen alle aus der Familie zusammen und nehmen sich Zeit füreinander.
Viele können nicht klassisch mit der Familie feiern – zum Beispiel, weil die Eltern nicht mehr zusammenleben oder weil die Geschwister ins Ausland gezogen sind. Aber Heiligabend kann ja auch bedeuten, gemütlich mit der Mama auf dem Sofa zu sitzen und einen Film zu schauen. Es muss nicht das große Festessen oder die stundenlange Bescherung sein.
Was meiner Meinung nach an Heiligabend nicht reicht, ist eine lieblose Frohe-Weihnachten-SMS, die man irgendwann um 22 Uhr angetrunken aus der Kneipe schickt. Und das können sicher auch die Freunde nachvollziehen. Mit denen kann man schließlich noch genügend Zeit an der Theke an Silvester verbringen.
Peinliche Momente inklusive
Außerdem: An Heiligabend lernt man dann auch endlich mal die neue Freundin des Bruders richtig kennen und kann sich genüsslich zurücklehnen, wenn sie von Mama mit peinlichen Fragen gelöchert wird und Papa aus Versehen den Namen der Ex benutzt. Allein deshalb lohnt sich doch schon der Besuch zu Hause.
Zeit für ein Bier bleibt beim Familienfest ja trotzdem – spätestens, wenn der Bruder zum Gegenschlag ausholt, und der Satz fällt: “Wie läuft’s eigentlich mit dem Studium?”. An alle peinlichen Momente will ich mich ja dann doch nicht erinnern.
An Heiligabend wird gefeiert
findet Steffen Ludwig
Eine schrecklich nette Familie – in der Weihnachtszeit wird aus der fiktiven Fernsehserie gerne Realität. Nein, so schlimm ist die Familie in den meisten Fällen jetzt auch nicht. Aber: Heiligabend, 1. Weihnachtstag, 2. Weihnachtstag – muss man wirklich die gesamte Zeit ausschließlich mit der Familie verbringen? Nein, muss man nicht, finde ich zumindest. Natürlich ist die Weihnachtszeit auch immer Familienzeit – aber die haben wir an den Weihnachtstagen zur Genüge.
Zwei Tage Familie ist genug
Man kann zusammen frühstücken oder brunchen, kann mittags oder abends gemeinsam essen oder einen Spaziergang durch den – hoffentlich vorhandenen – Schnee mit einer anschließenden Schneeballschlacht machen. Zwei volle Tage mit der Familie, das ist vollkommen ausreichend. Nicht, weil man die Omas und Opas, Tanten und Onkel nicht mehr sehen kann und will – ja gut, bei einigen mag auch das stimmen. Aber vielmehr ist der Heiligabend perfekt, um Zeit mit seinen Freunden zu verbringen.
Alle sind in der Heimat
Gerade als Student brauchen wir den Heiligen Abend für unsere Freunde. Wann sind wir Studenten denn mal in der Heimat? Wann sind wir dann mal nicht mit unserer Familie verplant? Und wann sind zeitgleich auch noch unsere Freunde in der Heimat und auch nicht mit ihrer Familie verplant? Richtig, das kommt nur sehr, sehr selten vor.
Aber Heiligabend – das ist einer der wenigen Tage im Jahr, wo fast alle in der Heimat sind. Also der perfekte Zeitpunkt, um mal Zeit mit den Freunden zu verbringen.
Katerfrühstück mit der Familie
Und der größte Vorteil: Am nächsten Tag haben alle frei, der fetten Weihnachtsparty steht also nichts im Weg. Mein Plan steht deshalb: Ich werde am Abend zusammen mit meinen Freunden ein Bierchen trinken. Und am 1. Weihnachtstag, da ist dann ja auch schon wieder die Familie da. Und was gibt es Besseres als ein großes Katerfrühstück?
Foto: stockxchng/bizior, S. Hofschlaeger/pixelio.de, Montage: Brinkmann/Schweigmann
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