Unibeginn, Ausziehen von Zuhause – für viele von uns ist das der erste große Bruch. So sehr wir uns das auch gewünscht haben, schon bald merken die meisten: Zu Hause war es doch ganz schön. Drei Studentinnen erzählen, was sie gerade vermissen und ein Psychologe erklärt, was man gegen die Sehnsucht tun kann.
Laura Böwing, 20 Jahre
Literatur- und Kulturwissenschaften
Was vermisst du?
„Ich war mit meiner Schwester Hannah für ein Au-Pair-Jahr in London, bevor es für uns mit dem Studium losging. Wir haben in unterschiedlichen Familien gelebt. Es war Zufall, dass wir beide in derselben Stadt gelandet sind. Während unserer Zeit in Großbritannien haben wir uns jeden Samstag getroffen, um gemeinsam essen zu gehen. Das Chicken Katsu Curry der Restaurantkette Wagamamas wurde zum wöchentlichen Ritual. Jetzt, da wir beide einen geregelten Arbeits- und Unialltag haben, vermisse ich diesen schwesterlichen Brauch sehr.“
Wann vermisst du am meisten?
„Meistens vermisse ich das, wenn ich im Stress bin. Dann denke ich an die Leichtigkeit, die ich in London erleben durfte. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und wird meine Schwester und mich, unsere Beziehung, für immer begleiten. Ich hatte kein Heimweh, weil ein Stück von zu Hause bei mir war. Ab und zu versuchen wir, unser Ritual fortzuführen – wir kochen gemeinsam, erzählen uns von unseren Erlebnissen und schwelgen in Erinnerungen an unser Abenteuer.“
Jana Stormanns, 21 Jahre
Lehramt für Englisch und sonderpädagogische Förderschwerpunkte
Was vermisst du?
„Ich fahre von Zeit zu Zeit mit meiner Mutter in den Urlaub. Wir waren jetzt schon drei Mal in Edinburgh und ich könnte immer wieder dorthin. Zu jeder Jahreszeit, unter jedem Umstand, allein
oder in Begleitung. Ich vermisse diesen Ort, der mir jedes Mal aufs Neue ein Abenteuer bietet und mit dem ich mittlerweile so vieles verbinde.“
Wann vermisst du am meisten?
„Ich glaube, das ist ein konstantes Vermissen, so eine Art Fernweh. Am liebsten würde ich meine Taschen packen und auf der Stelle an meinen Lieblingsort fahren. In dieser Hinsicht fehlt mir meine kindliche Weltsicht. Dieses angstfreie Sein und die Fähigkeit, nicht alles zu überdenken, wäre heute großartig.“
Michelle Grengel, 23 Jahre
Lehramt für sonderpädagogische Förderung
Was vermisst du?
„Das mag zwar sehr banal klingen, aber ich vermisse einfach eine stressfreie Zeit und Entspannung. Derzeit geht bei mir alles drunter und drüber. Manchmal weiß ich gar nicht, wo mir der Kopf steht.“
Wann vermisst du am meisten?
„In der Prüfungsphase fühle ich eine ständige Unruhe, etwas für die Uni tun zu müssen. Das kommt meistens dann, wenn ich abends im Bett liege und einen Roman lesen will. Dann habe ich immer das Gefühl, etwas vergessen oder nicht genug gelernt zu haben.“
Das hilft, wenn’s wehtut
Was passiert eigentlich mit uns, wenn wir vermissen? Die Hormone sind an allem Schuld, sagt Diplom-Psychologe Laszlo Andreas Pota. Er erklärt, was uns helfen kann, wenn uns etwas oder jemand fehlt.
Beitrags- und Teaserbild: Daniela Arndt