Umfassend, hilfreich und produktiv – das waren die Fazits nach dem Treffen von Merkel und Putin am Samstag (11.01.2020) in Moskau. Nach der Krim-Krise im Jahr 2014 blieb die Stimmung zwischen Russland und Deutschland distanziert. Umso überraschender waren nun Merkels Besuch und die positiven Töne. Ist jetzt wieder alles gut?
Was hat Merkel in Russland gemacht?
Merkel ist nach Moskau gereist, um sich dort mit Staatschef Wladimir Putin zu treffen. Begleitet wurde sie dabei von Außenminister Heiko Maas, der sich parallel mit dem russichen Außenminister Sergei Lawrow getroffen hat. Das Treffen zwischen Merkel und Putin dauerte insgesamt vier Stunden und war damit doppelt so lang wie geplant. Am Ende äußerten sich beide zufrieden. Man habe gemeinsame Lösungsräume gefunden, so Merkel. Putin nannte das Treffen “hilfreich und produktiv”. Merkel war zuletzt 2018 nach Russland gereist.
Worüber wurde gesprochen?
Zu den wichtigsten Themen zählten die Konflikte in Syrien und Lybien. Auch über die umstrittene Gas-Pipeline “Nord Stream 2” und den Konflikt zwischen USA und Iran wurde gesprochen.
Warum ist das Treffen so Besonders?
Die Fazits beider Staatschefs waren überraschend positiv. Zuletzt war die Stimmung zwischen Merkel und Putin weniger zugewandt. Die Wiederannäherung von Deutschland an Russland könnte auch mit Donald Trumps Politik zusammenhängen. Dieser hatte sich zuletzt als immer unberechenbarer gezeigt. Auch Dr. Martin Schneider, Vorsitzender des Rhein-Ruhr-Russland e. V., kann eine solche Entwicklung beobachten: “Es entsteht ein gewisses Vakuum an verschiedenen Stellen, wo sich Amerika zurück zieht. Da ist immer die Frage, wer geht da rein. Die letzten Monate haben gezeigt, dass Russlands Bedeutung zunimmt und das Russland sich an verschiedenen Stellen engangiert.” Weiterhin erklärt Schneider, dass ein Fortschritt in wesentlichen Punkten, wie z. B. Syrien, ohne Russland nicht denkbar sei. Russlands Einfluss im Nahen Osten gilt als sehr groß.
Doch Schneider warnt auch vor einer Überhöhung der Bedeutung des Treffens: “Aus meiner Sicht sollte man da nicht so viel hinein interpretieren. Dass sich die beiden getroffen haben und mit dem Gespräch zufrieden waren, ist das Wesentliche”, so Schneider. Dennoch sei die Beziehung zwischen Deutschland und Russland wichtig: “Russland ist für Deutschland auch wirtschaftlich ein wichtiger Partner.” Eine friedliche Situation ohne die Beteiligung Russlands sei, nach Schneider, unvorstellbar.
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