Zugegeben: Auch als Fan der Show finde ich, dass der Großteil der Kritik an dem Format berechtigt ist. Woran das liegt? Bis auf immer wieder neue Jury-Besetzungen und immer mehr Werbung durch Product-Placement hat sich wenig an der Sendung verändert. Klar, solange die Quote passt, wird höchstens mal an kleinen Stellschrauben gedreht. Und dennoch, liebe Macher: Hört die Kritik, die kommt! In drei Schritten könntet ihr bei GNTM mal ordentlich durchwischen.
Schritt 1: Weniger Schlankheitswahn!
Die meisten Teilnehmerinnen haben augenscheinlich einen Body-Mass-Index, der unter dem Durchschnitt der Bevölkerung in Deutschland liegt. Zwar haben die Macher des Formats versucht, auf den Vorwurf des Schlankheitswahns zu reagieren: In späteren Staffeln sah man Heidi mit “ihren Mädchen” überproportional häufig Fast Food essen – besonders glaubwürdig kam das aber nicht rüber. 2018 gab es dann zum ersten mal Curvy Models in der Show – allerdings nur einige wenige, die zudem recht früh ausgeschieden sind. Auch kritisieren einige, die Curvy-Models in der Show seien nicht “curvy genug” – auch in diesem Jahr wieder.
Bleibt die Frage: Warum? Die Show würde meiner Meinung nach nicht weniger unterhaltsam, wenn mehr Curvy-Models teilnehmen würden, ganz egal wie “curvy” die Models tatsächlich sind. Mir als Zuschauer ist das vollkommen egal, welche Maße die Models haben. Wichtig sind mir andere Dinge: Spannende zwischenmenschliche Geschichten unter den Kandidatinnen oder unterhaltsame Herausforderungen, die sie in der Show meistern müssen.
Schritt 2: Weniger Heidi!
Seit 2019 gibt es neben Heidi Klum keine feste Jury mehr. Ein Verlust! Denn die Omnipräsenz von Heidi Klum in GNTM ist so nur noch weiter angestiegen. Zwar gibt es immer wieder Gast-Juroren, die aber nicht so viel Präsenz zeigen dürfen oder können wie es die Modelmama tut. Mit ihr verbindet man in GNTM immer eine gewisse Härte gegenüber den Kandidatinnen – nur wer in ihrer Gunst steigt, wird auch die nächste Runde erreichen. Das wird anstrengend für die Zuschauer und bestimmt noch viel anstrengender für die Kandidatinnen.
Dass Heidi eigentlich auch anders kann, hat sie Anfang dieses Jahres bewiesen. In der Show “Queen of Drags” hielt sie sich neben den anderen Juroren angenehm zurück und was noch viel wichtiger ist: Sie zeigte Mitgefühl und Sympathie im Umgang mit den Kandidaten. Empathie statt Drama. Außerdem gab es in dieser Show ein transparentes System, in dem alle Juroren gleichberechtigt Punkte verteilen durften – ein bisschen wie beim Eurovision Song Contest. Davon darf sich GNTM gerne eine Scheibe abschneiden.
Schritt 3: Mehr echte Diversity!
“Diversity ist mir extrem wichtig.” Ein Zitat von Heidi Klum aus der GNTM-Staffel im vergangenen Jahr. Es scheint, als habe eine wichtige Botschaft das Trash-TV erreicht – es scheint so. Denn Diversity wirkt innerhalb der Show bisher eher wie ein Marketing-Begriff und nicht wie ein wirklich verstandenes Konzept. Ja, es gab Transgender-Models in neueren Staffeln – super! Aber ist das allein Diversity?
Sie reden ständig von Diversity, dabei wollen wir doch einfach nur eine Staffel mit Girls UND Boys zusammen. #GNTM
— anredo (@anredo) February 7, 2019
Wirkliche Diversität beachtet viele verschiedene Dimensionen: Alter, Kultur, sexuelle Orientierung, Behinderung, Religion. Und: Geschlecht bzw. geschlechtliche Identität. Deswegen ist es – wie ich finde – an der Zeit: Lasst männliche Bewerber zu! In der österreichischen Version des Formats ist das schon Realität. Aber bitte nicht nur Muskelprotze und Alphatiere.
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