Kommentar: Trans* Athlet*innen sind mehr als nur ihr Geschlecht

Kommt es im Leistungssport zu Erfolgen von trans* Frauen, werden härtere Regelungen und Teilnahmeverbote gefordert. Dabei sind Erfolg und Leistung komplexer als zunächst gedacht. Unsere Autorin findet: Hier fehlt es an Aufklärung und Überblick.

Die Teilnahme von trans* Personen – insbesondere trans* Frauen – im Leistungssport wird in der Gesellschaft oft kritisch beurteilt. Dabei scheinen die, die sich am lautesten über trans* Sportler*innen beschweren, die zu sein, die die grundlegenden Probleme der Debatte nicht verstehen. Denn oftmals gehen Kritikpunkte und Transphobie bei Äußerungen in Diskussionen und Kommentarspalten Hand in Hand. Tweets wie dieser hier sind kein Einzelfall und fallen oft, wenn eine trans* Frau gegen cis Frauen gewinnt.

Übersetzung: „Wieso können diese Männer Frauen nicht ihren Erfolg lassen?“ Quelle: Twitter/X

Dem Bundesverband trans* fiel auf, dass es besonders viel Aufruhr gibt, wenn eine trans* Person im Leistungssport erfolgreich ist. Genau zu solchen Zeitpunkten wird nach strengeren Regeln gerufen – oder die Richtlinien werden sogar verschärft. Der Radsportverband Union Cycliste Internationale hat zuletzt seine Zulassungskriterien so umgeschrieben, dass trans* Frauen nicht an Wettkämpfen teilnehmen dürfen, wenn sie die männliche Pubertät durchlaufen haben. Der Auslöser dafür war der Erfolg von Austin Killips, einer amerikanischen trans* Radsportlerin. Sie hat im Mai den ersten Platz bei einem offiziellen Radsportevent belegt.

Da stellt sich die Frage: Dürfen trans* Frauen etwa keinen Erfolg im Leistungssport haben, damit sie akzeptiert werden? Es erscheint unfair, dass der Erfolg bei trans* Athlet*innen nur auf das Trans*-Sein zurückgeführt wird, ohne zu schauen, welche geschlechtsangleichenden Veränderungen wie stattgefunden haben und welche Faktoren noch zum Erfolg im Leistungssport dazuzählen.

Ein eindimensionaler Blick reicht nicht

Leistung ist heterogen. Zum Erfolg von Athlet*innen gehören deutlich mehr Kriterien als die geschlechtlichen Unterschiede in der Anatomie. Nicht jeder weibliche Körper ist gleich aufgebaut und nicht jeder männliche Körper gleicht dem nächsten. Während eine Person besonders lange Beine hat, hat die nächste größere Hände und wiederum eine andere hat einen besonders guten Stoffwechsel. Deshalb bringt es nichts, nur eindimensional auf die Athlet*innen zu schauen. Ein – leider unrealistisches – Ideal wäre, jede*n Sportler*in individuell zu betrachten, um seine*ihre Leistung beurteilen zu können.

In Bezug auf trans* Athletinnen kann es natürlich sein, dass der Erfolg damit zusammenhängt, wie sich ihr Körper während der männlichen Pubertät entwickelt hat. Genauso gut ist es aber auch möglich, dass der Erfolg durch eine sehr gute Technik oder hartes und konsequentes Training entstanden ist. In diesem Zusammenhang hilft es nicht, alle trans* Personen zu verallgemeinern und ihre Leistungen und individuellen Entwicklungen in eine Schublade zu stecken, ohne andere leistungsentscheidende Faktoren zu beachten.

Was könnte verbessert werden?

Um zu verstehen, warum trans* Athlet*innen erfolgreich sind, fehlt es schlichtweg noch an Forschung. Die individuellen Entwicklungen der betroffenen Personen im Leistungssport müssten näher beobachtet werden, um für eine Inklusion zu sorgen, mit der alle beteiligten und betroffenen Sportler*innen zufrieden sind.

Es ist aber nicht die Lösung für das Problem, trans* Frauen systematisch auszuschließen. Richtlinien und klare Teilnahmebedingungen sind wichtig. Dennoch sollte man offen dafür sein, dass bei Wettkämpfen zugelassene trans* Frauen auch gewinnen dürfen.

Natürlich darf man die Seite der cis Frauen nicht außen vorlassen: Keine Zulassungskriterien sind auch keine Lösung. Eine Möglichkeit wären mehrere Kriterien anstelle des Testosteronwerts. Diese Kriterien könnten die Verbände je nach Sportart auf die leistungsentscheidenden Faktoren bei Athlet*innen anpassen und somit für mehr Fairness sorgen. Dennoch darf die Fairness im Leistungssport nicht auf Kosten der trans* Personen basieren.

 

Beitragsbild: Braden Collum / Unsplash

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1 Kommentare

  1. says: Cleo

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