Kreuzfahrten werden auch bei jungen Leuten zunehmend beliebter. Die Meinungen zu der Reiseart sind gespalten. Unsere Autorin findet: Kreuzfahrten müssen nachhaltiger werden, um als Reiseart bestehen zu bleiben.
„Bei uns kommt zusammen, was den Urlaub perfekt macht.“ So heißt es im Werbespot des Kreuzfahrt-Unternehmens AIDA Cruises. Und perfekt scheint es auch wirklich: So viele Ziele in so kurzer Zeit, ein Rundum-Service und beim Aufstehen aufs weite Meer schauen – es klingt so traumhaft, dass es einen Haken geben muss. Und da gibt es sogar zwei: Klima und Umwelt.
Dass Schiffe nicht mit Konrads Superkleber fahren können, ist wohl sogar dem größten Pippi Langstrumpf-Fan klar. Womit dann? Laut Umweltbundesamt fahren die meisten großen Seeschiffe mit Schweröl, einem fossilen Brennstoff.
Da kann man sich schon fragen: Warum wird das Schweröl nicht ersetzt? Das ist natürlich –wie so vieles – eine wirtschaftliche Angelegenheit. Marine-Diesel wäre weitaus umweltschonender als Schweröl, ist aber teurer. Gäben die Reedereien die Preise an die Gäste weiter, dann würden sich diese wahrscheinlich einen günstigeren Anbieter suchen. Die Schuld liegt also nicht allein bei den Reedereien – sie wollen bestehen bleiben und Geld verdienen. Wie Unternehmen in jeder Branche.
Verantwortung der Politik
Ein weiterer Akteur ist die Politik. Politiker*innen sind diejenigen, die Richtlinien aufstellen könnten, um die Schifffahrt umweltfreundlicher zu gestalten. Sie könnten Schweröl verbieten, und Regeln zur Nutzung von Solar- und Windenergie aufstellen. Wären Richtlinien strenger und hätten Reedereien keine Wahl mehr, sie müssten sich daran halten. Somit könnte keine Reederei mehr Schweröl nutzen und damit die Preise drücken. Das wäre die Möglichkeit der Politiker*innen, den Umweltschutz in den Vordergrund zu stellen. Der Konkurrenzkampf um die günstigste Kreuzfahrt würde weniger zu Lasten der Umwelt durchgeführt.
Im Straßenverkehr gibt es Abgasnormen, um die Umwelt zu schützen. Diese fehlen in der Schifffahrtsbranche. Und fehlende Abgasnormen sorgen dafür, dass die Schiffe die Umwelt mehr als nötig belasten. Schon Rußpartikelfilter könnten helfen, Kreuzfahrten umweltfreundlicher zu gestalten, aber auch diese sind keine Pflicht und werden laut Raija Koch in der Schifffahrtbranche nicht eingesetzt.
Einige Reedereien werben damit, Scrubber-Systeme einzusetzen. Diese filtern die Schadstoffe aus den Abgasen, sodass weniger davon in die Luft gelangen und Gästen und Anwohner*innen in Hafengebieten schaden. Eine einfache Lösung für die Umwelt? Leider nein, denn die Schadstoffe werden durch diese Systeme nur ins Meer umgeleitet. Dort schaden sie dann zwar nicht mehr den Gästen, dafür aber den Meerestieren. Eine sinnvolle Lösung sieht anders aus.
Was machen die Reedereien sonst, um die Umwelt zu schonen? Das lässt sich nicht beantworten, denn von sechs angefragten Kreuzfahrt-Unternehmen antwortete nur eins: Phoenix Reisen. Und das sendete schlicht einen Link zum Reiter „Nachhaltigkeit“ auf der Website.
Beitragsbild: Benedikt Terbeck