Vor knapp einem Monat hat das Rektorat die Institute für Anglistik/Amerikanistik und Germanistik aufgelöst. Mit fehlender Transparenz setzte die Fakultät Kulturwissenschaften ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Ein Kommentar.
An der kulturwissenschaftlichen Fakultät gab es vor vier Wochen eine große strukturelle Veränderung. Einzig das Institut für Journalistik ließ das Rektorat unangetastet, die Institute für Anglistik/Amerikanistik und Germanistik löste es hingegen auf. Direkt nach Bekanntgabe der Umstrukturierung kursierten unter den Studierenden viele Gerüchte zu den Hintergründen.
Eine stichhaltige und nachvollziehbare Begründung für die Institutsauflösungen fehlt nach wie vor. Denn die Vertreter der zuständigen Fachschaften, die ehemaligen Geschäftsführer der Institute und der Dekan Prof. Gerold Sedlmayr selbst wollten sich nur bedingt äußern. Zusagen zu Hintergrundgesprächen wurden zurückgezogen, Zitate aus Schriftwechseln nicht autorisiert und für ein Statement vor der Kamera war erst recht niemand bereit. So erlebte es der Autor bei der Recherche für zwei KURT-TV-Beiträge.
Innere Geschlossenheit oder Maulkorb?
Unter den ProfessorInnen gab es nach KURT-Informationen eine Einigung, auf öffentliche Stellungnahmen zu verzichten. Das könnte ein Zeichen für die Geschlossenheit innerhalb der Fakultät sein. Das Verhalten einzelner Akteure vermittelte aber ein anderes Bild. So gab es unter den potentiellen Gesprächspartnern einige, die ihre Zusage derart kurzfristig zurückzogen, dass dieser Sinneswandel den Anschein eines Maulkorbs hatte.
Auch in der Kommunikation sollte der Dekan immer eine vermittelnde Rolle für seine Fakultät einnehmen und die Studierenden umfassend informieren. Der vorliegende Fall umfasst zwar nur eine organisatorische Veränderung. Trotzdem wirkte Dekan Gerold Sedlmayr in seinem Verhalten alles andere als souverän. Auf die Frage nach den Folgen der Umstrukturierung gab Sedlmayr dieselbe Antwort wie Vertreter der beiden Fachschaften. Es war eine Antwort, die in der Folge phrasenhaft wiederholt wurde: Für die Studierenden wird sich nichts ändern. Die Pressestelle der TU Dortmund versicherte, dass die Auflösung der Institute Forschung und Lehre nicht beeinträchtigen würde. Doch was wollte das Rektorat mit der Institutsauflösung dann überhaupt erreichen? Und warum war dieser Schritt notwendig?
Begründung der Auflösung: schwer nachvollziehbar
Die Pressestelle nannte zwei Gründe für die Auflösung der Institute. Zum einen hätte es in der Fakultät Kulturwissenschaften zuletzt zahlreiche Beschwerden von Studierenden gegeben. Und für den Studiengang Germanistik stimmt das auch. Über den Fachbereich Anglistik/Amerikanistik liegt dem Beschwerdemanagement hingegen nur eine Meldung vor. Eine aus den vergangenen sechs Jahren.
Als KURT die Pressestelle auf diesen Widerspruch hinwies, stellte diese ein zweites Argument in den Vordergrund. Die Handlungsfähigkeit der Fakultät sei durch die komplexe und zunehmend kleinteilige Gliederung in Institute, AG und Professuren eingeschränkt worden. Eine sperrige Formulierung. Konkret hätte die kleinteilige Gliederung der Fakultät zu kurzfristigen Absagen von Lehrveranstaltungen geführt. Wo genau der Zusammenhang zwischen den beiden Faktoren bestand, was also das eigentliche Problem war, konnte aber niemand erklären.
Nimmt man die Argumente zusammen, erscheint das Vorgehen des Rektorats drastisch und schwer nachvollziehbar. Die Entscheidung, das Institut für Anglistik/Amerikanistik direkt mitaufzulösen, wirkt deshalb eher wie ein Versuch, um ein für alle Mal für Ruhe zu sorgen.
Missglückte Kommunikation und fehlende Transparenz gehen immer Hand in Hand. Die Verantwortlichen dürfen sich als noch nicht wundern, dass sich die Studierenden Sorgen machen, nachfragen und sich nicht mit der Antwort zufriedengeben, dass sich für sie nichts ändern werde.
Mit Transparenz zurück zur Glaubwürdigkeit
Am Ende spielt es nur eine untergeordnete Rolle, warum die Institute aufgelöst worden sind. Momentan spricht nämlich alles dafür, dass sich in der Forschung und Lehre tatsächlich nicht viel ändern wird. Naturwissenschaftliche Studiengänge organisieren sich fast ausschließlich über Lehrstühle und bei denen funktioniert das offensichtlich auch. Deshalb sollten jetzt wieder die in den Mittelpunkt rücken, deren Alltag es tatsächlich betrifft: Studierende und DozentInnen. Im Idealfall sollte sie der Übergang in die neuen Strukturen nicht beeinträchtigen. Dafür braucht es Transparenz.
Wer Veränderungen so schlecht kommuniziert wie die Verantwortlichen der Fakultät Kulturwissenschaften, nimmt seine Studierenden nicht ernst. Von allen Seiten hieß es, die Institutsauflösung hätte keine negativen Folgen. Wenn das tatsächlich so ist, sich aber dennoch niemand äußert, verlieren der Dekan, die ProfessorInnen und letztlich die komplette TU Dortmund etwas enorm Wichtiges: ihre Glaubwürdigkeit.