Kommentar: Düsseldorfer Umwälzspur?

In Düsseldorf wird gebaut. Eine Umweltspur von Norden nach Süden, quer durch die Innenstadt, soll vor allem die Luftqualität verbessern. Damit legt die Stadt noch eine Schippe auf die schon bestehenden zwei Umweltspuren drauf. Busse, Taxen, E-Autos, Fahrgemeinschaften ab drei Personen und streckenweise Fahrradfahrer sollen den Öko-Fahrstreifen nutzen können. Für ihn wird eine von zwei Spuren für Dieselautos umfunktioniert. An den zentralen Einfahrtsstraßen beginnend, in Höhe des Südparks hinter der A46-Ausfahrt Düsseldorf-Zentrum, führt er durch die Innenstadt bis in den Düsseldorfer Norden (Fischer- und Kaiserstraße).

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Die Stadt will so vor allem die hohen Stickoxid-Werte senken und dem drohenden Diesel-Fahrverbot entgegenwirken. Das ärgert vor allem die Pendler, denn sie müssten darunter vermutlich am stärksten leiden. Es sollen Anreize geschaffen werden. Gegen das Dieselauto, für alternative Fortbewegungsmittel. Park&Ride-Parkplätze sollen den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel erleichtern und zusätzlich das Gedränge auf den Straßen etwas entzerren.

Chaos auf den Straßen

Allerdings ist der Ausbau der Park&Ride-Parkplätze aktuell noch in der Planung. Es könnte also einige Zeit dauern, bis sie tatsächlich zur Verfügung stehen. Stattdessen kommt es schon jetzt zu vermehrten Staus. Denn nun steht auf der gesamten Strecke der Umweltspur ein Fahrstreifen weniger für die Diesel-Autos zur Verfügung – das ist sicherlich auch nicht sehr förderlich für die guten Luftwerte. „In der morgendlichen Rushhour werden wir bis zu 20 Prozent weniger Autos über diese Hauptverkehrsstraßen abwickeln können“, schätzt Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke gegenüber dem WDR. Im Endeffekt heißt das: Chaos auf den Straßen. Experten befürchten, dass durch die Staus die Lärm- und Abgasbelastungen steigen. Und was noch dazukommt: Wie bitteschön soll überprüft werden, ob wirklich mindestens drei Leute in einem Auto fahren? Dazu gibt es bis jetzt noch keine Vorschläge.

Die Stadt setzt ein richtiges Zeichen

Alles in allem ist klar, dass die Umsetzung der dritten Umweltspur nicht wunderbar flüssig funktionieren wird. Trotzdem ist es wichtig, welche Zeichen eine Stadt setzt. Düsseldorf wurde wegen seiner lange zu hohen Stickoxid-Werte verklagt, jetzt drängt die Zeit. Natürlich handelt es sich bei diesem Lösungsansatz um ein Hauruck-Verfahren. Verkehrspolitik ist komplex, das Thema Mobilität hochaktuell und sicher nicht mit einem umfunktionierten Straßenabschnitt gelöst. Aber es ist ein Anfang. Mit dem Schritt in die richtige Richtung können Bürger*innen sensibilisiert werden. Die Spur ist unübersehbar, ein Zeichen für alle – auch für diejenigen, die sich gegen sie entscheiden und lieber im Stau stehen. Vielleicht ist daran ja auch etwas Gutes: Wenn das Stop-and-Go zu sehr nervt, dann nimmt man vielleicht lieber zwei Arbeitskolleg*innen mit und fährt auf der Umweltspur.

Wegweisend sind dafür die bisherigen zwei Umweltspuren. Beide zeigen eine positive Bilanz: Kaum Verkehrschaos und bessere Luftwerte. Das hat Vorbildcharakter: Ende des Jahres soll in Köln eine Bus-Express-Spur auf der zentralen Pendlerstrecke entstehen und Essen plant im nächsten Jahr ebenso eine Umweltspur in der Innenstadt. Ob die Düsseldorfer Umweltspur noch weiter ausgebaut wird, wird Ende November entschieden.

 

© Stadt Düsseldorf

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