Winterdepressionen – Wenn der Winterblues zur Krankheit wird

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In den Herbst- und Wintermonaten fällt es vielen Menschen schwer, den gleichen Lebensrhythmus wie im Sommer beizubehalten. Um dieses Phänomen kreist seit mehreren Jahren der Begriff der Winterdepressionen. Ab wann Trauer als Krankheit zählt und wie es zu Winterdepressionen kommt, erklärt euch KURT im folgenden Beitrag. 

Kein Interesse mehr an geliebten Hobbys, Antriebslosigkeit und eine gedrückte Stimmung. Das sind klassische Symptome bei Depressionen. Wichtig: Depressionen sind eine individuelle Krankheit, die sich unterschiedlich ausprägt. Allgemein haben depressive Menschen Probleme damit, alltägliche Aufgaben zu meistern. Das kann zum Beispiel Kochen, Duschen aber auch schon das Aufstehen sein.

Professor Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Deutschen Depressionshilfe, sagt: “Es ist ganz normal, dass sich manche Menschen in der kalten und dunklen Jahreszeit mehr in die eigenen vier Wände zurückziehen und vielleicht auch etwas melancholischer gestimmt sind. Dies ist Teil unseres Lebens und hat nichts mit Depressionen im medizinischen Sinne zu tun”. Ab wann aber gilt diese Niedergeschlagenheit als Depression? Die Beschwerden werden in Haupt- und Nebensymptome aufgeteilt. Wenn vier dieser Nebensymptome gepaart mit einem Hauptsymptom über mindestens zwei Wochen anhalten, spricht man von einer Depression.

Hauptsymptome
  • Verlust an Freude
  • gedrückte depressive Stimmung 
Nebensymptome
  • innere Unruhe
  • Suizidgedanken
  • Appetitstörungen
  • verminderte Konzentration
  • Schuldgefühle
  • Antriebsmangel
  • Hoffnungslosigkeit
  • ein ausgeprägter Bewegungsdrang oder verlangsamte Bewegungen 

Verläufe von Depressionen

Depressionen können unterschiedliche Verläufe haben. Es gibt einmalige Episoden bei denen die Symptome komplett oder nur teils verschwinden. Aber auch wiederkehrende Depressionen, die immer wieder auftreten. Chronisch ist eine Depression sobald sie länger als zwei Jahre andauert.

(Grafik: Julia König)

Unterschied Winterdepressionen und herkömmliche Depressionen

Winterdepressionen fallen unter die “saisonal abhängige Depressionen” (SAD). Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Depressionen treten sie nur in den Herbst- und Wintermonaten auf und klingen im Frühling wieder ab. Saisonal abhängige Depressionen fallen unter die wiederkehrenden Depressionen. Denn um diagnostiziert zu werden, müssen sie mindestens zwei Jahre in Folge auftreten. Unterschiede gibt es außerdem bei manchen Symptomen, diese können teils atypisch auftreten. Das bedeutet, dass die Symptome gegenteilig zu dem herkömmlichen Krankheitsbild auftreten. Beispielsweise ist Appetitverlust ein Symptom bei herkömmlichen Depressionen – vermehrter Appetit aber ein Symptom bei Winterdepressionen. Dennoch sind nur 10% der Depressionen im Winter tatsächlich Winterdepressionen.

Wie kommt es zu Winterdepressionen?

Wie alle Depressionen entstehen auch Winterdepressionen multifaktorell. Biologische, sozialdemographische, psychische und psychosoziale Faktoren spielen eine Rolle. Aber auch der Lebensstil. Eine genetische Komponente lässt sich aktuell ebenso nicht ausschließen. Eine Besonderheit bei Winterdepressionen: Es gibt einen Zusammenhang zum Tageslichtmangel. Durch wenig Sonnenlicht und eine geringe Lichtintensität fängt unser Körper nämlich früher an das Schlafhormon Melatonin zu produzieren. Entsprechend werden wir früher müde. Melatonin wird in unserem Körper aus Serotonin hergestellt. Serotonin ist umgangssprachlich auch als “Glückshormon” bekannt. Es hilft elektrische Signale in unserem Gehirn zu übermitteln und reguliert unsere Stimmung. Die Vorstufe von Serotonin kann unser Körper nicht selber herstellen, sondern muss über die Nahrung aufgenommen werden. Stellt unser Körper also mehr Melatonin her, hat unser Körper auch weniger Serotonin zur Verfügung.

Lichttherapie

“Licht kann über die Netzhaut den Biorhythmus und andere Hirnfunktionen beeinflussen” sagt Professor Hegerl. Daher ist die Lichttherapie eine Therapiemöglichkeit, die bei leichten bis mittelschweren Winterdepressionen angewendet werden kann. Dabei werden spezielle Therapielampen eingesetzt. Betroffenen sollen sich täglich eine halbe bis eine Stunde vor Sonnenauf- und untergang vor diese Lampe setzten. Dies bewirke, dass sich die Tage künstlich verlängern. Trotzdem kann insbesondere bei schweren Depressionen eine medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung nötig sein.

So bekommst du Hilfe
Für eine Diagnose und gegebenenfalls Therapie sind Hausärzte und Psychiater die erste Anlaufstelle für Betroffene. Der Hausarzt kann sie dann auch an Fachärzte überweisen. Brauchst du akut Hilfe gibt es die Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222. Diese ist anonym, kostenlos und immer erreichbar. Erste Informationen gibt es über das kostenlose Infotelefon der Deutschen Depressionshilfe (0800 3344533). Für Angehörige gibt es Informationen und Hilfsangebote bei der Deutschen Depressionshilfe sowie dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen.

Beitragsbild: Unsplash / Shawn Dearn 

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