„Die spielen ja jetzt keine Bundesliga“

Spielerinnen der U17 der SGS Essen stehen vor einem Fußballspiel in der Regionalliga West in einem Spielerkreis.

Im Sommer 2024 hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die U17-Bundesliga der Mädchen abgeschafft. Der Verband betitelt die Umstrukturierung als „Projekt Zukunft“. In der Fußballwelt wird aber diskutiert, ob darin ein Fortschritt oder ein Rückschritt für den Mädchenfußball besteht.

Es ist ein sonniger Samstagmittag Anfang April 2025. Im Essener Stadtteil Schönebeck stehen Eltern und Geschwister mit Kameras und Sonnenbrillen ausgerüstet am Spielfeldrand des Kunstrasenplatzes. Die Spielerinnen der U17-Mannschaften der SGS Essen-Schönebeck und des ESV Olympia Köln bereiten sich auf das Einlaufen vor. Es ist der 18. Spieltag in der B-Juniorinnen-Regionalliga West. Essen steht aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz, nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer. Sie spielen heute gegen das Schlusslicht der Liga, Olympia Köln ist erst im Sommer in die Regionalliga aufgestiegen.

Drei Jungs, um die zehn Jahre alt, müssen noch vom Platz runter, sie haben dort ein bisschen gekickt. Einer der drei, wie seine Kumpel im Trainingsanzug der SGS, beschwert sich: „Die spielen ja jetzt keine Bundesliga.“ Und damit hat er recht.

DFB schafft B-Juniorinnen-Bundesliga ab

Eigentlich würde die SGS Essen in der B-Juniorinnen-Bundesliga West/Südwest spielen. In der vergangenen Saison ist die Mannschaft in dieser Liga Vierte geworden – ein Abstieg lag also in weiter Ferne. Trotzdem spielen sie nun eine Liga darunter, in der Regionalliga West. Denn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat im Sommer 2024 die Bundesliga der U17-Juniorinnen abgeschafft.

Bis vor der Saison 2024/25 gab es eine U17-Juniorinnen-Bundesliga, die in drei Staffeln (Nord/Nordost, Süd, West/Südwest) unterteilt war. Die Bundesliga bestand zwölf Jahre, und viele Nationalspielerinnen wie Jule Brandt oder Laura Freigang spielten darin.

2024 schaffte der DFB die U17-Bundesliga im Rahmen des „Projekt Zukunft“ ab. Grund sei vor allem, dass zu wenige Spielerinnen aus der Liga den Sprung in den Profibereich, also in die erste oder zweite Bundesliga, oder sogar in ausländische Top-Ligen schaffen würden. Aufwand und Ertrag ständen nicht im Verhältnis, vor allem lange Anfahrten und hoher logistischer Aufwand seien für die vergleichsweise geringe Förderung der Talente nicht sinnvoll. Auf Anfrage schreibt der DFB im Mai 2025: „Mit Blick auf das Ziel, Top-Spielerinnen für unsere Bundesligen zu entwickeln und im Nachwuchsbereich die Ausbildung der Top-Talente zu verbessern, war das ein notwendiger Schritt.”

Mädchen sollen in U15-Jungs-Ligen mitspielen

Anders als bei den Jungen ist die U17 bei den Mädchen in den meisten Fällen die letzte Altersklasse im Juniorinnen-Bereich. Nur wenige Mannschaften haben eine U19, also eine A-Juniorinnen-Mannschaft. Den Spielerinnen muss aus der U17 der Sprung in den Seniorinnenbereich gelingen.

WDFV-U19-Liga
Der Westdeutsche Fußball-Verband (WDFV) hat zusammen mit acht Vereinen im Sommer 2024 die „WDFV U19-Juniorinnen-Liga“ gegründet. Sie soll ein Bindeglied zwischen dem Juniorinnen- und dem Seniorinnen-Bereich sein und so den Weg ins Profi-Geschäft verkürzen. Die Liga soll eine Ausbildungsliga sein. Es gibt keinen Auf- oder Abstieg, weil es keine weiteren Ligen für U19-Mannschaften gibt. Die Spiele sind meistens samstags angesetzt, sodass die Spielerinnen eventuell am Sonntag in den Seniorinnen-Mannschaften spielen können. Am Ende der Saison spielen die ersten vier Mannschaften ein Final Four aus. Mehrere Vereine seien interessiert, der Liga beizutreten, der WDFV ist im Gespräch mit ihnen.

Der DFB wünscht sich, dass Mädchen-Mannschaften, die eigentlich in der U17-Bundesliga gespielt hätten, in den U15-Ligen der Jungen mitspielen. Einige Vereine gehen diesen Weg, wie zum Beispiel die U17 des VfL Wolfsburg, die in einer U15-Landesliga mitspielt. Viele Vereine beziehungsweise Mannschaften wollten oder konnten allerdings nicht in den passenden Ligen der Jungen spielen. Somit sind sie nun Teil der nächstniedrigeren Juniorinnen-Liga. Bei der SGS Essen ist das die B-Juniorinnen-Regionalliga West.

„Es sind Vereine komplett daran kaputt gegangen“

Im Kader der SGS gegen ESV Olympia Köln steht auch die 14-jährige Emilia Watermeier. Sie kommt aus Marl und kam vor etwa fünf Jahren zur SGS. Mit der U17 der SGS Essen hätte Emilia in dieser Saison eigentlich in der Bundesliga gespielt – wenn es die noch geben würde. „Ich finde es schon schade, weil es natürlich cool ist, in einer Bundesliga zu spielen und ich mich darauf gefreut hatte. Aber so richtig macht es für mich keinen Unterschied, ob ich in der Bundesliga oder in der Regionalliga spiele. In NRW gibt es viele Top-Klubs, gegen die wir spielen können“, erklärt sie.

Emilia Watermeier, Spielerin der U17 der SGS Essen im Zweikampf gegen eine Spielerin des ESV Olympia Köln.
Emilia Watermeier (vorne, zweite von links) im Spiel gegen den ESV Olympia Köln. Foto: Finja Wendland

Etwas drastischer ist die Meinung von Christian Kowalski. Er ist seit 15 Jahren Koordinator für Mädchenfußball bei der SGS Essen und in dieser Rolle dafür zuständig, die Kader und das Budget zu planen oder Eltern bei Fragen zu helfen. Den Job macht er nebenberuflich, hauptamtlich arbeitet er an einer Schule. Außerdem trainiert er die U15, zwischenzeitlich auch die U17. Er sieht die Umstrukturierung im Juniorinnenfußball „sehr kritisch“. „Ich finde es sehr schade, dass der DFB den Vereinen keine anderen Möglichkeiten angeboten hat.“

Im Westen sei es nicht so ein Problem, andere, leistungsstarke Gegnerinnen zu finden. Für Vereine in anderen Bundesländern sei die Bundesliga aber die Chance gewesen, sich auf dem höchsten Niveau zu messen. „Wenn ein Verein allein im Bundesland ist, hat er keine Mannschaften, mit denen er andere Ligen hochziehen kann. Es sind Vereine komplett daran kaputt gegangen, weil die Bundesliga das Zugpferd für sie war.“

Vom Gefühl, Bundesligaspielerin zu sein

Christian Kowalski, Koordinator Mädchenfußball der SGS Essen, steht mit einem Ball vor einem Fußballfeld.
Christian Kowalski koordiniert den Mädchenfußball bei der SGS. Foto: SGS Essen

Auch Kowalski sieht das Problem, dass zu wenige der Juniorinnen den Sprung in den Profibereich schafften. „Früher war das häufiger der Fall.“ Aber er sagt auch: „Bei uns kommt in der Regel die Hälfte des Kaders der ersten Mannschaft aus der eigenen Jugend. Ich glaube, wir haben, seitdem ich hier bin, über 50 Spielerinnen aus dem Jugendbereich in den Frauenbereich transportiert. Irgendeinen Erfolg muss die Liga also gehabt haben.“

Es sei vor allem schade für die Mädchen, die jetzt nicht mehr die Chance bekämen, in einer bundesweiten Liga zu spielen: „Dieses Gefühl, zu sagen, ich habe Bundesliga gespielt, war etwas Tolles für die Spielerinnen. Und die Chance zu haben, zur deutschen Meisterschaft zu fahren, sich mit den Besten aus ganz Deutschland zu messen, das ist definitiv etwas Besonderes gewesen.“

Änderung statt Abschaffung?

Zum „Projekt Zukunft“ des DFB meint Kowalski: „Ich halte es eher für einen Rückschritt. Zu sagen, es gibt keinen Spielbetrieb mehr, guckt, wie ihr klarkommt, halte ich nicht für eine Zukunftsvision, die man für den Mädchen- und Frauenfußball haben sollte.“

Dabei hatten die Vereine sogar Ideen, wie man die Liga hätte verbessern können – statt sie abzuschaffen: „Wir haben aus der Liga heraus vor Jahren dem DFB eine alternative Möglichkeit angeboten und dafür geworben, den Wettbewerb anzupassen, indem wir ihn auf zwei Gruppen verkleinern. Dann wäre die Leistungsdichte erhöht worden. Das ist aber nie aufgegriffen worden. Ich glaube, damit hätte man eine Alternative schaffen und die Qualität der Liga deutlich stärken können, ohne dass der Aufwand wesentlich größer geworden wäre.“

Der DFB schreibt dazu: „In der Diskussion um die Umstrukturierung der BJBL (B-Juniorinnen-Bundesliga) gab es verschiedenste Modelle oder Alternativen. Letztendlich haben wir uns für das jetzt beschriebene Format mit vielfältigen Spielmöglichkeiten (Junioren-Spielbetrieb oder höchster Juniorinnen-Spielbetrieb) und mit der zusätzlichen Einführung eines DFB-Pokalwettbewerbes für diese Altersklasse, sowie die Implementierung von DFB-Talentförder- und Leistungszentren entschieden.“

„Man hätte es auch anders lösen können“

Alexandra Spiekermann vom WDFV.
Alexandra Spiekermann ist Vorsitzende der Kommission Mädchenfußball im WDFV.
Foto: Alexandra Spiekermann

Der DFB überlege seit 2019, die Strukturen im Mädchenfußball zu ändern. Experteninterviews und Fragebögen an Vereine seien zu dem Ergebnis gekommen, dass die Ligastrukturen nicht ausreichend seien, um die optimale Ausbildung von Spitzentalenten zu gewährleisten, so Alexandra Spiekermann. Sie ist Vorsitzende der Kommission Mädchenfußball im Westdeutschen Fußballverband (WDFV), daneben hat sie weitere Ehrenämter im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen und im DFB.

Schließlich gab es eine demokratische Abstimmung im Ausschuss Frauen- und Mädchenfußball über den Erhalt der B-Juniorinnen-Bundesliga. Obwohl im Nachhinein medial viel Kritik laut wurde, auch von Vereinen, gab es nur eine Stimme gegen die Abschaffung. „Das war meine bzw. die des Jugendbereiches im WDFV“, sagt Spiekermann. „Ich habe damals gegen die Abschaffung gestimmt, weil wir in der Jugend im WDFV der festen Überzeugung sind, man hätte es auch anders lösen können. Natürlich hat jeder DFB-Wettbewerb immer eine Strahlwirkung.“

Auch wenn das Ergebnis klar gegen ihre Meinung war, versteht sie, warum ihre Kolleg*innen im Ausschuss anders abgestimmt haben: „Durch den DFB wurden die Vereine gefragt und es wurden Meinungsbilder anhand eines Fragenkatalogs gesammelt. Und der Großteil der Vereine war dafür.“ Ihr ist es wichtig, zu betonen, dass die Abschaffung keine Entscheidung gegen die Vereine gewesen sei.

Keine Kompromisse vorgesehen

Christian Kowalskis SGS war eigentlich nicht für die Abschaffung. Doch in der Umfrage konnten sie nur für einen Erhalt der Bundesliga in damaliger Form oder für die Abschaffung stimmen. Der Verein wollte allerdings gern die Bundesliga beibehalten – in anderer Form.

So nimmt das auch Alexandra Spiekermann wahr: „Im Westen waren die Vereine überwiegend nicht dafür, die Liga abzuschaffen, aber in vielen anderen Landesverbänden schon. Ich glaube, das Problem war, dass die Vereine sehr unterschiedliche Herausforderungen hatten und bestimmte Konsequenzen nicht so klar waren. Im Vergleich z. B. zu der Staffel Nord/Nordost hatten wir im Westen relativ kurze Wege. Das macht einen Spielbetrieb definitiv einfacher.“

Ein weinendes Auge

Obwohl viele Vereine offenbar für die Abschaffung gestimmt haben, nimmt Kowalski eine andere Stimmung in den Mannschaften wahr: „Wenn ich mit Menschen auf Trainer-Ebene gesprochen habe, gab es nach meiner Wahrnehmung keine Mehrheit für diese Entscheidung. Die Trainer haben das, glaube ich, alle eher mit einem weinenden Auge gesehen, weil der Spielbetrieb schon Spaß gemacht hat.“

Der DFB sagt auf Anfrage, sie seien im ständigen Austausch mit den Vereinen und wüssten, dass einige nach wie vor wenig Verständnis für die Umstrukturierung hätten. Es gehe darum, das Gesamtbild zu betrachten und „in den Vereinen ein vertieftes Bewusstsein für die Vorteile einer konsequenten und erfolgreichen Talentförderung zu schaffen.“ Dazu sei der Verband im Austausch mit den Landesverbänden, „um Strukturen zu schaffen, um genau diese Lücke zu schließen.“

Der Verband will kontinuierlich die Prozesse beobachten und sei offen für Modifizierungen, 2026 soll es eine Re-Evaluation geben. Ein Zurück zur Bundesliga gilt aber als ausgeschlossen. Der DFB schreibt dazu: „Wir schauen uns das alles sehr genau an und evaluieren fortlaufend. Allerdings ist noch nicht einmal eine komplette Spielzeit abgelaufen, so dass die Evaluationsergebnisse auch in diesem Kontext gesehen werden müssen. Natürlich machen wir uns über zukünftige zusätzliche Wettbewerbe auf höchstmöglichen sportlichen Niveau Gedanken. Wir werden aber kurzfristig von Seiten des DFB keine Veränderungen vornehmen.“

Erst Boom – dann Gefährdung der Talentförderung

Prof. Dr. Heinz Reinders ist Professor für empirische Bildungsforschung an der Universität Würzburg und forscht zu Talentförderung im Mädchenfußball. 2014 hat er in Würzburg ein Nachwuchsförderzentrum gegründet, das Forschung und gezielte Talentförderung der Spielerinnen vereint. Er hat sich mit der Entscheidung des DFB intensiv beschäftigt: „Wir werden erst mal einen Boom bekommen. Das Niveau wird vorerst steigen.“ Besondere Top-Talente würden deutlich besser werden, als es aktuell der Fall sei. Reinders begründet: „Das kommt daher, dass es wahnsinnig attraktiv für die Top-Talente ist, in Vereine mit Leistungs- oder Talentförderzentrum zu gehen. Dort finden sie zum ersten Mal Bedingungen vor, die es vorher in der Form nie gab. Nach dem Training gehen sie zur Physiotherapie, sie sind medizinisch versorgt, es muss einen Athletiktrainer geben, hauptamtliche, lizensierte Trainer*innen.“ Noch nie habe es in Deutschland so professionelle Strukturen im Mädchenfußball gegeben.

DFB-Talentförder- und Leistungszentren weiblich

Was bei den Jungen als Nachwuchsleistungszentrum bekannt ist, gibt es seit Januar 2025 auch im Mädchenfußball. Nach einer Pilotphase im Jahr 2024 zertifiziert der DFB nun Vereine als „DFB-Talentförderzentrum weiblich“ (TFZw) oder als „DFB-Leistungszentrum weiblich“ (LZw). Als Talentförderzentren wurden Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg und der VfL Wolfsburg zertifiziert, die TSG Hoffenheim, die SGS Essen und der FC Bayern München sind Leistungszentren.

Die beiden Stufen unterscheiden sich in den „Mindestanforderungen der Mitarbeiter*innen/Personal im Bereich der Sportlichen Leitung, der Cheftrainer*innen, der Organisatorischen Leitung und in der sportpsychologischen Betreuung“ (DFB-Jugendordnung, Anhang IX). Darunter fällt, dass die Vereine, die zertifiziert werden wollen, zum Beispiel ein Ausbildungskonzept mit bestimmten Vorgaben haben, Trainer*innen bestimmte Trainer*innenscheine haben, den Spielerinnen Räumlichkeiten wie Athletikräume oder Behandlungszimmer zur Verfügung stehen und dass es pädagogische und präventive Maßnahmen gibt, zum Beispiel zu Social-Media und Medienkompetenz. In jeder Saison können sich weitere Vereine, deren Frauenmannschaft in der Bundesliga, der zweiten Liga oder in einer Regionalliga spielen, als TFZw oder LZw bewerben.

Und doch sieht Reinders die Entscheidung kritisch, sehr kritisch sogar: „Kurzfristig ist es ein Qualitätssprung. Langfristig, so in sechs bis acht Jahren, gefährdet es die Talentförderung im eigenen Land. Und zwar ganz massiv. Dann wird sich zeigen, dass die talentierten Mädchen in der Breite diese Wege nicht mehr gehen. Dann wird den Vereinen der Nachwuchs wegbrechen.“ Er spricht sogar von einer „Gefährdung der Talentförderung“ durch den DFB.

„Dann spielst du gegen Bayern München”

Ein Porträt von Bildungsforscher Prof. Heinz Reinders.
Prof. Heinz Reinders forscht zu Talentförderung im Mädchenfußball.
Foto: Peter Rau

Aus Reinders‘ Perspektive sei es zwar verständlich, diesen Weg zu gehen. Besonders für regionale, kleinere Vereine ohne großen Männervereine werde es sehr schwer, noch Talente für sich zu begeistern: „Für diese Vereine war es ein ganz, ganz wichtiges Renommee, zu sagen: Wenn du zu uns kommst, dann spielst du Bundesliga, dann spielst du gegen Bayern München, du spielst gegen Nürnberg in der Bundesliga, du spielst gegen Hoffenheim, du spielst gegen Frankfurt.“ Für diese kleineren Vereine sei es außerdem finanziell, personell und infrastrukturell nahezu unmöglich, sich als Talentförder- oder Leistungszentrum weiblich zertifizieren zu lassen. Es gebe dann in naher Zukunft weniger Vereine, die leistungsorientierten Mädchenfußball auf hohem Niveau anbieten könnten. Somit werde der Pool an potenziellen neuen Profi-Spielerinnen geringer.

Der DFB schreibt auf Anfrage: „Ein Qualitätsverlust in der Breite ist nicht zu befürchten, da es deutschlandweit ausreichend Möglichkeiten für einen differenzierten Wettbewerb und mit dem DFB-Pokal auch einen bundesweiten Wettbewerb für die B-Juniorinnen gibt.”

Profi-Spielerin: „Das kann schon viele Mädels abschrecken“

SGS Essen-Spielerin Beke Sterner im Heimspiel am Ball.
Die Profi-Spielerin Beke Sterner hat selbst in der U17-Bundesliga gespielt. Foto: SGS Essen

Eine, die es geschafft hat, Profi-Spielerin zu werden, ist Beke Sterner. Die 22-Jährige ist fester Teil der Bundesliga-Mannschaft der SGS Essen. Auch ihr Karriereweg führte durch die B-Juniorinnen-Bundesliga. Aufgrund der Corona-Pandemie, in der die Saisons frühzeitig abgebrochen wurden, kam sie jedoch nicht auf allzu viele Einsätze in der Liga. Und doch: „Ich fand es super, in der B-Juniorinnen-Bundesliga zu spielen, weil du dich mit den Mädels vergleichen konntest. Du wusstest, wo du stehst.“

Die Abschaffung der Liga sieht sie kritisch. Die Spielerinnen würden den Step U17-Bundesliga überspringen und müssten aus regionalen Ligen – sollten sie den Sprung schaffen – direkt in die Frauenbundesliga. Das könne Auswirkungen auf die Mädchen haben, die sich noch nicht sicher sind, ob sie es mit der Karriere als Profi-Fußballerin probieren wollen: „Ich glaube, das kann viele Mädels abschrecken, weil der Weg in den Profifußball viel länger ist.“

Am Ende zählt die Meisterschaft

Emilia Watermeier, Spielerin der U17 der SGS Essen.
Emilia will Meisterin werden – egal in welcher Liga. Foto: SGS Essen

Nach der Pause des Spiels gegen den ESV Olympia Köln wird Emilia Watermeier eingewechselt. Zu diesem Zeitpunkt steht es 2:0 für die SGS. Emilias Präsenz ist auf dem Platz zu spüren, sie ist an zahlreichen Aktionen beteiligt, hat viele Ballkontakte, geht robust in die Zweikämpfe. In der 66. Minute zieht sie über die linke Seite in den gegnerischen Strafraum, spielt den Ball nach rechts, wo ihre Mitspielerin Ajshe Bitiq steht. Ajshe schießt das zwischenzeitliche 4:0 – nach Vorlage von Emilia. Ihre Mannschaft gewinnt mit 6:0, ein erwarteter Sieg gegen die Tabellenletzten.

Trotzdem ist Emilia nach dem Spiel nicht ganz zufrieden: „Am Ende ist es natürlich schön, dass wir gewonnen haben. Ich würde aber sagen, der Wille hat ein bisschen gefehlt, auch in der Offensive.“ Ihre eigene Leistung beschreibt sie als „in Ordnung“.

Die nächsten Spiele sollen besser werden, denn es geht noch um die Meisterschaft. Zu diesem Zeitpunkt ist die SGS Vierter hinter dem 1. FC Köln, Arminia Bielefeld und Bayer 04 Leverkusen. Denn Meisterinnen wollen Emilia und ihr Team auf jeden Fall werden, egal, wie die Liga heißt.

DFB-Pokal

Im Rahmen der Umstrukturierung des Juniorinnen-Fußballs hat der DFB einen Pokalwettbewerb für die B-Juniorinnen eingeführt. So soll es nach der Abschaffung der B-Juniorinnen-Bundesliga weiterhin einen deutschlandweiten Wettbewerb für Mädchen in der Altersklasse U17 geben, in dem die Spielerinnen auch gegen Vereine außerhalb ihres Landesverbandes spielen können. In der ersten Durchführung des Pokals durften die 30 Vereine der B-Juniorinnen-Bundesliga der Spielzeit 2023/2024, 21 von den Landesverbänden gemeldete Teams (eine Mannschaft pro Landesverband) und die Regionalliga-Meisterinnen der Spielzeit 2023/2024 teilnehmen. Die Teilnahme-Bedingungen für die kommende Saison sind etwas anders. Es werden fünf Runden mit anschließendem Finale ausgespielt. Die SGS Essen hatte für die erste Runde ein Freilos. In der Zweiten schied sie gegen den Hamburger SV aus und bestritt somit nur ein Spiel in diesem Wettbewerb.

 

Beitragsbild: Finja Wendland

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