Zuckerlösung statt Krebsmedikament: Der Apotheker Peter Stadtmann aus Bottrop soll im großen Stil Krebsmedikamente gepanscht haben. Etwa 4.600 Patienten könnten betroffen sein. Der mögliche Schaden bei den Krankenkassen: mehr als 56 Millionen Euro. Das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv hat den Fall unkonventionell aufgearbeitet: Statt nur zu berichten, haben die Reporter die betroffenen Patienten auch beraten. Journalistisch korrekt?
Deutschlandweit gibt es nur 200 Apotheken, die das Privileg haben, Krebsmedikamente zu mischen. Diese auch Zytostatika genannten Mittel sind sehr teuer. Eine solche Infusion kann schnell mehrere tausend Euro kosten. Genau das soll sich der Apotheker Stadtmann zu Nutze gemacht haben: Statt die angegebene Menge des Medikamentes in die Infusionsbeutel zu mischen, soll er die Dosis reduziert oder teilweise komplett auf das Medikament verzichtet haben.
So sollen die Patienten um ihre heilenden Medikamente betrogen worden sein, teilweise nur mit Zucker- oder Kochsalzlösungen. Das Geld für das jeweilige Medikament hat er von den Krankenkassen trotzdem bekommen – eine wahre Goldgrube. Anfangs ging es nur um fünf Medikamente, die der Apotheker gepanscht haben soll. Mittlerweile sind es 50. Die betroffenen Patienten werfen den Behörden und Ärzten vor, sie nicht ausreichend informiert zu haben.
Journalisten als Anlaufstelle
Das Correctiv hat sich diesem Fall gewidmet. Die Journalisten haben in diesem Fall übernommen, was Behörden und Ärzte versäumt hatten. Sie haben die Betroffenen und Angehörigen direkt vor Ort beraten, denn nur 50 Meter entfernt von der Apotheke in Bottrop haben sie für zwei Monate eine Lokalredaktion eröffnet.
Doch ist es wirklich die Aufgabe von Journalisten zu beraten statt nur zu berichten? Wurden dabei vielleicht persönliche Grenzen überschritten? Oder muss der Journalismus sogar Hilfe anbieten, wo an anderer Stelle versagt wurde?
KURT hat mit Oliver Schröm, dem Chefredakteur von Correctiv, gesprochen und ihm genau diese Fragen gestellt:
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