Spanien wird Weltmeister! Das ist jedenfalls das Ergebnis von 100.000 Simulationen eines Modells von Statistikern der TU Dortmund, der Universität Gent und der TU München. Die Forscher sind von ihrem Modell überzeugt: Es soll sogar genauer sein, als die Quoten der Wettanbieter.
Um den WM-Sieger zu ermitteln, haben die Statistiker drei verschiedene Modellierungssätze betrachtet. Zwei Bestandteile des Modells basieren auf verschiedenen Variablen der Teams, wie beispielsweise deren FIFA-Rang, Wettquoten bei den führenden Anbietern, dem Erfolg der Spieler in der letzten Saison oder dem Durchschnittsalter.
Diese Modelle wurden schon zur Modellierung der Europameisterschaften 2012 und 2016 und der Weltmeisterschaft 2014 verwendet. Dieses Jahr gibt es mit dem Fähigkeitsparameter eine neue dritte Komponente. Dieser berechnet die Stärke jedes einzelnen Fußballers, indem er alle Spiele der letzten acht Jahre mit einberechnet, erläutert Junior-Professor Andreas Groll. Er ist sich sicher, dass das aktuelle Modell das genauste seit Beginn seiner Fußballmodellierungen ist.
Genauer als die Wettanbieter
Wenn es darum geht, den Ausgang eines Sportereignisses vorauszusagen, sind die führenden Wettanbieter kaum zu schlagen. Ihre Buchmacher und Mathematiker sind darauf spezialisiert, gewinnbringende Quoten zu finden – jede Fehleinschätzung schlägt sich direkt im Umsatz nieder.
Doch das Modell des Junior-Professors und seines Teams ist noch genauer: „Wir haben unser Modell an den letzten vier Weltmeisterschaften auf Basis der Ergebnisse der anderen drei ausprobiert. Dabei haben wir festgestellt, dass unsere Prognosen sogar genauer sind, als die der Wettanbieter“. Für diese WM haben sich die Forscher allerdings schon vor Turnierbeginn festgelegt, während die Wettanbieter ihre Quoten auch während des Turniers anpassen können.
Fußball bleibt für Professor Groll in jedem Fall eine der am schwierigsten vorherzusagenden Sportarten, da nicht planbare Ereignisse wie beispielsweise ein Strafstoß sehr großen Einfluss auf das Endergebnis haben können – das sei bei anderen Sportarten nicht so.
Rebellen unter den Statistikern
Die Forscher der TU Dortmund, der TU München und der Universität Gent sind allerdings nicht die einzigen Statistiker, die sich für Fußballmodellierung interessieren. Auch an anderen Universitäten haben Forscherteams den Ausgang der Weltmeisterschaft berechnet. Interessanterweise kommen fast alle anderen aber zu dem Ergebnis, dass Brasilien Weltmeister wird. Junior-Professor Groll hat eine Vermutung: „Brasilien hat im Durchschnitt die niedrigsten Quoten bei den Wettanbietern, also die höchsten Gewinnchancen. Das könnte viele Modelle beeinflussen, da sie sich stark auf die Quoten der Wettanbieter stützen.“
Außerdem macht er die schlechtere Platzierung Brasiliens im Modell der TU-Statistiker an den Gruppengegnern fest. „Die Gruppe der Brasilianer und auch die möglichen Achtelfinal-Paarungen sind deutlich anspruchsvoller, als die der Spanier“, so der Junior Professor. Doch auch Deutschland räumt er durchaus gute Chancen ein: „Nach den Fähigkeitsparametern haben wir die beste Mannschaft, aber wir haben den gleichen Turnier-Ast wie Brasilien. Sollten wir es aber ins Viertelfinale schaffen, dann wird Deutschland nach unserem Modell am wahrscheinlichsten Weltmeister“. Insgesamt sehen die Gewinnwahrscheinlichkeiten wie folgt aus: Spanien siegt laut den Statistikern mit einer Wahrscheinlichkeit von 17,8 Prozent. Deutschland hat die zweitbesten Chancen auf den Titel und liegt mit 17,1 Prozent nur knapp dahinter. Auf Platz drei folgt etwas abgeschlagen Brasilien mit 12,3 Prozent.
Wetten auf Spanien können sich lohnen
Groll ist zuversichtlich, dass die Voraussage seines Modells trotz des Widerspruchs zu vielen anderen statistischen Modellen eintreten wird. „Durch das neue Modell haben wir so eine gute Vorhersage, wie noch nie“. Wer den Berechnungen der Statistiker vertraut, könnte lohnende Wetten abschließen: Denn die Wettanbieter sagen eine niedrigere Gewinnchance für Spanien voraus als das Modell. Bei einer Wette auf Spanien bekäme man also für seinen Geldeinsatz bei einem Sieg einen höheren Gewinn. Und im Gegensatz zu Deutschland ist Spanien auch schon sicher im Achtelfinale.
Hier findet ihr das gesamte Paper.
Teaser- und Beitragsbild: Roland Baege