Kommentar: Wir brauchen einen Veggie-Day pro Woche!

“Wir haben es satt!” – Unter diesem Motto demonstrierten diesen Samstag Zentausende im Rahmen der “Internationalen Grünen Woche” für eine klimafreundliche Landwirtschaft und gesundes Essen. Die Teilnehmer fuhren mit Traktoren durch Berlin, riefen “Essen ist politisch!” – und sie haben recht.

Die Auswirkungen unserer Ernährung auf das Klima sind immens. Wo und wie wir einkaufen, aber vor allem was wir kaufen hat einen Einfluss auf die Umwelt. Doch der Klimawandel ist da und mit ihm all seine Folgen. Wenn wir unsere Erde immer weiter zerstören, wird auch das Thema Essen politisch. Denn wenn nicht die Politik den Klimawandel aufhält, wer dann?

Die Politik muss handeln

Von allein wird die Gesellschaft es auf jeden Fall nicht schaffen. Nur wenige sind bereit in ihrem Leben freiwillig für den Umweltschutz zurück zu stecken. Warum sollte man über den Klimawandel nachdenken, wenn die schlimmsten Folgen erst eintreten, wenn man selbst gar nicht mehr auf diesem Planeten ist? Oder wenn einem die jetzt schon einsetzenden Folgen gar nicht betreffen, weil sie weit weg – zum Beispiel in Afrika – geschehen?

Solange das veränderte Klima die Menschen nicht selbst betrifft, wird es keinen Klimaschutz geben. Zumindest keinen, der auch die Lebensbedingungen unserer Nachkommen verbessert. Deshalb muss die Politik handeln. Deshalb muss sie zu drastischeren Mitteln greifen und stärker in das Leben jedes einzelnen eingreifen. Von alleine ändert sich nichts.

Idee: Ein gesetzlicher Veggie-Day

Eine Möglichkeit wäre ein gesetzlicher Veggie-Day. Ein wöchentlicher “vegetarischer Tag” an dem es in Kantinen und Mensen keine Fleischgerichte geben würde. Wenn man noch einen Schritt weiter gehen möchte, so könnte an diesem Tag auch Fleisch in Restaurants sowie der Verkauf in Supermärkten und Metzgereien untersagt werden.

Die Zahlen zeigen, dass das nötig ist: Jeder Deutsche isst jährlich im Durchschnitt 60 Kilogramm Fleisch, so das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung. Noch erschreckender die Zahlen vom WWF: Fleisch macht demnach nahezu 70 Prozent der direkten Treibhausemissionen unserer Ernährung aus und ist damit eine der größten Umweltsünden. Eine Studie des Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) hat sogar ergeben, dass die fünf größten Fleisch- und Molkereikonzerne für mehr Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind, als die großen Ölkonzerne. Durch einen fleischlosen Tag pro Woche, also 52 Tage im Jahr, könnte also schon eine große Menge an Treibhausgasen gespart werden. Scheinbar interessiert das aber niemanden. Der Konsum und der damit verbundene Gewinn sind für Gesellschaft und Politik noch immer wichtiger – ohne Rücksicht auf Verluste.

Genuss auf Kosten anderer

Um täglich die enormen Mengen an Fleisch zu essen, schreckt unsere Gesellschaft scheinbar vor nichts zurück. In Deutschland werden laut WWF für die Fleischproduktion fast 19 Millionen Hektar Land benötigt – mehr, als hierzulande an Ackern zur Verfügung steht. Deshalb werden andere Flächen außerhalb Deutschlands und auch außerhalb der EU genutzt. Unter anderem in Südamerika: Dort wird Regenwald abgeholzt, um Rinder zu züchten oder um Soja für das benötigte Tierfutter anzubauen. Die genutzten Flächen können wiederum die Einheimischen nicht mehr selbst bewirtschaften. Sie verlieren ihre Einkommensquelle und können sich die teureren Lebensmittel oft nicht leisten.

Die armen Schweine der Massentierhaltung

Doch auch vor der eigenen Haustür sieht es nicht besser aus: Damit so viele Tiere, wie möglich in einen Stall passen, werden in Deutschland die verschiedenen Tiere den jeweiligen Haltebedingungen “angepasst”. Genauer gesagt: Den Tieren werden – meist ohne Betäubung – Ringelschwänze, Hörner oder Hoden entfernt.

Hinzukommt der gesundheitliche Aspekt für den Menschen. Jeder weiß: Wenn man zu viel Fleisch isst, kann das die Gesundheit negativ beeinflussen. Ein zu hoher Fleischkonsum kann zu Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vielen anderen gesundheitlichen Schäden führen.

Nicht zu vergessen sind Antibiotika-Resistenzen, die durch den hohen Fleischkonsum hervorgerufenen werden. Denn viele Zuchttiere bekommen rein präventiv Medikamente. Das führt dazu, dass wir Menschen diese Stoffe mit dem Fleisch aufnehmen und gegen die Wirkstoffe immun werden.

Wer gezwungener Weise einen Tag in der Woche auf Fleisch verzichten muss, der hat genug Zeit sich über seinen eigenen Fleischkonsum Gedanken zu machen. Aber auch die Politik muss umdenken. Sie muss aufhören die verschiedenen Lobbys zu beschwichtigen und anfangen an die Zukunft zu denken. Denn irgendwann hilft auch kein Veggie-Day mehr gegen die Folgen der Massentierhaltung und damit auch gegen den Klimawandel.

Beitragsbild: pixabay

Ein Beitrag von
Mehr von Maria Leidinger
Studieren mit Kind: Zwischen Hörsaal und Kinderzimmer
Tobias Sauren (27) ist Lehramtsstudent an der TU Dortmund und gerade zum...
Mehr
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert