Der erste Rhein-Ruhr-Express (RRX) zwischen Düsseldorf und Kassel fährt seit Dezember. In den nächsten Jahren sollen noch weitere vier Strecken folgen. Dafür müssen 52 Bahnhöfe für 2,5 Milliarden Euro umgebaut werden. Zusätzlich werden auch noch neue Züge für 800 Millionen Euro gebraucht. Ist das nötig?
NRW ist sowohl im Straßenverkehr als auch im öffentlichen Personennahverkehr überlastet. Gerade zu Stoßzeiten sind die Busse und Bahnen überfüllt. Ein Grund dafür sind die teilweise schlechten Anbindungen. Zwischen Köln und Dortmund ist die Verbindung zum Beispiel recht spärlich. Deswegen wurde der RRX von der Deutschen Bahn und der Landesregierung NRW ins Leben gerufen. Insgesamt hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur für den Rhein-Ruhr-Express 3,3 Milliarden Euro an Investitionen zur Verfügung gestellt.
Von diesem Geld baut die Deutsche Bahn 52 Bahnhöfe um. Bei dem Umbau wird der Bahnsteig auf eine Länge von 215 Meter und eine Höhe von 76 cm gebracht. Das soll für mehr Barrierefreiheit und eine höhere Aufenthaltsqualität sorgen. Zusätzlich kaufen die Verkehrsverbände Nahverkehr Rheinland (NVR), Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), sowie Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord) und Nordhessischer Verkehrsverbund (NVV) die RRX Züge. Die Züge vom Typ “Desiro HC” stellt Siemens her. Ebenfalls sichert Siemens die Wartung und Instandhaltung für die nächsten 32 Jahre. Bis 2020 soll dann in einem 15-Minuten-Takt zwischen Köln und Dortmund Züge fahren. Die erste Strecke zwischen Düsseldorf und Kassel wird seit Dezember befahren.
Bis 2020 kommen fünf weitere Strecken
Damit bis Dezember 2020 eine 15-Minuten-Taktung zwischen Köln und Dortmund möglich ist, sollen Züge auf insgesamt fünf Strecken eingesetzt werden. Aktuell fährt schon der erste RRX (früher RE11) zwischen Düsseldorf und Kassel. Diese Strecke befährt das private Verkehrsunternehmen Abellio. Ab Juni 2019 soll die nächste Strecke zwischen Koblenz und Wesel (RE5) von National Express befahren werden. Zwischen Köln/Bonn und Minden fährt National Express ab Dezember 2019 einen weiteren RRX auf der dann ehemaligen RE6 Strecke. Die Strecke RE1 zwischen Aachen und Hamm wird ab Juni 2020 von Abellio befahren werden. Zum Schluss folgt die Strecke Aachen und Dortmund (RE4). Dort wird dann National Express den RRX ab Dezember 2020 fahren.
Zuverlässiger mit mehr Komfort und Barrierefreiheit
Ein großer Vorteil des RRX ist der Komfort. Die Züge sind mit WLAN ausgestattet und die 800 Sitze haben Steckdosen. Zudem sind die Wagen sowohl ein- als auch doppelstöckig. Außerdem können alle Fahrgäste ebenerdig an allen Türen ein- und aussteigen. Dadurch bieten die Wagen eine hohe Barrierefreiheit. Auf Fahrgastmonitoren sind die wichtigsten Informationen zu Verbindungen, eventuellen Verspätungen oder sonstige Angaben zu finden. Durch den Rhein-Ruhr-Express soll aber vor allem eine bessere Anbindung geschaffen werden.
Seit zwei Monaten fährt der erste Rhein-Ruhr-Express. So sind die Reaktionen:
Fensterplatz, WLAN, Steckdose und Tischchen. Eigentlich fehlt nur noch jemand, der hier leckeren Kaffee verteilt. 😉
#RRX #Abellio— Wilhelmina Schattenfüssler (@barfuessler) 18. Januar 2019
Na super. Der #RRX scheint massive Probleme mit den Türen oder ausfahrbaren Trittstufen zu haben. Das kennt man ja schon vom ersten Flirt. Lokführer rennen durch den Zug und versuchen die Verspätung zu beschränken @AbellioNRW @PROBAHN_NRW
— Tobias (@tobwen) 15. Januar 2019
Heute erste Fahrt im RRX 👍 mit WLAN im Nahverkehr das gibt es noch nicht Mal im IC pic.twitter.com/ly7SBD59ac
— Rudolf Linsenbarth (@holimuk) 16. Januar 2019
Scheinbar kommt der RRX gut bei den Bahnfahrenden an. Offenbar sind aber vereinzelt technische Probleme aufgetreten.
“Irgendetwas musste sich ändern!”
Dr. Christian Muschwitz von Raumkom, dem Institut für Raumentwickung und Kommunikation, ist fest überzeugt, dass angesichts der wachsenden Bevölkerung eine Veränderung nötig sei. Denn die Bürger würden immer abhängiger vom Auto und der öffentliche Personennahverkehr sei zu Stoßzeiten überfüllt: “Das Verkehrsaufkommen in NRW ist immens. Irgendetwas musste sich im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ändern, damit wenigstens etwas Luft nach oben ist”, so Muschwitz. Auch Detlef Neuß vom Fahrgastverband ProBahn ist überzeugt, dass eine Erweiterung des Angebots längst überfällig ist. “Gerade auf der Hauptstrecke von Köln über Düsseldorf, Duisburg und Essen nach Dortmund kommt der ÖPNV an seine Grenzen und zur Hauptverkehrszeit sogar darüber”, so Neuß.
Dennoch sind 3,3 Milliarden Euro viel Geld, welches in den Umbau von Bahnhöfen und in die neuen Züge gesteckt wird. Das Geld hätte auch in schon bestehende Zugverbindungen, wie zum Beispiel die S-Bahnen investiert werden können. Einen wirklichen Unterschied hätte es aber nicht gemacht, sagt Muschwitz: “Egal ob RRX oder eine andere Alternative, die Kosten hätten sich höchstens um Nuancen unterschieden.” Auch Neuß schließt sich dieser Meinung an, denn es gäbe keinen ausreichenden, schon bestehenden Fahrzeugpool, aus dem eine Alternative gebildet werden könne. Zudem wäre dann auch der Komfort und die Barrierefreiheit, die der RRX bietet, nicht gegeben. Neuß geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt, dass der öffentliche Schienenverkehr in der gesamten Bundesrepublik stark unterfinanziert sei. Es sei deswegen zwingend erforderlich weniger Geld in den Straßenbau und dafür mehr in den Ausbau der Schienennetze zu investieren.
Das mit dem RRX stimmt nicht ganz. Der RE6 nach Köln hat keine Steckdose und Lampe am Sitzplatz. Das WLAN läßt sich mit meinem Redmi 9a kaum aktivieren, nur mit Schwierigkeiten trotz der Tips. Das nennt man dann schlechter Witz!!