Fahrradunfälle: Das sind die Brennpunkte in Dortmund

450 Fahrradfahrunfälle, darunter auch drei mit tödlichem Ausgang für die Radfahrenden. So sieht die Bilanz der Fahrradunfälle in Dortmund für 2018 aus. Eine Datenauswertung der GPS-Daten zeigt wo die meisten Unfälle passierten.

Von Pauline Baur, Nathan Niedermeier und Karsten Wickern

Beim Rechtsabbiegen im Auto den Schulterblick vergessen, den gerade ausfahrenden Radfahrer übersehen und schon kracht es – eine typische Unfallsituation. In den vorigen Jahren ist die Zahl der Fahrradunfälle in Dortmund kontinuierlich gestiegen, von 317 im Jahr 2014 auf rund 450 Unfälle 2018. Insgesamt ereigneten sich in Dortmund im vorigen Jahr rund 24.500 Verkehrsunfälle. Seit 2018 erfasst die Polizei Dortmund auch die GPS-Daten des Unfallortes. KURT hat die Daten ausgewertet und sechs Unfall-Brennpunkte identifiziert.

Die Brennpunkte im Detail

Kreuzung Unionstraße/Übelgönne

Die Unionstraße hat an dieser Stelle ein Gefälle, das dazu führt, dass Radfahrende fast so schnell wie die Autos unterwegs sind. 2018 ereigneten sich hier gleich sieben Fahrradunfälle, so viel wie an keiner anderen Kreuzung in der Stadt. Gefährlich für Radfahrende sind Links- und Rechtsabbieger: Beide sehen die Fahrräder viel zu spät oder gar nicht. Hinzu kommt, dass der Radfahrstreifen zu schmal ist.

Lindemannstraße

Auf der Lindemannstraße sind die Radwege sehr schmal und ohne Abstand zu parkenden Autos. Die Radfahrenden verhalten sich hier sehr unterschiedlich, weil es an einigen Stellen erlaubt ist, auf dem Gehweg zu fahren. Dort ist das Fahren teilweise jedoch noch gefährlicher als auf der Straße. Wenn Autos nach rechts abbiegen rechnen sie dort nicht mit Fahrrädern. Insgesamt ereigneten sich auf der Straße sieben Fahrradunfälle. Davon zwei direkt auf der Kreuzung zur Straße Neuer Graben.

Hohe Straße

Dort, wo die Hohe Straße in den Wall mündet, wird der Radweg zweigeteilt. Geradeaus fahrende Fahrräder werden auf einer eigenen Spur zwischen rechtsabbiegenden und geradeaus fahrenden Autos geführt. Das Problem: Die rechtsabbiegenden Autos müssen so die Radspur kreuzen. Ohne Schulterblick kann das für Radfahrende schnell sehr gefährlich werden. 2018 gab es auf der Hohen Straße sieben Unfälle, davon vier kurz vor dem Wall.

Märkische Straße

Auf der Märkischen Straße ereigneten sich 2018 besonders viele Fahrradunfälle, sechs Mal hat es dort gekracht. Zwei der Unfälle passierten an exakt der gleichen Stelle. Die Straße hat an dieser Stelle ein Gefälle, sodass auch hier Radfahrende schneller als üblich unterwegs sind. Der sehr schmale Radweg verläuft auf dem Bürgersteig und die Sicht darauf ist durch parkende Autos und Bäume für Autofahrerinnen und Autofahrer größtenteils verdeckt. Zum Problem wird das, wenn die Autos nach rechts abbiegen. Und so sind auch beide Unfälle durch Rechtsabbieger verursacht worden.

Dortmund ist Schlusslicht im Bundesvergleich

An den meisten Fahrradunfällen waren PKW beteiligt. Unfälle mit LKW gab es lediglich 12, davon aber gleich 2 mit tödlichem Ausgang für die Radfahrenden. Einer dieser Unfälle ereignete sich auf der Kreuzung Schützenstraße/Mallinckrodtstraße. Beide Straßen sind dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) als Straßen mit großem Gefahrenpotenzial bekannt. Im August 2018 erfasste ein rechtsabbiegender LKW an der Kreuzung einen geradeaus fahrenden Radfahrer, der hier Vorfahrt hat. Nach sechs Tagen starb der 85-Jährige im Krankenhaus.

Dass Dortmund in Sachen Fahrradfreundlichkeit kein Musterbeispiel ist, belegt auch ein Städteranking des ADFC. Beim Fahrradklima-Test des Verbandes belegt Dortmund den vorletzten Platz unter deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern. Auf Platz eins liegt Bremen. Dort ereigneten sich 2018 zwar deutlich mehr Fahrradunfälle, nämlich rund 1.200 statt der 450 in Dortmund. In Bremen liegt der Anteil der Radfahrenden am Gesamtverkehr nach Angaben der Stadt allerdings bei rund 25 Prozent. In Dortmund sind es laut einer Bürgerbefragung lediglich 6 Prozent. Diese Zahlen stammen allerdings aus 2013. Der ADFC hat auch Zählungen zum Radverkehr durchgeführt. Demnach blieben die Zahlen lange etwa konstant, aber in den letzten Jahren hätten sich leichte Anstiege abgezeichnet.

Nach einem Ratsbeschluss strebt Dortmund an, den Anteil des Radverkehrs bis 2030 auf 15 Prozent anzuheben. „Nicht besonders ambitioniert“, findet Werner Blanke, Vorstandsvorsitzender des ADFC-Dortmund. Andere Kommunen würden sich 25 Prozent vornehmen. Außerdem hat der Dortmunder Stadtrat am 4. Juli beschlossen acht neue Stellen für den Radverkehr zu schaffen. Aus diesen Stellen soll beim Tiefbauamt ein neues Team gebildet werden, das sich um die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur in Dortmund kümmert. 

Beitragsbild: Karsten Wickern

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