Kommentar: Gelée Royale ist kein Produkt für die Naturheilkunde

Symbolbild. (Quelle: Unsplash)

Für Naturkosmetik und als Nahrungsergänzung ist es eine beliebte Zutat: Gelée Royale. Eine Flüssigkeit, die bei der Entwicklung von Bienen eine entscheidende Rolle spielt. Die Ernte ist für die Bienen nicht nur enormer Stress, sondern auch unnötig.

Wenn man einen Blick in die Naturkosmetik-Abteilung wirft, sticht immer wieder ein Begriff hervor. Die königliche Zutat: Gelée Royale. Es gilt als Wundermittel, soll die Vitalität und das Immunsystem stärken und beim Anti-Aging helfen. Ursprünglich kommt das Gelée aus einem Bienenstock. Und da sollte es auch bleiben.

Wenn eine Biene „geboren“ wird, durchläuft sie drei Phasen: Erst wird ein Ei gelegt, dann lebt sie circa eine Woche als Made, bis sie sich schließlich verpuppt und als fertige Biene schlüpft. In der zweiten Phase spielt Gelée Royale eine entscheidende Rolle. Es enthält viele Nährstoffe und Vitamine, die wichtig für das Wachstum der Made sind.

Es macht den Unterschied zwischen Arbeiterin und Königin

Normale Bienen bekommen nur drei Tage lang den königlichen Saft. Soll eine Made jedoch zur Bienenkönigin heranwachsen, wird sie durchgängig und ausschließlich mit Gelée Royale gefüttert. Diese Tatsache veranlasst auch zu der Vermutung, es könnte uns einen Gesundheitsschub geben. Diese Annahme hat allerdings keinerlei Grundlage.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA prüft unter anderem Aussagen, die in der Werbung verwendet werden. Die Aussage, dass Gelée Royale die Immunabwehr unterstützt oder den Stoffwechsel und die Herzgesundheit stärkt, wurden als irreführend und somit unzulässig eingestuft. Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für die Wirkung auf den Menschen.

Die Ernte ist unverantwortlich

In Deutschland gibt es kaum Imker, die Gelée Royale gezielt ernten – und das hat einen guten Grund: Die Bienen produzieren das Gelée nur in großen Mengen, wenn eine neue Königin benötigt wird. In einem gesunden Bienenstock gibt es immer genau eine Königin. Sie legt Eier, aus denen neue Arbeiterbienen schlüpfen. Sie sorgt also für den Erhalt des Bienenvolkes.

Zusätzlich verbreitet die Königin Duftstoffe, die den anderen Bienen eine Richtung vorgeben – sie anleiten. Ohne diese herrscht im Stock pures Chaos. Die Arbeiterinnen stehen unter Stress, versuchen mit allen Mitteln eine neue Königin heranzuziehen. „Man muss das Bienenvolk veräppeln, ihm immer wieder die Königin wegnehmen“, sagt Jörg Krafft, Vorsitzender des Kreisimkervereins Dortmund. Nur so lohnt sich eine dauerhafte Ernte.

Verbraucherzentrale warnt

Für Allergiker kann der Konsum sogar gefährlich werden. Die Verbraucherzentrale und das Bundesinstitut für Risikobewertung warnen vor „teilweise schweren, lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen“ bei empfindlichen Personen. Menschen, die allergisch auf Bienen- und Wespenstiche reagieren, sind besonders betroffen.

Es ist teuer, hat keine nachgewiesene Wirkung, schadet den Bienen und kann sogar gefährlich werden. Das alles spricht gegen die Verwendung von Gelée Royale. Dafür spricht: Was den kleinen Insekten Superkräfte verleiht, muss für den Menschen ja auch gut sein. Außerdem klingt es fancy. Menschen, die Produkte aus der Naturabteilung kaufen, denen sollte diese doch auch am Herzen liegen. Denkt an die ausgebeuteten, leidenden Bienen und lasst die Finger von Gelée Royale.

In einem Bienenvolk gibt es drei unterschiedliche Rollen: die Arbeiterin, den Drohn und natürlich die Königin. Wie sie sich unterscheiden und welche besondere Rolle der Futtersaft Gelée Royale in der Aufzucht spielt, erklärt Kurt in diesem Video:

Quelle: Hochschulimkerei RWTH Aachen

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