Festtag trotz Coronakrise: Muslim*innen feiern Zuckerfest light

Für Millionen Muslime und Musliminnen endete der Fastenmonat Ramadan am Sonntag, 24. Mai, mit dem Beginn des Ramazan-Fests, bekannt als Zuckerfest. Doch die Feierlichkeiten am wichtigsten Festtag des Islams sind wegen der Sicherheitsvorschriften in der Coronakrise stark eingeschränkt. Statt Handküssen, Festessen, und Freitagsgebeten in der Gemeinschaft stehen die Musliminnen und Muslime in NRW zwischen Isolation und cleveren Möglichkeiten, doch gemeinschaftlich zu feiern.

Gemeinschaft trotz Feierlichkeiten auf Abstand

Das Fastenbrechen am Ende des Ramadans ist sowohl Startschuss als auch Höhepunkt des muslimischen Zuckerfests. Viele Gläubige fahren dazu zu ihren Verwandten, Freunden oder Nachbarn und feiern ein gemeinsames Festessen. Doch trotz Lockerungen der Corona-Sicherheitsbestimmungen, wie zum Beispiel die Wiedereröffnung von Restaurants, sind die Feierlichkeiten wegen des Kontaktverbots stark eingeschränkt. Schon während des Ramadans mussten viele Muslime auf die gemeinsamen Freitagsgebete verzichten. Das Fastenbrechen soll nur im kleinen Rahmen der muslimischen Haushalte gefeiert werden. Auf traditionelle Rituale wie der Handkuss als Geste des Respekts gegenüber Älteren soll aufgrund der Corona-Hygienebestimmungen verzichtet werden.

Trotz Kontaktbeschränkungen bemühen sich Gemeinden und Städte in NRW um Alternativlösungen für die Feierlichkeiten. Um während des Zuckerfests ein Gefühl von Gemeinschaft vermitteln zu können, trafen sich Muslime in Bonn, Monheim oder Lüdenscheid zu gemeinsamen Open-Air-Festgebeten in Stadien und Sportplätzen. Auch dabei galt die Mundschutzpflicht und 1,5 Meter Abstand zwischen den Gebetsteppichen. In Essen gab es ein Fastenbrechen auf Abstand auf dem Messe-Parkplatz. Einige Städte erlaubten den Muezzin-Ruf zum Ende des Ramadans.

Moscheen fürchten wirtschaftliche Schäden

Dass Versammlungen zu Gebeten besonders anfällig für Ausbrüche des Coronavirus sind, zeigt der Anstieg von Neuinfektionen nach einem Gottesdienst in einer Frankfurter Kirche. Um das Infektionsrisiko in und außerhalb der Moscheen gering zu halten, fordert der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Aiman A. Mayzek laut einer Pressemitteilung Muslim*innen in Deutschland dazu auf, auch während des Zuckerfestes auf Gesundheits- und Hygienebestimmungen zu achten: Einen Maßnahmenkatalog zur schrittweisen Wiederöffnung der Moscheen hatte der Koordinationsrat der Muslime bereits im April veröffentlicht.

So gilt in allen Moscheen eine Mundschutz- und Desinfektionspflicht. Außerdem muss auf einen Sicherheitsabstand geachtet werden. Um mögliche Infektionsketten nachvollziehen zu können, müssen sich die Besucher*innen vor dem Betreten der Moscheen registrieren lassen. Gebetsteppiche und Korane müssen die Moscheebesucher*innen selbst mitbringen. Auch die rituelle Waschung muss Zuhause durchgeführt werden, da alle sanitären Anlagen geschlossen bleiben. Aufgrund der strengen Sicherheitsvorschriften bleiben in Deutschland weiterhin viele Moscheen geschlossen. Ein Großteil der Gelder, die insbesondere während des Zuckerfestes von Gläubigen an die Gemeinde gespendet werden, bleibt deshalb aus. Viele Moscheen fürchten daher langfristige wirtschaftliche Schäden.

Einschränkungen des Zuckerfests für Muslim*innen weltweit

Insgesamt feiern rund 1,7 Milliarden Muslim*innen weltweit das Zuckerfest. Von den Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens durch die Coronakrise sind die meisten feiernden Muslim*innen betroffen. In Saudi-Arabien gibt es laut Angaben des Johns Hopkins Coronavirus Research Centers mittlerweile mehr als 70.000 Infizierte. Zum Ende des Ramadans wurde eine mehrtägige Ausgangssperre angekündigt. Auch in der Türkei gilt speziell an den Feiertagen eine viertägige Ausgangssperre. Nur Senioren, die sich seit Wochen selbst isoliert haben, dürfen zu ihren Verwandten in die Heimat fahren. Indonesien, das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung, verzeichnete einen Tag vor Beginn des Zuckerfests seinen höchsten Anstieg an Corona-Infektionen.

Zuckerfest in Dortmund: Größtes Ramadan Festival in Europa fällt aus

Auch in Dortmund werden die Auswirkungen der Coronakrise auf die Feierlichkeiten zum Zuckerfest deutlich. Schon Anfang April wurde das größte europäische Festival zum Ramadan, das „Festi Ramazan“, abgesagt. Die neunte Ausgabe des Festivals hätte in diesem Jahr zum ersten Mal in den Dortmunder Westfalenhallen stattfinden sollen. Laut Veranstalter wären schätzungsweise über 100.000 Besucher*innen zum gemeinsamen Beten und Fastenbrechen nach Dortmund gekommen.

Beitragsbild: Pixabay/Sharon Ang

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