Über 300.000 Infizierte und fast 20.000 Tote. Dazu ein exponentieller Anstieg an Corona-Neuinfektionen und ein deutschlandweiter Inzidenzwert von 176. Der “Lockdown Light” hatte offensichtlich nicht den gewünschten Effekt. Deshalb verschärfen Bund und Länder mit einem neuen Beschluss die Corona-Maßnahmen. “Wir sind zum Handeln gezwungen und handeln jetzt auch”, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bezug auf die aktuellen Fallzahlen.
Die neuen Maßnahmen sollen die Kontakte weiter reduzieren. So schließen ab Mittwoch die meisten Geschäfte sowie Schulen und Kitas. Außerdem gelten weitgehende Kontaktbeschränkungen für Corona-Hotspots.
Die wichtigsten Neuerungen ab Mittwoch im Überblick
Intensivbetten in NRW werden knapp
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zeigte sich besonders über die steigenden Zahlen von Corona-Patienten auf Intensivstationen besorgt. Laut aktuellen Informationen seien in NRW nur noch 15 Prozent an Intensivkapazitäten verfügbar. Zudem müssten erstmals mehr als 1.000 Corona-Patienten intensiv-medizinisch behandelt werden. Es brauche deshalb eine echte Trendwende für ganz Deutschland, um einen nationalen Gesundheitsnotstand zu verhindern.
Corona-Lage in Dortmund
Auch in Dortmund sind die Zahlen hoch. Bestätigt sind momentan 2.019 aktive Corona-Fälle und ein Inzidenzwert von 194. Bürgermeister Thomas Westphal (SPD) sagt mit Blick auf die hohen Zahlen: “Die Maßnahmen sind unausweichlich.” Außerdem bedankt er sich in der Pressemitteilung der Stadt Dortmund bei allen Bürger*innen, die Verständnis für die Maßnahmen zeigen und mithelfen, die Krise zu überstehen.
Wegen des nahenden Lockdowns war in Dortmund, genau wie in allen Metropolen NRWs am Montag viel los. Laut Handelsverband Nordrhein-Westfalen war die Frequentierung in den Geschäften des Einzelhandels um 20 bis 30 Prozent höher als im Vorjahr. Die Stadt Dortmund setzt deshalb wie schon am dritten Adventswochenende auf verstärkte Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt.
Situation des Einzelhandels in NRW und Dortmund
Für den Einzelhandel ist der verschärfte Lockdown “eine absolute Katastrophe”, sagte Carina Peretzke, Pressesprecherin vom Handelsverband Nordrhein-Westfalen. Durch die Schließungen fiele den Einzelhändlern das lukrative Weihnachtsgeschäft weg. Dies sei für viele Händler fatal, da sie sich ohnehin gerade erst langsam vom ersten Lockdown im Frühjahr erholten. Die Unterstützung seitens Bund und Länder reiche dabei bei Weitem nicht aus.
Zum Hintergrund: Die Bundesregierung hat angekündigt, die Überbrückungshilfe III weiter aufzustocken und Abschreibungen von unverkäuflichen Waren leichter zu ermöglichen. Laut Handelsverband Nordrhein-Westfalen sorge dies aber nicht dafür, dass die Einzelhändler liquide bleiben. Die Forderung des Handelsverbands deshalb: Entschädigungen im gleichen Maße, wie sie die Gastronomie bekommt. Dies würde eine bis zu 75-prozentige Entschädigung für Umsatzausfälle bedeuten. Die Einzelhändler selbst versuchen währenddessen die verbliebenen beiden Tage vor dem verschärften Lockdown noch maximal zu nutzen: Eine Blitzumfrage des Handelsverbands NRW ergab, dass knapp die Hälfte ihrer Mitglieder die Öffnungszeiten verlängert hat.
So könnt ihr die Einzelhändler trotzdem unterstützen:
- Ruft die Läden an! Auch viele kleine Läden bieten trotz Corona Super-Service. Voraussichtlich könnt ihr z.B. bei Buchläden Bücher zum Abholen bestellen.
- Kauft Gutscheine! Gutscheine helfen den Einzelhändlern, da das Geld jetzt besonders nötig ist, um liquide zu bleiben.
- Hamstert nicht! Die Lieferketten im Lebensmittelhandel funktionieren auch in Corona-Zeiten. Das hat der erste Lockdown bewiesen. Kauft deswegen nur das Nötigste, um großen Andrang und Schlangen zu vermeiden.
Neue Regelungen an der TU Dortmund
Auch die TU Dortmund ist vom neuen Lockdown betroffen. So ist die Präsenzlehre vorerst bis zum 10. Januar 2021 komplett ausgesetzt. Das hat der Krisenstab der TU Dortmund heute beschlossen. Einzige Ausnahme sind laufende Experimente oder Forschungsprojekte, die noch zu Ende geführt werden müssen. Dies betrifft vor allem technische und naturwissenschaftliche Studiengänge.
Alle Prüfungen sollen nach Möglichkeit digital stattfinden. Prüfungen, die für die erste Januarwoche geplant waren, werden verschoben. Außerdem sind die Gebäude ab Mittwoch wieder für Studierende geschlossen. Das gilt auch für die Lernplätze in der Bibliothek sowie die Lernplätze in den Zelten.
Welche konkreten Auswirkungen der neue Lockdown für die Studierenden hat, ist indes noch unklar. So ist beispielsweise offen, wie genau Prüfungen durchgeführt werden sollen und ob das Wintersemester 20/21 dennoch als vollwertiges Semester gilt.
Die Studierenden sehen das Fehlen der Präsenzlehre mit gemischten Gefühlen:
Da ich dieses Semester nur eine Veranstaltung in Präsenz hatte, verändert sich für mich nicht viel. Für eine Veranstaltung in der Woche zur Uni zu kommen war meiner Meinung nach eh nicht lohnenswert. Präsenzunterricht ist mir zwar bei Weitem lieber, aber ich komme gut mit den Online-Veranstaltungen klar. Besonders weil die meisten nur in Form von Materialien in Moodle stattfinden.
Ole
Da meine ganzen Seminare online sind, ist mein komplettes Umfeld an der Uni weggefallen. Ich bin eigentlich kaum noch an der Uni und mache alles von zu Hause. Das zerrt schon an den Nerven und ist auf Dauer sehr anstrengend, weil die sozialen Kontakte wegfallen.
Maike
Also für mich persönlich ändert sich da nichts, weil ich ja schon seit letztem Semester nur Online-Veranstaltungen habe. Deswegen habe ich da kein Problem mit. Alles wie immer!
Hendrik
Beitragsbild: Engin Akyurt via Pixabay