Auf kurt.digital schreiben wir regelmäßig E-Mails. Diese geht an NRWs Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. Unsere Autorin fordert, dass das Land NRW Hochschulen finanziell unterstützt, um kostenlose Menstruationsprodukte auf dem Campus bereitstellen zu können.
Sehr geehrte Frau Pfeiffer-Poensgen,
die Menstruation kann in den unpassendsten Momenten und an den ungünstigsten Orten eintreten – so auch auf dem Campus. Wer keine eigenen Tampons oder Binden dabeihat, kann den Tag dann oft nicht sorglos und vor allem nicht hygienisch weiterführen. Denn während Klopapier, Seife, Papierhandtücher und Desinfektionsmittel auf quasi jeder Toilette reichlich zur Verfügung stehen, fehlen Menstruationsprodukte in den allermeisten Fällen. Ich finde, das darf nicht sein. Menstruierende Menschen müssen die Möglichkeit haben, auf dem Campus Tampons und Binden zu erhalten, so wie jeden anderen Hygieneartikel auch. Kostenlos!
Deswegen schreibe ich Ihnen. Das Studierendenparlament der TU Dortmund hat Ende Januar beschlossen, Spender mit kostenlosen Menstruationsprodukten auf dem Campus bereitstellen zu wollen. Diese sollen jenen Studierenden helfen, die sich die Produkte gar nicht oder nur schwer leisten können. Der allgemeine Studierendenausschuss ist auch bereits mit der Unileitung im Gespräch, um sie von der Idee zu überzeugen und das Vorhaben in die Realität umzusetzen. Die Chancen dafür stehen gut. Aber bei der Finanzierung hapert es.
Ein Spender des Anbieters Periodically kostet beispielsweise 149 Euro. Für den gesamten Campus müssten natürlich viele dieser Automaten gekauft und diese auch regelmäßig befüllt werden. Der Stückpreis nachhaltiger Tampons und Binden, ebenfalls von Periodically, beträgt circa 16 Cent. Wer das Ganze finanzieren soll, ist unklar. Das erschwert das Vorhaben des Studierendenparlaments, da diese Kosten im Hochschulhaushalt nicht vorgesehen sind. Das muss sich ändern! Das Land NRW muss Hochschulen Gelder bereitstellen, um solche Vorhaben realisieren zu können.
Die finanzielle Unterstützung sollte nicht nur Menschen zugutekommen, die sich Menstruationsprodukte nicht leisten können – zumal sich hier bereits die Frage stellt, wie genau die Uni herausfinden soll, welche Studierenden das betrifft. Vielmehr sollten die Tampons und Binden in den Spendern allen Menstruierenden angeboten werden, weil sie es sich nicht aussuchen können, ob sie ihre Periode bekommen oder nicht. Hier zu differenzieren, ist falsch.
Ein solches Angebot würde den Alltag menstruierender Menschen nämlich nicht nur in finanzieller Hinsicht erleichtern: In Schottland werden seit 2018 Tampons und Co. an sämtlichen Schulen, Universitäten und anderen öffentlichen Bildungseinrichtungen kostenlos bereitgestellt – für jede*n. Eine Umfrage des Young Scot Observatory aus dem Jahr 2019 zeigt, wie positiv sich das auf die Empfänger*innen auswirkt. So gaben etwa 83 Prozent der 3602 Befragten an, infolge dieses Angebots weniger Sorge zu haben, plötzlich ihre Periode zu bekommen. Circa 63 Prozent sagten zudem, nun mehr Möglichkeiten zu haben, ihren Tag normal weiterzuführen – trotz Menstruation.
Mir ist klar, dass ich nicht erwarten kann, von heute auf morgen kostenlose Produkte in allen Toiletten der TU Dortmund vorzufinden. Dies umzusetzen, liegt in der Verantwortung der Hochschule selbst. Das Ganze zu finanzieren, ist meiner Meinung nach aber sehr wohl Aufgabe des Landes NRW.
Mit freundlichen Grüßen
Leslie Jil Stracke
Beitragsbild: Leslie Jil Stracke