Corona, Krieg, Inflation: Aktuell herrscht eine Art Dauerkrisenmodus. Das belastet immer mehr Menschen – vor allem die jüngere Generation. Ein Viertel der Deutschen zwischen 14 und 25 ist aktuell unzufrieden mit der eigenen psychischen Gesundheit. Das hat die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ der Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann ergeben. Doch wo bekommt man akute Hilfe, in einer Zeit, in der 40 Prozent der Betroffenen drei bis neun Monate auf einen Therapieplatz warten?
An vielen Universitäten gibt es eine erste Anlaufstelle: die psychologische Studienberatung. Hier wird den Studierenden und Mitarbeitenden der Universität nicht nur bei studienbezogenen, sondern auch bei privaten Themen geholfen. Schließlich können sich diese auf das Studium auswirken, erklärt der Psychologe Christian Kloß. Er arbeitet in der psychologischen Studienberatung der TU Dortmund.
„Studierende können immer zu uns kommen“
Diese bietet Gruppen- und Einzelsitzungen, Vorträge sowie Informationen und Hilfestellungen auf ihrer Website. Doch was genau hilft den Betroffenen? Das Angebot ist schließlich groß. Christian Kloß stellt klar, dass man sich davon nicht einschüchtern lassen sollte: „Was uns sehr am Herzen liegt, ist, dass die Studierenden immer zu uns kommen können.“
Wer an einer Beratung interessiert ist, hat verschiedene Möglichkeiten. So könne man entweder Dienstags in die offene Sprechstunde kommen, sich per E-Mail oder telefonisch melden. „Dann versuchen wir innerhalb von 14 Tagen ein Erstgespräch auszumachen“, erklärt Christian Kloß.
Gruppen- oder Einzelberatung? Was ergibt wann Sinn?
In diesem wird entschieden, wie weiter vorgegangen wird. Wenn das Problem beispielsweise zu einem Gruppenangebot passt und der Studierende offen dafür ist, würden sich die Gruppensitzungen anbieten. „Da ist es besonders schön, dass man merkt, man ist mit seinem Problem nicht allein“, findet der Psychologe.
Doch auch Einzelsitzungen mit einem der Psychotherapeut*innen können sich anbieten. Dort könnten Berater und Betroffener präzise auf das individuelle Problem schauen und Lösungen erarbeiten. Die Anzahl an Einzelgesprächen sei allerdings begrenzt.
Kein Ersatz für Psychotherapie
Die psychologische Studienberatung sei zwar eine Anlaufstelle bei psychischen Problemen, bietet jedoch keine Psychotherapie an. „Psychotherapie beginnt bei zwölf Sitzungen. Wir gucken immer, dass wir uns im Rahmen einer Beratungsreihe dieser Zahl nicht zu weit nähern“, so der Psychologe Christian Kloß.
Wer den Wunsch hat, langfristig psychotherapeutische Hilfe zu bekommen, müsse sich nach einem Therapieplatz umschauen. Deshalb ist es Christian Kloß wichtig, auch ein Grundwissen darüber aufzubauen, wie man einen Therapieplatz findet, welche Arten es gibt und was für die Studierenden passen könnte.
Das Grundproblem ist damit aber nicht gelöst: Insgesamt warten zu viele Betroffene noch zu lange auf professionelle Hilfe. Das können auch die Berater nicht beschleunigen. Zwar bietet die Studienberatung ein gutes niederschwelliges Angebot, ein gleichwertiger Ersatz zu einer langfristigen Psychotherapie ist aber auch sie nicht.
Beitragsbild: Jonas Hildebrandt