Kommentar: Gut gedacht, schlecht gemacht – Investoren können nur mit Kommunikation in der Bundesliga funktionieren!

BVB-Fans demonstrieren gegen die zunehmende Kommerzialisierung im Fußball. Auf einem Spruchbanner steht: "You don't care about the sport - All you care about is money."
Die Bundesliga muss spannender werden. Dafür darf man sich aber nicht an dem Turbokapitalismus in den europäischen Ligen orientieren. Es müssen solide wirtschaftliche Strukturen geschaffen und die eigenen Fans mitgenommen werden.

Der Bundesliga mangelt es an Spannung. Die Klubs FC Bayern München, Rasenballsport Leipzig und Bayer 04 Leverkusen dominieren dank ihrer finanzkräftigen Sponsoren die Liga. Andere Vereine haben dagegen kaum eine Chance. Damit der Wettbewerb wieder attraktiver wird, brauchen die schwächeren Klubs mehr finanzielle Unterstützung. Die Lösung kann aber nicht einfach mehr Geld sein. Der Verteilungsschlüssel der TV-Gelder müsste grundlegend angepasst und neugestaltet werden. Dass Bayern München, Leipzig und Co. ihre Vormachtstellung abgeben, scheint aber unrealistisch.

Die DFL orientiert sich zum Teil am Modell der englischen Premier League. Dort wird in die gesamte Liga investiert. Den englischen Klubs stehen aber auch interne Investoren zum Beispiel aus Saudi-Arabien zur Seite. Diese investieren Geld nur in jeweils einen Verein. Es ist zu befürchten, dass diese Entwicklung auch die Bundesliga ereilen wird. Weitere Kosten werden auf die Fans abgewälzt. Wegen überhöhter Ticketpreise stirbt die Fankultur in den Stadien aus. Doch kann so eine Liga ein Vorbild sein? Die Fankurven sind das letzte Gut der Bundesliga. Die Fans haben mit ihren Protesten einen großen Anteil daran, dass der Investoreneinstieg vorläufig wieder geplatzt ist.

Schlechte Kommunikation und Entfremdung in den Medien

Zudem war der Deal ökonomisch mindestens ungünstig. Die Bundesliga-Klubs bauen auf ihren TV-Geldern auf. Davon langfristig acht Prozent der Anteile abzugeben, sorgt nur für noch mehr Instabilität. Zumal CVC Capital als Vertragspartner mindestens für Bedenken sorgt. Schließlich wurde durch deren Investments der Wettbewerb in der französischen Ligue 1 stark geschwächt.

Die DFL muss ihre Pläne gegenüber Fans und Vereinsvertreter*innen transparenter kommunizieren. In diesem Fall war der Zeitraum zwischen der Vorstellung des Vorhabens und der Abstimmung viel zu kurz, um eine durchdachte Entscheidung treffen zu können. Kann die Deutsche Fußball Liga nach diesen Vorfällen für kommende Vertragspartner noch vertrauenswürdig sein?

Wie sich die übertragenden Medien über die Proteste äußern, zeigt eine Entfremdung gegenüber ihrem Kernpublikum. Als Kommentator*innen eines Senders zu behaupten: “Das sind gar nicht mehr die richtigen Fans, die da protestieren”, ist aus Sendersicht verständlich. Fans torpedieren die Sendeplanung, während sich das Spiel in die Länge zieht oder unterbrochen wird. Man möchte einschreiten und die Debatte ersticken. Aber genau das ist die große Gefahr. Die Menschen, die in den Fanblöcken stehen, fahren auch mal viele Kilometer zu einem Spiel. Das sind eben die richtigen Fans, die protestieren. Das Hooligan-Narrativ der vergangenen Jahre ist da eindeutig fehlplatziert.

Auch beim Auswärtsspiel in Augsburg protestierten Fans auf friedliche Weise gegen den Investorendeal der Deutschen Fußball Liga.

Ein Paradebeispiel für funktionierendes Protestrecht

Zum einen heißt es: “Die, die da demonstrieren, sind nur ein kleiner Teil.” Zum anderen werden alle in dieser Gruppe als gewaltbereit dargestellt. So lautete der generelle Konsens in den Übertragungen von Sendern wie Sky und DAZN.

Beides ist faktisch falsch. Protestaktionen gab es in vielen Stadien der ersten und zweiten Liga. Auch bei den Vereinen, die für den Investoreneinstieg gestimmt hatten. Das konnte eine Umfrage mehrerer Sportwissenschaftler*innen auf der Umfrageplattform FanQ bestätigen. Die Umfrageergebnisse liegen dem SPIEGEL vor. Demnach würden 62,1 Prozent der 2090 Befragten den Investoreneinstieg ablehnen. Außerdem kam es während der Demonstrationen zu keiner Zeit zu nennenswerten gewaltsamen Ausschreitungen. Die friedlichen und erfolgreichen Proteste haben den Deal zu einem Beispiel für ein funktionierendes Protestrecht gemacht.

Die Investorenfrage wird in der Bundesliga aber lange nicht erledigt sein. Sollte ein Investor die einzige langfristige Lösung sein, muss ausreichend über den Geldgeber und die Verwendung von dessen Mitteln diskutiert werden. Am Ende sollte es einen offenen Austausch auf Augenhöhe zwischen der DFL, den Vereinen und den Fans geben. Damit kann der deutsche Fußball seine Glaubwürdigkeit bei den Fans wieder zurückgewinnen!

 

 

Fotos: https://schwatzgelb.de/

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