Es ist Samstagnachmittag, mein Verein hat ein Bundesliga-Heimspiel. Ausgeschlafen und mit Pils bewaffnet geht es gut gelaunt zum Stadion. Rein in die Bahn, direkt ist die Laune im Eimer.
Eine Gruppe junger Männer brüllt: „Trabzonspor, Besiktas, Galatasary, Fernerbahce Istanbul wir hassen die Türkei“. Einer von ihnen trommelt dazu auf der Scheibe rum. Ich bitte die Gruppe, den Mund zu halten. Als einziger. Der Rest der Bahn schweigt.
Im Umfeld von Fußballspielen kommt es ständig zu rassistischen Vorfällen. Spieler werden wie selbstverständlich als Baumwollpflücker, Ölauge oder Affe beschimpft.
Mir reicht es langsam. Ich will, dass mehr Fans den Mund aufmachen, wenn ihnen Rassismus begegnet. Wir müssen zusammenstehen, wir sind viel mehr. Nur als Kollektiv können wir Rassismus aus den Stadien verbannen.
Der deutsche, dunkelhäutige Nationalspieler Antonio Rüdiger hat Rassismus am eigenen Leib erlebt. Er fordert jetzt, Vereine und Verbände sollen bei Rassismus-Vorfällen härter durchgreifen. Ich sehe das anders.
Das Problem ist alt
Vereine und erst recht Verbände bekommen die meisten fremdenfeindlichen Aktionen gar nicht mit. Wir Fußballfans müssen selbst handeln und die Rassisten zurechtweisen. Nur so kann man das Rassismus-Problem im Fußball lösen. Ein Problem, das schon alt ist und sich durch alle Länder und Ligen zieht. Die meisten Vorfälle dringen nicht an die Öffentlichkeit. Hier mal vier Fälle, die Publik wurden:
Vergangenes Wochenende ging ein Fall aus der Gelsenkirchener Kreisliga viral, als der dunkelhäutige Stürmer Marcel Kouakou von einer Gruppe Männer massiv rassistisch beschimpft wurde.
Der Rassist fühlt sich beim Fußball wohl
Der damalige Milan Profi Kevin Prince Boateng spielte am 05. Januar. 2013 ein Testspiel gegen den Viertligisten Pro Patria. Die Zuschauer machten Affenlaute – immer wenn Boateng am Ball war.
2014 wurde der Milan-Profi Kevin Constant beim Spiel gegen Inter von Fans mit Bananen beworfen. Wieder ein Affenvergleich – kreativ!
Am 10. Februar 2018 beleidigten Fans des Dijon FCO Mario Balotelli rassistisch. Balotelli wies den Schiedsrichter auf die Äußerungen hin, der zeigte überhaupt kein Verständnis und verwarnte Balotelli sogar mit der Gelben Karte.
Nicht abwarten, handeln!
Das sind bekannte Fälle im Stadion. Die meisten fremdenfeindlichen Sprüche fallen in den Kneipen und auf dem Weg zum Stadion. Der Fußball scheint Rassisten magisch anzuziehen. Ob durch Alkohol oder die Kumpels motiviert, fühlt sich der Rassist beim Fußball wohl und lässt Sprüche vom Stapel, die er sich sonst nicht traut auszusprechen.
Das müssen wir ändern. Nicht abwarten bis die Vereine Strafen verhängen, selber handeln. Nur durchs Aufpassen, durchs Ansprechen, durchs Zur-Rede-Stellen schaffen wir es, den Fußball vom Rassismus zu befreien.
Hallo Juri,
Ich finde das Problem Rassismus im Sport nur noch nervig und nicht unserer zeit entsprechend, es wird zu wenig durchgegriffen bzw. gar nicht. Nun ist dein Artikel ca. 2 Jahre alt und immer noch sehe ich keinen Fortschritt in der Hinsicht. Problem meiner Meinung nach ist nicht der Fan der Taten ungeschehen macht sondern das es keine Folgen dafür gibt. Vielleicht ist das nur Spekulation meiner seit´s aber Verbände WOLLEN den Rassismus im Sport nicht Stoppen, oder wieso sehen wir bis heute keinen Dunkelhäutigen Schiedsrichter in der DFB? Weil wenn wir einen in der DFB hätten , würde er mit voller Kraft durchgreifen. Weil nur Personen die ein “Problem” teilen kennen die Emotionen die entfacht werden. Spieler, Schiedsrichter, Verein, Stadion Security einfach alle die am Samstag Nachmittag o.ä. für ein “reibungslosen” Ablauf sich kümmern sollten an einem Strang ziehen. Bei Rassismus fällen soll das Spiel abgebrochen oder bei einzelnen fällen gar Ganzen Block bzw. einzelne Fans des Stadions Verweisen. Spieler sollten von sich aus das Spiel lassen auf dem Feld Knien um Protest zu demonstrieren, ich meine die NBA NFL und NHL hat es geschafft dann können wir es doch auch oder? Stadion Security sollte sich, Gesicht, Block und Fan merken wenn Ihm was auffällt. Wofür stehen die denn sonst 90 min. mit dem Gesicht Richtung Tribüne?
Wie du merkst Juri geht mir das Thema sehr nahe obwohl ich “weiß” bin.
Menschen sollten sich an Fußball erfreuen und nicht ängstlich das geschehen beobachten, Spieler sollten ihr Hobby nachgehen und uns Fans, Zuschauer erfreuen und nicht weinend/ verärgert das Feld Verlassen bzw. so weiter zu spielen.
Vielleicht teilen wir diese Meinung
Danke für dein Artikel
LG Flakron Sulejmani