Was eine Gehaltsobergrenze in der Bundesliga für den deutschen Fußball bedeuten könnte

Die Corona-Krise bedroht die Wirtschaftlichkeit vieler Fußballvereine. Obwohl die Saisons der ersten bis dritten Liga zu Ende gespielt worden sind, müssen viele Vereine Geld einsparen. Nicht zuletzt deswegen ist die Debatte über eine generelle Einführung einer Gehaltsobergrenze im Fußball wieder aufgekommen. Doch was genau ist die Gehaltsobergrenze und wie realistisch ist sie?

Um Geld für den Verein und möglichst alle Mitarbeiter zur Verfügung zu haben, verzichten Fußballspieler der Bundesliga während der Corona-Krise auf Teile ihrer Gehälter. Doch dabei wird es beim FC Schalke 04 nicht bleiben. Der Verein wird eine Gehaltsobergrenze für neu verpflichtete Spieler einführen – ein Novum im deutschen Profifußball. Das Handelsblatt berichtet von einer Jahresgrenze von 2,5 Millionen Euro pro Spieler. Der Verein hat zu der genannten Summe noch keinen Angaben gemacht. Auch offen bleibt, ob Schalke 04 damit ein Vorbild für andere Vereine sein könnte.

Der FC Schalke 04 ist das jüngste Beispiel dafür, welche Auswirkungen ausbleibender sportlicher Erfolg haben kann. In den letzten Jahren ist ein Spielerkader zusammengestellt worden, dessen finanzielle Ausgaben dem Verein Probleme bereitet. Kalkuliert wurde mit der Teilnahme an europäischen Wettbewerben, welche ausblieben. Dem Verein fehlen Millioneneinnahmen. Wie Alexander Jobst, Vorstand Marketing und Kommunikation von Schalke 04 zuletzt auf der Vereinshomepage mitteilte, müsse der Verein die sportliche Zukunftsplanung umdenken. Zudem sei durch Corona sehr stark zum Ausdruck gekommen, dass “Schalke 04 kein Einnahme-, sondern ein Ausgabeproblem habe”.

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Gehaltsausgaben im Fußball explodieren

Die Spielergehälter machen dabei einen sehr großen Anteil der Ausgaben von Vereinen aus. In der Saison 2018/2019 haben alle 18 Bundesligamannschaften alleine 1,43 Milliarden Euro für die Gehälter der Spieler und Trainer ausgegeben. Dieser Wert steigt seit Jahren stark an und wird wohl auch weiterhin steigen. Es verwundert nicht, dass die Debatte um eine Gehaltsobergrenze im Fußball keine Unbekannte ist.  Immer wieder ist die Thematik in der Vergangenheit angesprochen worden. So sprachen sich bereits unter anderem Ex-UEFA Boss Platini oder der aktuelle DFB Präsident Fritz Keller für eine Limitierung der Gehälter aus. Doch bisher sind die gewünschten Erfolge der Befürworter ausgeblieben. In Zeiten von Corona und mit dem Vorstoß von Schalke 04 ist die Thematik so stark wie noch nie.

So funktionieren Transfers
Fußballspieler und Vereine schließen zusammen einen Arbeitsvertrag ab. Bei einem Transfer wechselt ein Spieler von einem Verein zu einem anderem.  Um einen Spieler nun vor Ablauf seines gültigen Arbeitsvertrages verpflichten zu können, muss der neue Verein dem alten Verein eine finanzielle Entschädigung zahlen – die Ablösesumme. Die Höhe der Ablöse wird dabei heutzutage stark von ausstehenden Gehaltszahlungen beeinflusst. Ist ein Vertrag beispielsweise noch zwei Jahre gültig, sind die Gehälter dieser zwei Jahre mindestens an den abgebenden Verein zu zahlen. Weiter wollen auch Spielerberater bei Transfers fleißig mitverdienen. Im Schnitt fünf bis zehn Prozent der Ablösesumme erhält dieser als Provision für erfolgreiche Transfers. Zudem verdienen die Vereine, bei denen der Spieler seine Karriere begonnen hat auch noch an jedem Transfer mit, auch wenn der Verein gar nicht beteiligt. Ihnen steht eine Ausbildungsentschädigung zu.

Ein Grund, dass die Gehälter in den letzten Jahren in die Höhe geschossen, sind hängt stark mit zwei Entscheidungen zusammen. Ein Urteil vom Internationalen Sportgerichtshof CAS aus dem Jahr 2008 hat dazu geführt, dass ab fortan nicht mehr der Marktwert die Ablösesumme bestimmt, sondern das Restgehalt eines Spielers. Um immer mehr Einnahmen bei Transfers generieren zu können, sind die Gehälter seitdem rapide am steigen, zu Gunsten aller Beteiligten. Denn bis auf die Big Player, die nebenbei hohe Einnahmen durch sportliche Erfolge und Sponsoren erzielen, sind alle Vereine auf den Verkauf ihrer Spieler angewiesen. Durch neu ausgehandelte Übertragungsrechte der Bundesliga sind die Einnahmen für die Vereine stark gestiegen und folglich können diese nun mehr in die Gehälter der Spieler stecken, um diese nachher teuer zu verkaufen.

Ein Indiz für den Profifußball, dass es ihm gut geht. Die wenigsten haben damit gerechnet, dass es irgendetwas geben würde, was das Interesse schwinden und damit verbunden die finanziellen Einnahmen einbrechen lässt. Also wird fleißig in Spieler investiert, schließlich sind diese die Komponente, die auf dem Platz sportliche Erfolge einfahren sollen. Solange der Erfolg und die Leistung stimmen werden Spieler gefeiert und gelobt. Aus Sicht der Fans ist alles super.

Aber wehe, die Leistungen stimmen nicht. Dann wendet sich das Blatt ganz schnell. Die Arbeitsmoral wird schnell hinterfragt und Vergleiche zum eigenen Berufsalltag werden herangezogen. “Fußballer sind eh nur überbezahlte Millionäre” oder “Das ist Arbeitsverweigerung! Jeder Arbeitnehmer wäre gekündigt worden, nur Fußballer nicht” sind mitunter die häufigsten Kommentare. Wechselt ein Spieler, wird ihm meist fehlende Identifikation mit dem Verein oder Gier nach Geld vorgeworfen.

Der US-Sport als Vorbild?

Fußballer, die ihre ganze Karriere bei einem Verein gespielt haben, sind heute eine Seltenheit geworden. Viele Fußballliebhaber wünschen sich die Zeiten zurück, in denen Spieler sich noch mit dem Verein des Vereines wegen identifziert haben und nicht des Geldes wegen. Eine mögliche Lösung, eine Gehaltsobergrenze. Befürworter der Gehaltsobergrenze verweisen gerne auf den US-Sport. Denn in den US-Profiligen existiert bereits ein System, welches die Gehälterausgaben der Vereine reguliert. Der sogenannte “Salary-Cap”. Er wird gerne mit dem Wort Gehaltsobergrenze übersetzt und beschrieben. Sicherlich eine kurze und verständliche Erläuterung für Laien, die bei genauerer Betrachtung jedoch fehlerhaft ist. Der Salary-Cap reguliert nämlich nicht das Jahresgehalt der Spieler, sondern das den Vereinen zur Verfügung stehende Budget für Spielergehälter pro Saison.

Der Salary-Cap ist im US-Football schon längst etabliert.

Dieses Budget wird jede Saison neu von der Liga berechnet und ist für jedes Team gleich hoch. Es berechnet sich über die Gesamteinnahmen der Liga. Wie das Budget auf die Gehälter der Spieler aufgeteilt wird ist den Vereinen frei überlassen. Es müssen lediglich die in einem Tarifvertrag festgehaltenen Mindestgehälter und die Budgetgrenze eingehalten werden. Falls nicht, drohen hohe Geldstrafen oder gar Vertragsauflösungen durch die Liga. Durch dieses System wird in einem gewissen Maße ein sportliches Gleichgewicht zwischen allen Teams hergestellt, da die Starspieler sich in der ganzen Liga verteilen.

Es Bedarf also einer Unterscheidung zwischen den Begriffen Gehaltsobergrenze und Salary-Cap. Der Salary-Cap reguliert das Gesamtbudget für Gehälter, die Gehaltsobergrenze das maximal zu verdienende Gehalt pro Jahr pro Spieler fest.

US-System in Deutschland kaum umsetzbar

Warum nicht also einfach das US-System Salary-Cap in Deutschland anwenden? Somit könne zum Beispiel die sportliche Dominanz des FC Bayern Münchens gebrochen und die Bundesliga wieder interessanter werden. Dagegen sprechen aktuell noch einige Dinge. Da wären zum einen die Vereine selber, sowohl in Deutschland als auch Europa. Es fällt schwer zu glauben, dass ein europäischer Top-Verein wie Bayern München seine über Jahrzehnte erarbeitete wirtschaftliche und sportliche Wettbewerbsposition freiwillig aufgeben würde.

Dann gibt es noch eine rechtliche Komponente. Denn eine Einschränkung des Gehaltes in Form eines Salary-Cap wie in den USA ist nicht ohne weiteres mit rechtlichen Freiheiten im Wettbewerb und Arbeitsrecht der EU vereinbar, denn das US-Modell weist Eigenschaften eines Kartells auf und erschwert somit den Markteintritt. Eine mögliche Lösung wäre ein Tarifvertrag. Dieser würde zwischen Fußballspielern als Arbeitnehmer und Vereinen als Arbeitgeber rechtliche Sicherheit bringen.

Gehaltsobergrenze könnte Deutschland im europäischen Wettbewerb unattraktiv machen

Im deutschen Fußball kämpft die Spielergewerkschaft VDV schon länger: “Als Spielergewerkschaft haben wir uns schon vor der Covid-19-Pandemie dafür stark gemacht, den Profifußball krisenfester aufzustellen. Dabei geht es insbesondere um die Eigenkapitalausstattung und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Klubs sowie um passende Sicherungsinstrumente”.  Der Großteil der Fußballvereine wollte zu der Thematik zum aktuellen Zeitpunkt keine Auskunft geben, da die Thematik aktuell sehr schnelllebig sei.

Ebenso spricht gegen eine Einführung einer Gehaltsobergrenze oder Salary-Cap, dass eine alleinige Einführung in Deutschland den Vereinen einen erheblichen Nachteil im europäischen Wettbewerb bringen würde. Denn dann würden die Spieler ganz schnell in andere Länder wechseln wollen, da es dort mehr Geld zu verdienen gäbe. Es muss in dieser Thematik also eine europäische Einheitslösung her, ob diese jedoch möglich ist, bleibt ungewiss. Wer weiß, vielleicht hat der FC Schalke 04 mit seiner Entscheidung pro Gehaltsobergrenze den Stein ins Rollen gebracht.

Beitragsbild: Unsplash

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