“Bitte eine sechs, bitte!” Den Satz kennen viele Leute noch aus ihrer Kindheit vom Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spielen. Dass Gesellschaftsspiele auch heute noch relevant sind und sich großer Beliebtheit erfreuen, zeigt die weltgrößte Spielemesse in Essen. Seit Donnerstag können Spielefans aus aller Welt die neuesten Trends der Branche ausprobieren und kaufen.
Gesellschaftsspiele haben es gerade bei jüngeren Spielern nicht leicht, müssen sie sich doch gegen Smartphone, Playstation und Co. durchsetzen. Dass sie aber auch heutzutage noch gerne gespielt werden, sieht man momentan an der weltgrößten internationalen Publikumsmesse für Gesellschaftsspiele “SPIEL” in Essen. Die Veranstalter erwarten dort in diesem Jahr 175.000 Besucher. Rund 1.100 Aussteller aus der ganzen Welt stellen dort etwa 1.000 bis 1.500 neue Spiele jedes Jahr vor, die von den Besuchern vor Ort ausprobiert werden können. Für die Veranstalter sind die Werte rekordverdächtig. Dort werden auch die Spiele vorgestellt, die mit der “Spiel des Jahres”-Auszeichnung geehrt wurden, der wichtigsten Auszeichnung der Branche.
Spitzenreiter Deutschland
Dass die Rekord-Spielemesse in Deutschland stattfindet, ist nicht verwunderlich. Denn das Land spielt nicht nur beim Fußball ganz vorne mit, sondern auch bei den Gesellschaftsspielen. Das zeigt auch eine Auswertung des Goethe Instituts. 20 bis 50 Prozent der deutschen Spiele werden demnach ins Ausland verkauft. Insgesamt würden sogar über 30 Millionen Spiele weltweit verkauft, die einen Umsatz von jährlich 400 Millionen Euro generieren, wie Hermann Hutter, Vorsitzender des Branchenverbandes Spieleverlage e.V. dem Goethe Institut mitteilte. Laut Spieleverlage e.V. wuchs der Umsatz in den ersten neun Monaten 2017 bei der Warengruppe “Familienspiele” um 10 Prozent, bei Kartenspielen um 4,5 Prozent und bei Strategiespielen sogar um 19 Prozent.
Der Anstieg des Umsatzes ist durchaus nachvollziehbar, denn Deutschland ist spieleverrückt. Fast die Hälfte aller Deutschen verbringen ihre Freizeit zumindest gelegentlich damit, Brett-, Karten- oder sonstige Gesellschaftsspiele zu spielen. Das ergab eine 2015 veröffentlichte Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts ipsos. Und das hat angenehme Nebeneffekte, wie das Goethe Institut herausfand. Beim Spielen wirkt man dem häufigen Medienkonsum bewusst entgegen, setzt Lernprozesse in Gang und stärkt die Ideenfindung und Kreativität. Für viele Leute sind die Gesellschaftsspiele aber auch eine Flucht aus dem Alltag. Dort können sie in fremde Rollen schlüpfen und gewisse Risiken eingehen.
Ein Stück deutsche Tradition
Die meisten Spieler sind mit Gesellschaftsspielen aufgewachsen und kennen Spiele wie Monopoly und Mensch-Ärgere-Dich-Nicht noch aus ihrer Kindheit. Die gemeinsamen Spieleabende werden jedoch zunehmend von Spiele-Apps und Konsolenspielen auf den digitalen Geräten verdrängt. Die meisten Gesellschaftsspiele haben aber den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Playstation und Computer keinen Strom benötigen und somit nahezu überall gespielt werden können. Außerdem sind die digitalen Alleskönner nicht in der Lage, das Beisammensein und die persönliche Kommunikation zu ersetzen. Auch Friedrich Schiller wusste bereits die Relevanz von Spielen zu schätzen: “Der Mensch spielt nur, wo er in der vollen Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.” Wer sich also auf die Spuren des Dichters begeben möchte, der ist bei der Spielemesse in Essen goldrichtig. Noch bis einschließlich Sonntag gibt es die Chance, dort Gesellschaftsspiele auszuprobieren und zu kaufen.
[su_spoiler title=”Infos zur Spielemesse” style=”fancy” icon=”arrow-circle-1″] Öffnungszeiten Samstag: 10-19 Uhr, Sonntag 10-18 Uhr. Eintritt für Studenten: 10€ (Tageskarte). Weitere Infos unter: http://www.spiel-essen.com/ [/su_spoiler]Teaser- und Beitragsbild: pixarbay.de/ejaugsburg lizenziert nach CC0