Drogen, Waffen, Kinderpornos – im Darknet kann man so ziemlich alles bekommen, was illegal ist. Hineinkommen ist leicht: Wer zum Beispiel den Tor-Browser installiert, kann über dessen Anonymisierungsnetzwerk unerkannt im Darknet surfen. Selbst wenn man im Darknet etwas kaufen will, muss man sich nicht zu erkennen geben. Man bezahlt in Kryptowährungen – ein Paradies für Kriminelle.
Weltweites Networking im Untergrund
Doch die Anonymität im Darknet wird nicht nur missbraucht. In absolutistischen Regimes, Diktaturen und Ländern mit stark eingeschränkter Meinungs- und Pressefreiheit nutzen Journalisten und Menschenrechtsaktivisten die Technologie, um ihre Recherchen über Missstände an der Zensur vorbei an die Öffentlichkeit zu bringen. Anders als kriminelle Anbieter machen sie dort nicht auf sich aufmerksam – wer keine Offline-Kontakte zu den Aktivisten hat, wird sie im Darknet kaum entdecken.
Daniel Moßbrucker ist Referent für Internetfreiheit bei Reporter ohne Grenzen und hat durch seine Arbeit Kontakte zu Whistleblowern aufgebaut: „Es ist unsere Aufgabe, uns für diese Menschen einzusetzen, um die Missstände, mit denen sie leben, publik zu machen.“ Damit sei eine große Verantwortung verbunden, da diese Informanten ein „sehr großes persönliches Risiko eingehen“, so Moßbrucker. Zuerst müsse man Vertrauen aufbauen. Die Sicherheit und Anonymität der Kontakte habe absolute Priorität.
Die Kommunikation läuft daher über Tor-Chat oder Bit-Messenger. Sie funktionieren ähnlich wie gängige Chatprogramme, mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Netzwerkadressen beider Kommunikationspartner verschleiert werden. Wer versucht, solche Chats zu überwachen, kann bestenfalls erkennen, dass eine Kommunikation stattfindet – allerdings nicht, wer beteiligt ist und was geschrieben wird.
Aus der Pressezensur an die Öffentlichkeit
Um journalistische Produkte zu veröffentlichen, eignet sich das Darknet jedoch nicht. Einerseits liegt das an der Technik: Die Seiten sehen aus wie aus den 90er Jahren. Durch die Verbindung über mehrere Server ist die Verbindung sehr langsam, was beispielsweise das Ansehen von Videos fast unmöglich macht. Andererseits ist das Darknet als Informationsplattform zu unbekannt, um sich dort wirklich Gehör zu verschaffen. Dennoch nutzen die Aktivisten diesen Teil des Internets, um ihre Recherchen zu verbreiten: „File Sharing, also die Weitergabe von Dateien, dürfte das wichtigste Instrument für Journalisten sein, die in risikoreichen Situationen arbeiten. So können sie anderen ihre Recherchen anonym zugänglich machen, die diese dann in Staaten mit unzensiertem Internet veröffentlichen können“, sagt Daniel Moßbrucker.
Wer in den dunklen Ecken des Internets recherchieren möchte, bewegt sich oft auf der Schwelle zur Kriminalität. Der Zugang ist zwar legal, dennoch sollte man keinesfalls unbedacht im Darknet surfen. Um sich selbst zu schützen, sei ein fundiertes Wissen über digitale Sicherheit sehr wichtig, sagt Moßbrucker: „Im Darknet gibt es Schadsoftware, welche die eigenen Geräte angreifen kann. Außerdem gelangt man ohne Sicherheitsmaßnahmen, wie beispielsweise eine E-Mailverschlüsselung, in die meisten Foren nicht hinein.“ Zudem sollte man seine Rechte als Journalist kennen. So sei es legal, sich auf einem Drogen-Marktplatz anzumelden, um mit einem Dealer in Kontakt zu treten. Gebe man sich als Käufer aus, könne das jedoch gefährlich werden, da es als Anbahnung eines Drogendelikts ausgelegt werden könnte, so Moßbrucker weiter.
Viele Informationen sind nicht überprüfbar
Generell sollte man sich darüber im Klaren sein, dass nicht alles, was im Darknet angeboten wird, auch wirklich existiert. In einem rechtsfreien Raum, in dem alle Nutzer anonym sind, ist Betrug keine Seltenheit. Da das für potenzielle Käufer ein Problem ist, arbeiten die meisten Marktplätze mit Kundenbewertungen, um die Echtheit der Angebote zu prüfen. So kann man die Wahrhaftigkeit eines Angebots besser einschätzen.
Laut Daniel Moßbrucker hat man durch die Anonymität der Nutzer bei allem, was im Darknet passiert, ein Vertrauensproblem: „Journalistische Routinen, wie Fakten mit zwei Quellen zu checken, laufen dort regelmäßig ins Leere. Das stellt andere Herausforderungen an die Recherche.“ So müsse man den Wahrheitsgehalt von Informationen selbst abwägen und transparent machen, dass man den dargestellten Sachverhalt nicht zweifelsfrei belegen kann.
So komme ich ins Darknet
Um ins Darknet zu gelangen, muss man zuerst den Tor-Browser herunterladen und installieren. Der Browser verbindet sich mit dem Tor-Netzwerk, das anonymes Surfen ermöglicht.
Um auf eine Seite des Darknet zu kommen, muss man allerdings deren Domain kennen. Für den Anfang sind das Hidden Wiki (kpvz7ki2v5agwt35.onion) oder das Onion-Wiki (wikitjerrta4qgz4.onion) nützliche Seiten. Hier werden Links zu weiteren Darknet-Domains aufgeführt.
So einfach der Zugang ins Darknet auch ist: Die damit verbundenen Gefahren dürfen nicht unterschätzt werden. Der Virenscanner sollte unbedingt auf dem neuesten Stand sein, die Webcam abgeklebt. Um anonym zu bleiben, darf man sich nicht auf Facebook, Google oder anderen Diensten über den Tor-Browser anmelden und selbstverständlich sollte man unter gar keinen Umständen persönliche Daten preisgeben oder illegale Waren kaufen.
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