Im Dezember erhält der EU-Ratspräsident die Ehrendoktorwürde. Über den Auswahlprozess und andere prominente Ehrendoktoren
Die Technische Universität Dortmund verleiht EU-Ratspräsident Donald Tusk die Ehrendoktorwürde. Die besondere Auszeichnung erhält er auf Initiative der Fakultät Humanwissenschaften und Theologie – für „seine europapolitischen Verdienste“ und „seinen Beitrag zur europäischen Wertedebatte“, heißt es auf der TU-Homepage.
Das führt Prof. Dr. Christoph Schuck, Dekan der Fakultät, im KURT-Gespräch weiter aus: Die Ehrendoktorwürde solle Donald Tusks „außerordentliche Verdienste mit Blick auf den europäischen Integrationsprozess“ ehren. Schuck begründet die Entscheidung auch im Hinblick auf die gegenwärtigen politischen Tendenzen: „Gerade in einer Zeit, in der zunehmend Abgrenzung als Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme gefordert wird, sollen Herrn Tusks Verdienste für ein friedliches, rechtsstaatliches und solidarisches Europa gewürdigt werden.“
Donald Tusk hat sich schon als Student politisch engagiert
Donald Tusk ist seit 2014 Ratspräsident der Europäischen Union. Bereits in jungen Jahren war er maßgeblich am Kampf gegen das kommunistische Regime in seinem Heimatland Polen beteiligt. Nach dem Zusammenbruch des Regimes wurde Tusk zum Vorsitzenden der ersten europafreundlichen Partei in Polen, dem „Liberal-Demokratischen Kongress”. Von 2007 bis 2014 war er polnischer Ministerpräsident, seit 2014 ist er Ratspräsident der Europäischen Union. Neben der Ehrendoktorwürde der TU hat er bereits mehrfach Auszeichnungen erhalten, mit denen er für sein politisches Engagement für Europa geehrt wurde.
Mit der Auszeichnung der Ehrendoktorwürde ist kein Preisgeld verbunden, vielmehr soll die Würdigung für sich sprechen. In der 50-jährigen Geschichte der TU gab es bisher 59 Ehrendoktoren, Donald Tusk ist der 60. Hier könnt ihr mehr über bereits ausgezeichnete Ehrendoktoren erfahren:
1968 übernahm Prof. Dr. Dr. Erika Spiegel (1925-2017) den Lehrstuhl für soziologische Grundlagen der Raumplanung. Spiegel war damit die erste Professorin der damals neu gegründeten TU Dortmund. Für ihr wissenschaftliches Wirken und ihren Beitrag zur Entwicklung des Studiengangs Raumplanung verlieh ihr dessen Fakultät 2010 die Ehrendoktorwürde.
Donald Tusk ist nicht der erste namhafte Politiker, dessen Wirken die TU mit einer Ehrendoktorwürde auszeichnet: Auch dem ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Dr. Johannes Rau (1931-2006) wurde die besondere Auszeichnung zuteil. Vor seiner Amtszeit als Staatsoberhaupt der BRD war Rau NRW-Wissenschaftsminister und anschließend 20 Jahre lang Ministerpräsident des Landes. Weil er sich dabei um die TU und den Fachbereich Bauwesen verdient machte, zeichnete ihn die Fakultät Bauwesen 2004 mit der Ehrendoktorwürde aus.
Der „Vater der Anti-Baby-Pille” ist auch Ehrendoktor der TU
Sogar eine deutsche Google-Pionierin hat die TU schon zur Ehrendoktorin gemacht: Nach ihrem Informatik-Studium wirkte Prof. Dr. Monika Henzinger (1966) als erste Leiterin der Forschungsabteilung bei Google an der Entwicklung von Algorithmen für die Suchmaschine mit. 2013 machte sie die Fakultät Informatik der TU Dortmund zur Ehrendoktorin.
Prof. Dr. Dr. Carl Djerassi (1923-2015) war ein österreichisch-amerikanischer Schriftsteller und Chemiker. Er wurde besonders durch die Erfindung der Anti-Baby-Pille bekannt, hatte aber auch mit seinen zahlreichen literarischen Werken große Erfolge. Für sein literarisches Schaffen zeichnete ihn die kulturwissenschaftliche Fakultät der TU im Jahr 2009 mit der Ehrendoktorwürde aus.
Donald Tusk kommt ins Audimax
Zur Verleihung der Ehrendoktorwürde kommt Donald Tusk an die TU nach Dortmund. Am 16. Dezember wird er im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Universität seine Auszeichnung im Audimax erhalten.
Als Laudatorin ist die ehemalige Bundestagspräsidenten und ehemalige Professorin Prof. Dr. Rita Süssmuth geladen. Beim Festakt zum Gründungsjubiläum im Dortmunder Konzerthaus wird Donald Tusk einen Vortrag halten.