Es gibt sie einfarbig, mit Mustern oder einfach bunt bemalt. 65 Prozent der Deutschen bemalen zu Ostern Hühnereier. Woher kommt dieser Brauch? Dieser Frage ist KURT-Reporterin Nele Geiger nachgegangen.
Am liebsten hab ich sie einfach direkt bemalt, ohne sie vorher zu färben. Meistens waren es irgendwelche Muster, sehr schlecht erkennbare Tiere oder die Namen derer, die sie suchen sollten. Mit Pinsel und Farbe hab ich sie jedes Jahr wieder so kreativ verziert, dass meine Oma sie gar nicht erst essen wollte, weil sie so schön seien. Das Eierfärben und bemalen gehört zu Ostern einfach dazu.
Für viele ist es das langersehnte Ende der Fastenzeit, der symbolische Frühlingsanfang oder einfach das Fest des eifrigen Eiersuchens. Nicht zu vergessen ist natürlich das Gedenken der Gläubigen an die Kreuzigung Jesus an Karfreitag und seine Auferstehung an Ostersonntag. Alles Gründe das Osterfest zu feiern. Aber was genau hat das Ei eigentlich mit Ostern zu tun?
Über den Ursprung ist sich niemand so wirklich einig
Es dauert nicht lange, bis ich das Grübeln über vermeintliche Zusammenhänge aufgegeben habe und einfach mal googelte. Die erste, unter vielen anderen Erklärversuchen und Annahmen: Das Eiersuchen geht auf einen Brauch im Mittelalter zurück. Bauern mussten ihren Grundherren die Steuern und Abgaben am Gründonnerstag mit Eiern bezahlen. Warum auch immer. Nach der Reformation habe sich die Tradition geändert und nicht mehr nur die Grundherren, sondern auch anderen Menschen, wie Kinder oder Freunde wurden mit Eiern beschenkt.
Eine andere Erklärung ist, dass die Kirche im Mittelalter in der vorösterlichen Fastenzeit den Verzehr von Fleisch und Eierspeisen verbot. Die Folge war, dass sich vor Ostern große Mengen an Eiern ansammelten – auch weil der Zeitraum im Jahr eine gute Legezeit der Hühner ist. Damit der Eierüberschuss nicht verdirbt, wurden die Eier abgekocht und haltbar gemacht. So weit so aufschlussreich. Da ich aber nicht nur Erklärungen aus dem Internet haben wollte, habe ich einfach mal bei einem Eiermuseum angerufen.
Eierdiebstahl im Eiermuseum?
“Net ganz, muss ich sagen” antwortet Waltraud Bertoni auf die Frage, ob Eierexperten wüssten, warum an Ostern Eier versteckt werden. Waltraud Bertoni führt mit ihrem Mann ein Eiermuseum im Burgenland in Österreich. “Es ist einfach ein Schöpfungssymbol und ein Symbol für den Frühling, um einfach zu zeigen, dass die Zeit der Fruchtbarkeit ist”, so ihre Erklärung. Klingt plausibel.
Ein Eiermuseum ist irgendwie besonders. Ich frage mich während des Interviews, ob Hardcore-Eiersammler nicht auch mal versucht haben, vielleicht sogar um die Osterzeit herum, Eier aus dem Museum zu entwenden. “Nein, davon weiß ich nichts. In den Glasvitrinen sind sie wahrscheinlich einfach zu gut geschützt”, antwortet Bertoni.
Das Ei an sich ist eine ziemlich interessante Sache, wenn man so drüber nachdenkt. Und das nicht nur an Ostern. Bei meiner Recherche bin ich unter anderem auf die Kinderbuchautorin Britta Teckentrup gestoßen. Sie hält das Ei als den vielleicht vollkommensten Gegenstand des Universums. Bertoni sieht das ähnlich. “Ja könnt ma so auslegen. Immerhin spiegelts die komplette Entwicklung des Lebens wieder”, antwortete sie mir in ihrem charmanten österreichischem Dialekt. Ein Grund mehr sie zu bemahlen und an Ostersonntag zu verstecken.
Das Eirätsel bleibt ungelöst
Ich bin kein Ei(n)stein in der Eierforschung (offiziell übrigens Oologie) und auch mein Hobbyhistoriker-Geschick hat mir die Frage um das Osterei nicht zu 100 Prozent beantwortet. Trotzdem hat mir das Interview gezeigt: Die Themem Ei und vor allem das Eiermuseum sind umfangreicher, als ich dachte.
Ob es also am Eiverbot der Kirche liegt oder durch die Eiabgabe der Bauern an die Grundherren zu Stande gekommen ist – aus irgendeinem Grund sollen die Eier zu Ostern gehören. Was auch gut so ist, denn nur mit Schokolade wäre es doch ein wenig langweilig. Zum Abschluss des Interviews frage ich Waltraud Bertoni die wahrscheinlich wichtigste Frage des Interviews: Wie sie ihr Ei am liebsten isst? “Gerne 3 Minuten gekocht, also ganz weich muss es sein.”