Wenn das Museum zum Spielplatz wird: Zu Besuch auf Zeche Zollern

Ein Museum mit Escape-Rooms soll Gäste in die Ausstellung „Alles nur geklaut“ auf Zeche Zollern locken. Kurt-Autor Niclas Grote hat sich reingewagt und das Konzept getestet. Ob er wieder rausgefunden hat?

Zugegeben, die wenigen Musemsbesuche meines Lebens sind mir nicht in guter Erinnerung geblieben. Ausstellungsstücke anschauen, Informationsschilder lesen – ich kann mir Spannenderes vorstellen. Eine Sache begeistert mich aber: Wenn eine Ausstellung interaktiv wird.

„Alles nur geklaut“ im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern verspricht genau das. Neben den Exponaten gibt es zu jedem der sechs Teile der Ausstellung einen Mini Escape-Room, in dem das neue Wissen geprüft wird. Bei so einem Raum geht es darum, bestimmte logische oder körperliche Aktivitäten zu meistern, um sich zu befreien. Wer nicht aufpasst, kommt ohne Hilfe nicht raus.

Gestohlenes Wissen

Die Ausstellung behandelt, wie Wissen entsteht und weitergegeben wird. Dies wird direkt im ersten Bereich deutlich, in dem es unter anderem um die Erfindung des Fahrrads geht. So ist ein Nachbau des ersten Laufrads von Karl von Drais ausgestellt, welches im Jahr 1817 eine Weltneuheit war. Menschen konnten sich aus eigener Kraft zuvor nie so schnell bewegen. Von Drais hatte keine Möglichkeit, seine Idee zu schützen. Nach seiner ersten Vorstellung wurde sie sofort in ganz Europa kopiert – Karl von Drais konnte mit seiner Erfindung also nie Gewinn erzielen. „Alles nur geklaut“ eben.

Der erste Escape-Room zur Fahrrad-Geschichte fordert Geschick und Aufmerksamkeit. Ich muss dort verschiedene Räder aussuchen und eine vorgegebene Strecke mit ihnen ausmessen, um das Lösungswort zu erhalten. Die Räder hängen in verschiedenen Regalen nebeneinander und nehmen den größten Teil des Raumes ein. Ausgemessen wird die Strecke in der hinteren Ecke des Raumes, wo eine Leiste mit Meterangaben angebracht ist. Das war definitiv eine kleine Herausforderung für mich. Bei den Escape-Rooms im Museum ist der wichtigste Helfer auf dem Weg in die Freiheit ein Tablet. Darauf bekomme ich wichtige Informationen angezeigt und mein Fortschritt wird festgehalten.

Atemlos durch die Escape-Rooms

Jeder Raum stellt mich vor eine neue Aufgabe. Im Zimmer, das zum Themenbereich Plagiate gehört, knallen Bühnenlichter nur so auf mich ein. Das deutlich größere Problem: Um rauszukommen, muss ich Karaoke singen. Als Song steht zum Beispiel „Atemlos“ von Helene Fischer zur Auswahl. Wenn am Ende alle Räume bestanden sind, gibt es eine kleine Belohnung.

Die verschiedenen Themen sollen laut Projektleiterin Anja Hoffmann „als Denkanstoß gelten und uns aktuelle Themen vor Augen führen.“ Wie gehen wir eigentlich mit unseren Daten um und an wen geben wir diese weiter? Was passiert damit? Diese Fragen sollen sich Besucherinnen und Besucher neben aller Unterhaltung stellen.

Spaß hatte ich in den Räumen auf jeden Fall, allerdings lassen sich Escape-Rooms am besten in Teams lösen. Die Schülergruppen, die um mich herumgerätselt haben, waren deutlich erfolgreicher – und beim Karaoke um einiges enthusiastischer als ich. „Besonders Kombinationen aus Jung und Alt meistern die Räume ziemlich schnell, da sie ihr Wissen kombinieren können“, sagt Hoffmann. Zumindest habe ich tatsächlich wieder herausgefunden. Ich komme gerne wieder – dann aber nicht alleine, sondern mit ein paar Freundinnen und Freunden.

Ihr wollt es selbst ausprobieren?

Wo? LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, Grubenweg 5, 44388 Dortmund

Wie? Von der Haltestelle „Meitnerweg“ an der Universität den Bus 462 nehmen und direkt zur Haltestelle „DO-Industriemuseum Zollern“ durchfahren. Vom Hauptbahnhof mit der RB43 Richtung „Bövinghausen Bahnhof“, dann ein Fußweg von 10 Minuten zum Museum.

Wann? Von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr

Wie viel? 8 Euro

 

Teaserbild und Galerie: LWL-Industriemuseum/Stephan Schütze

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