Sag mal Prof: Warum ist das Wasser im Meer salzig und in Flüssen süß?

Regelmäßig fragen wir hier die, die uns im Hörsaal die Welt erklären: unsere Professor*innen und Doktorand*innen. Können sie uns wohl auch alltägliche Fragen beantworten? Sag mal Prof, warum ist das Wasser im Meer salzig und in Flüssen süß? Dieses mal antwortet Prof. Dr. Martin Sauter, Professor für Angewandte Geologie an der Universität Göttingen.

Salze sind sowohl in Meeren als auch in Flüssen vorhanden. Der entscheidende Unterschied liegt in der Konzentration des Salzes. Salzwasser enthält mehr als ein Gramm Salz pro Liter und Süßwasser weniger. Süßwasser ist also nicht süß, sondern sehr salzarm.

Prof. Dr. Martin Sauter ist Professor für Angewandte Geologie (Foto: uni-goettingen.de)
Prof. Dr. Martin Sauter lehrt Angewandte Geologie an der Universität Göttingen (Foto: uni-goettingen.de)

Der Großteil des Wassers auf der Erde ist Salzwasser. Süßwasser nimmt nur etwa vier Prozent des Gesamtwasservorkommens ein. Davon bestehen drei Viertel aus Eis und Gletschern. Das restliche Süßwasservolumen ist in Flüssen, Seen und im Grundwasser gespeichert.
Grundwasser entsteht, wenn Niederschlagswasser im Boden versickert. Hier kommt es zum ersten Mal in Kontakt mit Mineralien, wie zum Beispiel Kalkstein, Gips und anderen Salzen, und löst diese. Das mit gelösten Salzionen angereicherte Grundwasser tritt an Quellen, Flüssen, Seen oder untermeerisch wieder an die Oberfläche und gelangt damit ins Meer.
Je nach Kontaktdauer zwischen Wasser und Gestein wird mehr oder weniger Mineral gelöst. Der kontinuierliche Lösungsvorgang führt dazu, dass Salze im Meer angereicht werden und deren Salzkonzentration zunimmt. Durch die Sonneneinstrahlung auf der Meeresoberfläche verdunstet ein Teil des Wassers. Die gelösten Salze bleiben zurück. Der Wasserdampf besteht aus Süßwasser, welches in Wolken kondensiert wird und anschließend in Form von Regen oder Schnee zurück auf die Erde fällt. Niederschlagswasser ist somit das mineralärmste Wasser.

Salze werden seit Jahrmillionen im Meer angereichert. Das Meerwasser hat einen durchschnittlichen Salzgehalt von etwa 3,5 Prozent. Das bedeutet, dass aus einem Liter Meerwasser 35 Gramm Salz gewonnen werden können. Die Salzkonzentration kann je nach Meer um maximal vier Prozent schwanken. Wo mehr Wasser verdunstet, bleibt mehr Salz zurück. Deswegen ist zum Beispiel das Tote Meer extrem salzig. Es hat einen Salzgehalt von etwa 28 Prozent. Einer Badewanne mit 150 Litern Wasser müsste man 51 Kilogramm Salz hinzufügen, um eine ähnliche Konzentration zu erhalten. Bei Meeren kommt es aber auch darauf an, wie viele Flüsse in Ihnen enden. Die Ostsee ist viel salzarmer als das Mittelmeer, denn sie hat einen enormen Süßwasserzustrom über die Flüsse, wie zum Beispiel der Oder.

Je nach geologischen, klimatischen oder chemischen Bedingungen können Salze aber auch wieder aus dem Meerwasser ausfallen. Einige Meeresorganismen, wie Muscheln oder Seeigel, können dem Meer das Salz auch wieder entziehen. Sie nutzen die Salze, um ihre Kalkschalen zu bilden. Gleichzeitig werden auf dem Grund der Ozeane aus Meersalz neue Nährstoffe gebildet. Daher ist der Salzgehalt unserer Ozeane über die letzten Jahrtausende in etwa konstant geblieben.

Beitragsbild: MarcMatecki/Pixabay

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