Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton. All diese Namen prägten die Formel 1 in den vergangenen Jahrzehnten – und das zu Recht. Doch wann werden wir endlich Frauennamen in der Rangliste einer der erfolgreichsten Rennserien sehen?
Dass eine Frau bereits am Steuer eines Formel-1-Wagens saß, ist wohl den wenigsten bekannt. Tatsächlich waren es „sogar“ fünf. Lella Lombardi fuhr 1975 beim Großen Preis von Spanien den sechsten Platz ein. Das ist nun fast 50 Jahre her. Die Italienerin Giovanna Amati war die letzte Frau, die an einem Rennen in der Königsklasse teilnahm. Das war 1992. Seitdem sind die Lenkräder ausschließlich in männlicher Hand. Noch vor kurzem fragte mich meine kleine Cousine, ob Frauen überhaupt in der Formel 1 fahren dürften.
Die weibliche Besetzung bleibt in der Formel 1 zunächst auf der Strecke. Die „Grid-Girls“, die bis 2018 noch die Rennstrecken mit knappen Outfits schmücken sollten, waren der Startaufstellung in den vergangenen Jahren so nah wie keine andere Frau. Es scheint, als müssten Frauen stets als Ausnahmetalent gelten, um im Sport akzeptiert zu werden und eine Chance zu erhalten, sich zu beweisen. So setzen Sponsoren, die für den Motorsport eine entscheidende Rolle einnehmen, oftmals nicht auf Fahrerinnen. Dasselbe gilt im Übrigen für männliche junge Talente. Ohne ausreichende Finanzierung ist eine erfolgreiche Motorsportkarriere aussichtslos. Es müssen nicht nur ausreichend Ersatzteile bereitstehen oder Möglichkeiten für Auto-Upgrades während der Saison gegeben sein. Gleichzeitig müssen zahlreiche Teammitglieder bezahlt werden. Allein für die Teilnahme an Meisterschaften müssen Teams Startgebühren blechen. Das Budget muss stimmen, um den Teams erfolgreiche Rennsaisons zu ermöglichen. Deshalb es ist an der Zeit, auf junge Nachwuchsfahrerinnen zu setzen und diese genauso zu fördern wie die männlichen, bereits etablierten Sportler.
2019 wurde die Rennserie „W-Series“ ins Leben gerufen. Diese soll Frauen den Weg für mögliche Formel-1-Teilnahmen in der Zukunft frei machen. Es scheint ein guter Schritt zu sein, um Fahrerinnen in der Motorsportwelt eine Bühne zu geben. Aber ist eine abgesonderte Rennserie für Frauen der richtige Weg, um zu zeigen, dass sie genauso kompetitiv sind wie Männer oder bewirkt diese nicht genau das Gegenteil? Geschlechtertrennung in einen Sport zu bringen, bei dem die geschlechterspezifische Statur unerheblich ist, scheint mir eine zweckwidrige Lösung zu sein. Die Fähigkeiten und die sportliche wie gesundheitliche Verfassung der Fahrer*innen sind entscheidend – nicht das Geschlecht.
Dass es genug talentierte Fahrerinnen im Motorsport gibt es, die es sich zu fördern lohnt, zeigen zurzeit nicht nur Jamie Chadwick in der W-Series und Sophia Flörsch in der European Le Mans Series. Vorbilder, nach denen junge Mädchen streben können, sind entscheidend, um sie zu motivieren, ihre Ziele in dem Sport zu erreichen. Diese braucht es erst recht in der Formel 1. Denn dann werden sich vielleicht sogar junge Mädchen wie meine Cousine in einem Ferrari über die Grand-Prix-Strecke in Monaco flitzen sehen.
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